Zahlen zur deutschen Konjunktur prägten die wirtschaftlichen Schlagzeilen dieser Woche. Zunächst vermeldete das ifo-Geschäftsklima den sechsten Anstieg in Folge. Dies ist grundsätzlich erfreulich. Trotz dieser erneuten Verbesserung bleibt die Stimmung der deutschen Unternehmen jedoch unter dem langjährigen Durchschnitt. Es ist immer noch die Erleichterung über den überstandenen Energiewinter, die das Geschäftsklima treibt. Die Stimmung bei den Unternehmen zeichnet daher ein gemischtes Bild. Die Lage ist deutlich besser als noch vor Monaten befürchtet. Angesichts steigender Zinsen und fragiler Weltkonjunktur wird aber auch nicht mit einem kräftigen Aufschwung gerechnet. Dieses Stimmungsbild wurde gegen Ende der Börsenwoche durch die „harten Daten“ zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal bestätigt. Demnach hat die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu den vergangenen drei Monaten des Vorjahres mindestens stagniert, was noch vor wenigen Wochen als ausgeschlossen galt.
Die Aktienmärkte haben diese wirtschaftliche Aufhellung in diesem Jahr mit deutlich steigenden Kursen quittiert. Jetzt herrscht eine abwartende Haltung vor, bis sich die weiteren Perspektiven klären. Wenig Beachtung fand an den Finanzmärkten der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst. Obwohl er an die Abschlüsse in den inflationsträchtigen 70er-Jahren anknüpft, machen die Marktteilnehmer noch keine akuten Gefahren einer Preis-Lohn-Spirale aus. Tatsächlich sind es auch die Lohnabschlüsse im kommenden Jahr, die darüber entscheiden, ob die Inflation weitergeht oder gestoppt werden kann. Bis dahin können die Notenbanken jedoch noch keine Entwarnung bei den Zinsen geben.
Es steht eine große Woche der Zentralbanken ins Haus. Die Fed wird beim Zinsentscheid in der kommenden Woche zum zehnten Mal in Folge das Leitzinsintervall anheben. Wie bei den beiden vorangegangenen Meetings dürfte diese Anhebung allerdings nur 25 Basispunkte betragen, denn der Konjunktur in den Vereinigten Staaten geht langsam die Puste aus. Auch nahm die Inflation im Bereich der Dienstleistungen im März von 6,9 Prozent auf 6,1 Prozent sehr deutlich ab. Auch im Euro-Raum nimmt die Inflation ab. Aber auch hier kühlt der Kern der Inflation nur langsam aus, sodass auch die Europäische Zentralbank ihren Leitzins um ein Viertel Prozentpunkt anheben dürfte.