Sabbatical – Auszeit vom Job

von Redaktion

VON PERNILLA RAUH

Das Bedürfnis nach Erholung und Entschleunigung wird immer größer. Auch der aktuelle Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse bestätigt: Die Hälfte der Berufstätigen hat mehr Stress am Arbeitsplatz als vor Corona. Der neueste Trend gegen Überlastung ist ein sogenanntes Sabbatical – eine mehrmonatige Auszeit vom Job. Was das genau ist und wie man es am besten umsetzt, haben wir die Profis gefragt.

Was ist ein Sabbatical überhaupt?

Sabbatical leitet sich ab vom hebräischen Wort „schabbat“ und bedeutet wörtlich übersetzt „Ruhepause“. Der Sabbat dauert von Sonnenuntergang am Freitag bis zur Dunkelheit am Samstag und soll der Erholung dienen. Es passt von der Bedeutung also ganz gut zu dem, was ein Sabbatical ist. Nämlich eine mehrmonatige Auszeit vom Alltag und vor allem vom Job.

Warum wollen Menschen eine Auszeit von Ihrem Job?

Laut der Gewerkschaft Verdi empfiehlt sich ein Sabbatical, wenn die Wochenenden und der reguläre Urlaub nicht mehr ausreichen, um sich zu erholen. Viele nutzen die Gelegenheit auch, ihre aktuelle Situation zu überdenken und sich neu zu orientieren. Entsprechend ist ein Sabbatical oft eine einmalige Sache und keine Dauerlösung: Beim Wiedereinstieg in den Job kann der Stress zurückkommen. Betroffene sollten deshalb parallel eine Strategie für gesunde Stressbewältigung entwickeln. Erholung geht eben leider nicht auf Vorrat.

Wie lange kann es dauern?

Im Sabbatical werden Berufstätige für eine Zeit von bis zu einem Jahr freigestellt.

Was tun die Leute konkret?

Laut der Gewerkschaft Verdi nutzen die Menschen Sabbaticals in der Regel für Regeneration, Neuorientierung, berufliche Weiterbildung, persönliche Projekte und Familienaufgaben. Die Auszeit werde oft dazu genutzt, den Fokus neu zu setzen. Olga Schwalbe von der Bundesagentur für Arbeit erklärt, dass viele in ihrem Sabbatical persönliche Projekte verwirklichen oder für eine längere Zeit ins Ausland gehen, um zum Beispiel neue Kulturen zu entdecken oder Sprachen zu lernen. Die Auszeit bietet auch die Möglichkeit, sich beruflich oder auch persönlich weiterzubilden, so Schwalbe.

Wer kann ein Sabbatical machen?

Beamte und Tarifbeschäftigte haben die Möglichkeit, sich eine bestimmte Zeit lang von ihrem Job freistellen zu lassen, erklärt die Gewerkschaft Verdi. Um diese Auszeit zu finanzieren, wird zeitweise in eine Teilzeitbeschäftigung gewechselt und dabei Vollzeit gearbeitet. Auf Antrag kann der Überschuss an Arbeitszeit ausbezahlt werden, in Form eines Sabbaticals. In der freien Wirtschaft ist das meist ähnlich geregelt. Es gibt drei mögliche Modelle, erklärt Kathrin Stelzer, Expertin bei der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd. Arbeitnehmer können unbezahlten Sonderurlaub nehmen, Arbeitszeitguthaben ansparen, freiwillig auf Lohn verzichten oder den Arbeitsvertrag in eine Teilzeitbeschäftigung umwandeln.

In welcher Lebensphase ist das sinnvoll?

Sarah von Wehrs, Kommunikationschefin der Deutschen Bank, erklärt: Eine genaue Regel, ob und wann das Sabbatical eingelegt werden sollte, gibt es nicht. Es hängt stark von der individuellen Situation ab und lässt sich pauschal schwer beantworten. Am meisten Sinn hat ein Sabbatical, sobald die Stressbewältigung im Job nicht mehr zu schaffen ist. Wenn es eigentlich Zeit bräuchte, um sich umzuorientieren oder weiterzubilden und dies neben dem Beruf einfach nicht möglich ist.

Wie verbreitet sind Sabbaticals?

Laut einer Studie des Münchner ifo-Instituts bietet ein Viertel der befragten Unternehmen seinen Angestellten an, ein Sabbatical einzulegen. Bemerkenswert laut dieser Studie ist, dass im Sektor Industrie und Dienstleistungen ein Sabbatical mehr als doppelt so häufig ermöglicht wird. Sarah von Wehrs erklärt, dass bei der Deutschen Bank zum Beispiel bis Ende 2022 über 5000 Mitarbeiter ein Sabbatical geplant oder gemacht hätten.

Im nächsten Teil

unserer dreiteiligen Serie

klären wir, wie man ein Sabbatical am besten finanzieren kann.

Artikel 4 von 6