35 Jahre Dax: 1300 Prozent Gewinn

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

Als der Aktienindex Dax vor 35 Jahren in den Handel startete, war viel Leben auf dem Parkett der Börse Frankfurt: Die Händler nahmen noch per Telefon die Kauf- und Verkaufswünsche an, stimmten sich teils schreiend mit Kollegen ab, riefen Orders durch die Halle. Über dem Trubel schwebte die große Anzeigetafel, von der man den Dax-Kurs ablesen konnte. 1163 Punkte zeigte sie am ersten Handelstag, dem 1. Juli 1988. Doch wie hat sich der Dax seither entwickelt? Wie investiert man in deutsche Aktien? Und was ist der Dax eigentlich? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist der Dax eigentlich genau?

Der Dax ist der Leitindex der Deutschen Börse. 1988 waren die 30 wichtigsten deutschen Aktien in ihm, seit 2021 sind es 40. Wird ein Unternehmen zu klein oder geht wie Wirecard pleite, fliegt es aus dem Dax. So erging es etwa Nixdorf, Karstadt Quelle oder der Bayerischen Vereinsbank. Firmen können umgekehrt auch in die erste Börsenliga aufsteigen, zuletzt etwa der Rüstungskonzern Rheinmetall. Elf Gründungsmitglieder sind bis heute ohne Unterbrechung dabei: Allianz, BASF, Bayer, BMW, Daimler, Deutsche Bank, Eon, Henkel, RWE, Siemens und VW.

Woher kommt der Name überhaupt?

Bei seinem Start im Sommer 1988 hieß der Dax noch DAI, kurz für deutscher Aktienindex. Das habe aber zu japanisch geklungen und sei auch wenig griffig gewesen, erinnerte sich Manfred Zaß, einer der Gründerväter des Dax, später. Ihm fielen damals Bulle und Bär ein, die an den Börsen für Phasen mit steigenden und fallenden Kursen stehen. „Da habe ich vom Index nicht den ersten, sondern den letzten Buchstaben übernommen“, so Zaß. Fertig war das Akronym „Dax“.

Wie hat sich der Dax seit 1988 entwickelt?

Seit dem Ende des ersten Handelstags ist der Dax von 1163 auf rund 16 150 Punkte gestiegen. Das ist ein Plus von fast 1300 Prozent oder rund acht Prozent pro Jahr. Wer im Juli 1988 genau 11 630 Euro in den Index investiert hätte, könnte sich heute über rund 161 000 Euro freuen. Enthalten sind dort auch die Dividenden, die anders als etwa beim US-Index Dow Jones einfließen. Mit dieser Wertentwicklung war der deutsche Dax sogar lukrativer als der globale MSCI World. Zuletzt hinkte er dem MSCI World aber hinterher, wo Apple, Amazon oder Google für hohe Gewinne sorgten. Auch deshalb raten Experten dazu, lieber global zu investieren.

Welche Branchen sind stark im Dax vertreten?

Anders als im MSCI World oder im amerikanische S&P 500, in denen Technologiefirmen dominieren, steckt im Dax viel alte Industrie: Je nach Rechenweise entfällt rund die Hälfte des Indexgewichts auf Industriekonzerne wie Siemens, Airbus, BASF, Rheinmetall, MTU Aero Engines und Fahrzeugbauer wie Daimler und Daimler Truck, BMW, Porsche und VW. Dem stehen nur die beiden Technologiefirmen SAP und Infineon gegenüber. Viele Dax-Mitglieder sind Weltkonzerne, im Schnitt machen sie laut der Fondsgesellschaft Deka nur 17 Prozent ihrer Umsätze hierzulande. Ob sie repräsentativ für die deutsche Wirtschaft sind, sei dahingestellt, zumal es neben dem Dax die mittelgroßen Werte im MDax und den Technologieindex TecDax gibt.

Wie könnte sich der Dax in Zukunft schlagen?

Der Mangel an Software- und Technologiefirmen bremst den Dax etwas aus. Dass die globalen Spannungen zunehmen, setzt den deutschen Exporteuren ebenfalls zu. Deutsche Firmen müssten innovativ bleiben, um ihre Stellung zu verteidigen, sagt Joachim Schallmayer von der Deka. Passiere das, werde der Index seine Erfolgsgeschichte fortsetzen: „Wir rechnen für die kommenden Jahre – trotz unumgänglicher Kursschwankungen – mit einer durchschnittlichen jährlichen Renditeentwicklung von sechs Prozent“, sagt Schallmayer.

Wie kann man in deutsche Aktien investieren?

Am einfachsten geht das mit ETF genannten Indexfonds, die für geringe Gebühren das Auf und Ab des Dax abbilden, indem sie alle dort gelisteten Aktien kaufen. Daneben gibt es Fonds, für die Fondsmanager Aktien selektieren und auch noch Nebenwerte beimischen können. Phasenweise hat das gut funktioniert, große und bekannte Fonds wie der DWS Aktienstrategie Deutschland oder der Fidelity Germany ließen den Dax und damit die ETFs teils klar hinter sich. Nun hat sich die Lage gedreht: „ETFs hatten in den vergangenen Jahren bei der Performance klar die Nase vorn“, sagt Barbara Claus vom Analysehaus Scope. Lediglich kleine und spezialisierte Fonds mit sehr hohem Nebenwerteanteil und entsprechend hohem Risiko seien besser als der Dax gewesen. Das könne sich aber auch wieder ändern, so Claus.

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