Deutschlands Sparer haben harte Jahre hinter sich. Null- und sogar Negativzinsen mussten sie ertragen, an Rendite war gar nicht zu denken. Dabei ist deutschen Anlegern Sicherheit traditionell sehr wichtig. Umso erfreulicher die Botschaft der Direktbank ING Deutschland (früher Diba), dass sie ab sofort wieder drei Prozent Zinsen auf Tagesgeldkonten bezahlt. Damit ist die Inflation von zuletzt rund acht Prozent zwar noch bei Weitem nicht ausgeglichen, aber das Sparangebot ist aktuell das beste auf dem Markt, zumal von einer Bank mit zuverlässiger europäischer Einlagensicherung.
Das Angebot
Statt wie bisher zwei Prozent bezahlt die ING Neukunden nun drei Prozent Zinsen für Guthaben bis zu 50 000 Euro. Die Garantiezeit für diesen Zins wurde von vier auf sechs Monate erhöht. Auch Bestandskunden bekommen drei Prozent Zinsen, wenn sie „frisches Geld“ von einem externen Konto bei der ING einzahlen, erklärt das Finanzportal Biallo. Für Beträge ab 50 000 Euro gilt ein variabler Zinssatz von aktuell 0,60 Prozent pro Jahr.
Der Hintergrund
Im Zinstief der vergangenen Jahre kosteten Einlagen die Banken Geld. Denn sie mussten bei der Europäischen Zentralbank eine Gebühr für dort geparkte Summen bezahlen. Entsprechend gering war das Interesse der Banken daran, neue Spargelder einzuwerben. Das hat sich mit der Zinswende geändert. Seit die EZB den Leitzins nach und nach auf inzwischen 3,5 Prozent erhöht hat, lohnt sich das Geschäft wieder. Viele Geldhäuser buhlen um Neukunden, weswegen sie denen oft auch die besseren Konditionen anbieten – Bestandskunden haben dann das Nachsehen. Auch deshalb ist das ING-Angebot bemerkenswert.
Der Ausblick
Die relativ hohen Zinsen der ING werden den Wettbewerb um Spargelder anheizen, erwartet Oliver Maier, Geschäftsführer des Vergleichsportals Verivox. „Vor allem Sparer, die bereit sind, ihr Geld gelegentlich umzuschichten, können von solchen Werbeangeboten profitieren.“ Sobald der Aktionszeitraum abgelaufen ist, wechselt man einfach zur nächsten Bank und zum nächsten Werbeangebot.
Die Anderen
Andere Banken dürften also nachziehen. Bislang relativ großzügig ist die zur spanischen Santander gehörende Suresse Direkt Bank, die ebenfalls drei Prozent auf Tagesgeld bezahlt, allerdings nur für Neukunden und nur vier Monate lang. Ab dem fünften Monat gebe es aber „immer noch überdurchschnittliche 1,75 Prozent“, heißt es bei Biallo. Im Durchschnitt zahlen Banken keine 1,4 Prozent für Tageseinlagen.
Die Sicherheit
Hohe Zinsen sind nicht das einzige Kriterium für die Geldanlage. Genauso wichtig ist die Sicherheit im Falle einer Schieflage der Bank. Anleger bei europäischen Geldhäusern müssen sich diesbezüglich wenig Sorgen machen, denn es gilt die europäische Einlagensicherung. Konkret: Wer bei einer Bank in der Europäischen Union ein Giro-, Tages- oder Festgeldkonto hat, dessen Erspartes ist bis zu einer Summe von 100 000 Euro gesetzlich geschützt. Darüber hinaus gibt es in Deutschland neben der gesetzlichen Einlagensicherung noch freiwillige Sicherungssysteme, zum Beispiel der Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehen. Die privaten Banken (also etwa Deutsche Bank, Commerzbank und Hypovereinsbank) sind der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) unterstellt.
Wie sicher das Geld auf einem ausländischen Bankkonto ist, hängt am Ende von dem jeweiligen Land ab. Länder, die von Rating-Agenturen eine Top-Note bekommen („AAA“), so etwa Deutschland, Liechtenstein. Dänemark oder die Niederlande, dürften wohl keine Schwierigkeiten haben, Anleger zeitnah zu entschädigen. Die Einlagensicherung gilt übrigens pro Bank und Kunde – nicht etwa pro Konto und Kunde, wie Biallo erläutert. Es bringt also nichts, bei einer Bank mehrere Konten zu eröffnen, um mehrere 100 000 Euro abzusichern. Man kann größere Summen aber auf verschiedene Banken verteilen. Und für Ehepaare ist ohnehin die doppelte Summe, als 200 000 Euro gesichert – selbst wenn das Geld auf einem Konto liegt.