Der deutsche Aktienmarkt hat sich in den vergangenen Tagen wieder an sein Rekordniveau aus dem Herbst 2021 herangerobbt. Seit Jahresanfang hat er nun über 2000 Punkte gewonnen, seit Herbst 2022, als Deutschland vor einem Krisenwinter mit Gasmangel zitterte, sogar über 4000 Punkte – eine ganz schöne Menge. Da wollen viele wissen: Ist jetzt noch mehr drin? Aber eine Einschätzung, wie das bis zum Jahresende weitergeht, ist leider nicht besonders seriös.
Der Aktienmarkt funktioniert wie ein großes Auktionshaus. Kaufinteressenten einer Aktie bieten einen maximalen Preis, den sie zu zahlen bereit sind. Verkäufer hingegen verlangen einen Mindestpreis. Immer dann, wenn sich beide Parteien treffen, findet ein Handel statt. Wie bei allen Auktionen kann man als Käufer dabei nichts gewinnen, man bekommt die Aktie nur dann, wenn man in dem Moment bereit ist, mehr als die anderen Marktteilnehmer zu zahlen. Wer am oberen Ende bietet bekommt die Aktie, hat aber tendenziell zu viel gezahlt. Wer nicht am oberen Ende bietet, geht bei der Auktion leer aus. Man kann sich fragen, warum dann überhaupt so viel gehandelt wird. Vereinfacht gesprochen kommt ein Handel nur zustande, wenn der Verkäufer einen gegebenen Preis für zu teuer hält (und damit einen Verkauf für vorteilhaft) und ein Käufer diesen Preis für zu billig hält (und einen Kauf für vorteilhaft). Offensichtlich liegt immer einer von beiden richtig und einer falsch.
Betrachten wir das Jahr 2023 bis heute, dann ist der Dax der große Gewinner. Sein Wertzuwachs liegt mit ca. 15 Prozent deutlich über jenen der Aktienmärkte in den USA, China oder Japan. Offensichtlich waren Käufer bereit, mehr für deutsche Unternehmen als 2022 zu bezahlen. Ich würde ihnen das gerne erklären und hier über eine gute ökonomische Entwicklung oder eine zukunftsfähige deutsche Wirtschaftspolitik schreiben. Oder ich würde gerne auf steuerliche Entlastungen oder weniger Bürokratie hinweisen, sodass die deutsche Wirtschaft wieder wettbewerbsfähiger werden kann. Leider findet sich davon nichts, im Gegenteil. Ein grauer Himmel über der Zukunft der deutschen Wirtschaft hat sich weiter eingetrübt. Das Projekt von Habeck, Graichen & Familie zum Umbau der freien Marktwirtschaft wird national und international zunehmend als realitätsfremd eingeschätzt.
Vielleicht liegt die gute Entwicklung des Dax einfach nur daran, dass er in den letzten fünf Jahren außerordentlich schlecht gelaufen ist und deutsche Unternehmen entsprechend billig geworden sind. Der Boom dieses Jahres basiert dann auf der Hoffnung, dass es nicht ganz schlimm kommt, wie noch 2022 befürchtet wurde. Doch auch das ist noch nicht ganz klar. Ende 2023 wird man wissen, ob die Käufer oder die Verkäufer ein schlechtes Geschäft gemacht haben.