Viele Reisende unterschätzen das Kostenrisiko, das bei einer Erkrankung im Ausland auf sie zukommen kann. Vor allem, wenn ein Rücktransport nach Hause angezeigt ist, wird es teuer.
Krankenkasse
Bei Arztbesuchen im EU-Ausland und Ländern, mit denen Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen hat, spring im Akutfall auch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ein. Allerdings lückenhaft: „Die Krankenkasse bezahlt nur das, was auch den gesetzlich Versicherten im jeweiligen Urlaubsland zusteht“, sagt Susanne Punsmann, Gesundheitsexpertin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Und die Standards können dort deutlich niedriger sein als in Deutschland. Dann müssen Urlauber das Plus an notwendiger Behandlung, die im Ausland zum Einsatz kommt, selbst bezahlen. Gleichzeitig zahlt die Kasse maximal den Vergütungsbetrag, den sie für dieselbe Leistung in Deutschland erbringen würde. Auch so können Kosten entstehen, auf denen der Urlauber sitzen bleibt – etwa wenn bestimmte Behandlungen im Ausland teurer sind. „Nie bezahlt wird der medizinische Rücktransport in die Heimat“, erinnert Punsmann. Den muss der Urlauber immer selbst bezahlen. Grundsätzlich besteht außerhalb Europas gar kein Schutz durch die GKV.
Versicherung
Egal, ob es auf einen Wochenendtrip ins benachbarte Ausland geht, für mehrere Wochen mit dem Rucksack nach Asien oder über den Winter nach Teneriffa – eine Auslandsreisekrankenversicherung sollte immer mit im Gepäck sein, denn die möglichen Zuzahlungen können sich auf tausende von Euro summieren. Die Police deckt die kompletten Behandlungskosten bei Notfällen.
Rücktransport
Die wichtigste Leistung ist der Rücktransport in die Heimat. Viele Versicherer bezahlen den medizinisch „notwendigen“ Rücktransport, den der Arzt oder die Ärztin anordnen muss. Besser ist es, wenn auch der „sinnvolle“ Transport bezahlt wird, damit ist das Leistungsspektrum etwas erweitert. „In der Praxis wird der Rücktransport oft abgelehnt“, sagt Punsmann. „Nur weil einem im Ausland die medizinischen Standards nicht gefallen, wird man nicht nach Hause geflogen.“
Dauert der Krankenhausaufenthalt im Ausland länger als zwei Wochen, ist das eher ein Argument für den Heimflug – genauso wie erforderliche Behandlungen, die im Urlaubsland nicht zur Verfügung stehen.
Vorerkrankungen
Reisende mit Vorerkrankungen haben es oft schwer, einen pauschal gültigen Versicherungsschutz zu bekommen. Die Police leistet nur bei unvorhersehbaren Erkrankungen. Eine gut eingestellte chronische Erkrankung, die sich plötzlich verschlechtert, sollte aber gedeckt sein. „Darüber gibt es aber oft Streit mit dem Versicherer“, so Punsmann.
Senioren/Chroniker
Leider gibt es bei vielen Anbietern privater Auslandskrankenversicherungen auch ein Höchsteintrittsalter. Auch muss man sich darüber im Klaren sein, dass chronische Krankheiten vom Leistungsfall ausgeschlossen sind. Trotzdem sollte die Police auch mit diesen Einschränkungen unbedingt mit ins Gepäck. Denn dann sind zumindest akute Erkrankungen oder Unfälle abgesichert. Für Senioren mit Vorerkrankungen – und grundsätzlich für alle Reisenden mit Vorerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes oder Multiple Sklerose – gilt eine besondere Regelung: Wer wegen einer Vorerkrankung oder aufgrund seines Alters (in der Regel über 70 Jahre) nachweislich keine private Auslandskrankenversicherung erhält, kann über die gesetzliche Krankenversicherung abgesichert werden, wenn er sich dies vorher von seiner Kasse genehmigen lässt. Allerdings werden nur die Kosten gedeckt, die auch in der Heimat entstanden wären und das maximal für eine Dauer von sechs Wochen im Jahr. Diese Regelung gilt auch für außereuropäische Länder (Paragraf 18 SGB 5). In den USA, wo Behandlungskosten um ein Mehrfaches teurer als in Deutschland sind, würde der Patient trotzdem auf einem hohen Eigenanteil sitzen bleiben.
Beiträge
Übliche Policen gelten für Reisen von bis zu etwa sechs Wochen und kosten ab rund zehn Euro für Singles und 30 Euro für Familien. Senioren zahlen mehr. Wer länger reist, braucht einen speziellen Schutz für Langzeitaufenthalte, der deutlich teurer ist. Ab 400 Euro aufwärts kosten Jahrespolicen für junge Menschen, für Senioren wird es oft viel teurer, häufig drei- oder fünfmal so viel. Das gilt umso mehr, wenn auch die USA und Kanada gedeckt sein sollen, denn dort sind Behandlungskosten besonders teuer.
Tipp: Einige goldene Kreditkarten wie etwa die von American Express oder Miles & More, oder auch zum Beispiel die Kreditkarte des ADAC im zubuchbaren Paket „Platin“, enthalten einen Auslandsreisekrankenschutz. Vor Abreise sollte man aber den Umfang der Leistungen genau prüfen.
Privatversicherte
Wer eine private Krankenversicherung hat, ist oft auch auf Reisen versichert. Dennoch sollte man den Tarif überprüfen, zum Beispiel darauf, ob auch ein Rücktransport eingeschlossen ist.
Mehr Informationen
Das mehrseitige Dossier zum Thema gibt es unter der Fax-Abrufnummer 09001/25 26 65 53 (1 Minute = 0,62 Euro) bis 6. Juli.
Oder senden Sie einen mit 1,00 Euro frankierten und adressierten Rückumschlag plus 1,60 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort „Krank im Ausland“ an: Biallo & Team GmbH, Bahnhofstr. 25, 86938 Schondorf. Oder Sie schicken eine E-Mail an: ratgeber@biallo.de