Grün tut dem Haus gut

von Redaktion

VON HELGA RIEDEL

Mit Efeu, Wildem Wein oder Geißblatt, genügsamen Stauden, Kräutern und Gräsern lassen sich triste Fassaden und Flachdächer nicht nur verschönern. Die grünen Häuserhüllen sind wichtige ökologische Ausgleichsflächen, sie verbessern Luftqualität und Mikroklima und wirken als natürliche Dämmung gegen Hitze und Kälte. Viele Kommunen fördern deshalb die Gebäudebegrünung mit Zuschüssen.

Vorteile

Vorteile für Eigentümer und Bewohner: Extreme Temperaturunterschiede, UV-Strahlung, Frost, Hagel und Sturm lassen Flachdächer schnell altern. Nach 15 bis 25 Jahren ist oft die Totalsanierung fällig. Eine schützende Pflanzendecke verlängert die Lebensdauer leicht um das Doppelte. Begrünte Dächer und Fassaden sind zudem eine wirkungsvolle Klimaanlage: Durch Beschattung und Verdunstung kühlt die Pflanzenhülle im Sommer, im Winter ist sie zusätzliche Wärmedämmung. Das spart Energie und CO2. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage erhöht sich deren Ausbeute durch die kühlere Umgebungstemperatur. Die Abwassergebühren für Niederschlagswasser sinken. Weiche Pflanzendecken vermindern Schallreflexion und erhöhen Schalldämmung.

Vorteile für Natur und Umfeld: Begrünte Häuser bieten Vögeln und Insekten einen Ersatzlebensraum und fördern damit Artenschutz und Biodiversität. Auf einem begrünten Dach lassen sich 50 bis 90 Prozent des Regenwassers auffangen und durch die natürliche Verdunstung wieder in den Wasserkreislauf zurückführen. Neben der Verbesserung des Mikroklimas filtert die Pflanzendecke viele Schadstoffe und Feinstaub, speichert CO2 und produziert Sauerstoff.

Varianten

Bei der Flachdachbegrünung unterscheidet man zwischen extensiver Begrünung (Substrat-Höhe von fünf bis 15 cm und genügsame Pflanzen wie Sedum-Arten, Moose, Gräser und Kräuter, einfach-intensiver Begrünung (15 bis 25 cm Substrat, das auch die Pflanzung von niedrigen Stauden und verholzenden Klein-sträuchern wie Lavendel erlaubt) und intensiver Begrünung mit einer Erdschicht von 25 bis 80 und mehr cm. Hier lässt sich ein Dachgarten mit Bäumen, Sträuchern und Blumen und/oder Gemüse und Obst anlegen. Bei der Fassadenbegrünung gibt es die bodengebundene Begrünung mit im Erdreich oder einem Gefäß wachsenden Selbstklimmern wie Efeu und Wilder Wein oder Kletterpflanzen wie Clematis, Rose oder Blauregen, die eine Rankhilfe benötigen. Oder die wandgebundene Begrünung mit an der Fassade befestigten Gefäßen oder vorgesetzten senkrechten Textil-, Platten- oder Containersystemen.

Voraussetzungen

Eine Dachbegrünung ist bis zu einer Dachneigung von 15 Prozent und bei einem intakten, dichten Dachaufbau recht einfach möglich. Spezielle Systeme erlauben auch die Begrünung von Steildächern. Welche Variante realisierbar ist, bestimmt die Statik des Hauses. Sie ist von einem Fachmann zu prüfen. Denn die Dachlast pro Quadratmeter (qm) liegt zwischen 80 und 230 Kilogramm bei der extensiven und über 300 Kilo bei der intensiven Bepflanzung.

Bevor die Natur Einzug halten kann, muss sichergestellt sein, dass das Dach absolut wasserdicht ist. Angesichts der langen Lebensdauer begrünter Dächer empfiehlt es sich, ältere, zwar noch intakte, aber schon verwitterte Dachabdichtungen vorsichtshalber zu erneuern.

Für Dachterrasse oder -garten ist eine Baugenehmigung nötig.

Fassaden mit Wärmedämmung und Hinterlüftung sind nicht für eine Begrünung mit Selbstklimmern geeignet, denn deren Triebe wachsen in Putzrisse oder hinter Verschalungen und können Schäden verursachen. Alternativ bieten sich Gerüstkletterpflanzen an.

Im Zweifelsfall ist die Beratung durch einen Fachmann sicher eine Investition, die Frust und Bauwerksschäden verhindern kann.

Kosten/Förderung

Die Kosten pro qm liegen bei extensiver Dachbegrünung zwischen 25 und 50 Euro, beim Dachgarten bei 60 bis 150 Euro. Für die bodengebundene Fassadenbegrünung reichen 15 bis 35 Euro, die wandgebundenen Systeme beginnen bei etwa 400 Euro. Bauherren oder Mieter müssen die Kosten vielerorts nicht alleine tragen, die ökologischen Vorteile begrünter Dächer sind den Kommunen bares Geld wert. Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall.

Der Kies auf Flachdächern kostet etwa 25 bis 35 Euro pro qm – da gibt es das langlebigere Gründach also fast zum gleichen Preis, mit Förderung sogar günstiger. Der Antrag muss vor Baubeginn beziehungsweise Auftragserteilung gestellt werden. Begrünte Dächer werden in vielen Gemeinden als Entsiegelungsmaßnahme anerkannt und mit 50 Prozent Abschlag bei den Abwassergebühren für Niederschlagswasser belohnt. Verbleibt das gesamte Regenwasser auf dem Grundstück, können die Gebühren komplett gestrichen werden. Auch bei der Fassadenbegrünung steigt die Förderbereitschaft: 37 Prozent der Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern förderten 2022 laut Recherchen von Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) und Naturschutzbund Deutschland (Nabu) die Fassadenbegrünung. Welche Kommune wie fördert, erfährt man auf der Internetseite des BuGG.

Mehr Informationen

Das mehrseitige Dossier zum Thema gibt es unter der Fax-Abrufnummer 09001/25 26 65 52 (1 Minute = 0,62 Euro) bis 3. August. Oder senden Sie einen mit 1,00 Euro frankierten und adressierten Rückumschlag plus 1,60 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort „Dach begrünen“ an: Biallo & Team GmbH, Bahnhofstr. 25, 86938 Schondorf. E-Mail an: ratgeber@biallo.de.

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