Zeit und Geld für das Sabbatical

von Redaktion

VON PERNILLA RAUH

Der Berg an Arbeit wird nicht kleiner und der Stress wächst mit. Eine mehrmonatige Auszeit – ein sogenanntes Sabbatical – kommt in diesen Fällen sehr gelegen. Doch viele halten eine solche Auszeit aus finanziellen Gründen nicht für realisierbar. Wir haben nachgefragt, wie sich die Auszeit bezahlen lässt.

Drei Modelle zur Finanzierung

Es gibt mehrere Modelle, aber nicht alle sind gleich gut geeignet. Beim unbezahlten Sonderurlaub verzichtet der Arbeitnehmer für den Zeitraum des Sabbaticals auf die Entgeltfortzahlung. Der Arbeitsvertrag wird in dieser Zeit sozusagen stillgelegt. Dieses Modell empfiehlt Christina Georgiadis vom Lohnsteuerhilfeverein (VLH) nicht unbedingt weiter, weil in dieser Zeit der Arbeitgeber nicht in die Sozialversicherung des Mitarbeiters einzahlt. Einziger Vorteil in diesem Szenario für den Arbeitnehmer ist, dass in der Zeit des Gehaltsverzichts auch weniger Steuern anfallen.

Im zweiten Modell können, laut Kathrin Stelzer von der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd, grundsätzlich alle denkbaren Zeitelemente wie beispielsweise Überstunden, Resturlaubstage oder Weihnachtsgeld angespart werden. Der Mehrbetrag kommt erst mal auf ein sogenanntes Arbeitszeitguthabenkonto. So entsteht ein Guthaben, mit dem das Unternehmen den Arbeitnehmer während der Auszeit bezahlen kann.

Beim freiwilligen Lohnverzicht wird für einen bestimmten Zeitraum auf einen Teil des Gehalts verzichtet. Das Gesparte landet auch hier auf einem Wertguthabenkonto und wird als Freizeitausgleich später ausgezahlt. Der Nachteil: Auch wenn sich die betreffende Person im Ausland befindet, muss der ausbezahlte Lohn in Deutschland versteuert werden, sagt Steuerexpertin Christina Georgiadis.

In der letzten Variante wird das Sabbatical im Rahmen einer Umwandlung des Arbeitsverhältnisses in eine Teilzeitbeschäftigung finanziert. Arbeitnehmer arbeiten Vollzeit weiter und werden für einen bestimmten Zeitraum Teilzeit angestellt. Die Mehrarbeit wird angespart und dann später wie bei den anderen Modellen ausgezahlt.

Insgesamt empfehlen sich aus Mitarbeiter-Sicht die Modelle mit Guthabenkonto, sagt Christina Georgiadis. In diesen Szenarien bleibt der Arbeitsvertrag nämlich während des Sabbaticals bestehen und der Arbeitgeber leistet die notwendigen Sozialabgaben weiter.

Vor- und Nachteile für Arbeitnehmer

Ganz gleich, in welcher Form der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber das Sabbatical vereinbaren, in jedem Fall wird weniger Gehalt gezahlt und damit entstehen auch weniger Sozialabgaben, erläutert Steuer-Expertin Georgiadis. Beim Modell des Sonderurlaubs entfallen für den Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge ganz und der Arbeitnehmer muss sich selbst darum kümmern. Dasselbe gilt auch für Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge.

Der Lohnverzicht vor Antritt des Sabbaticals hat gleich mehrere Vorteile, erklärt Georgiadis. Das auf das Wertguthabenkonto einbezahlte Bruttogehalt ist in der Ansparphase sozialabgaben- und steuerfrei. Erst bei Antritt des Sabbaticals muss dieses Geld versteuert werden. Zu diesem Zeitpunkt sind die Abzüge in der Regel niedriger, weil nicht die vollen Bezüge, sondern nur ein Teil des Gehalts ausgezahlt wird. Der Steuersatz ist also niedriger. Sarah von Wehrs, Kommunikationsleiterin bei der Deutschen Bank, erklärt außerdem, dass das Garantieren eines Sabbaticals die Arbeitgeberattraktivität steigert und zur Bindung von Mitarbeitern beiträgt.

Freiwillig weiter in der Sozialversicherung

Kathrin Stelzer beantwortet diese Frage anhand der drei verschiedenen Modelle. Beim unbezahlten Urlaub endet das versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis spätestens einen Monat nach Beginn der Freistellung. „Da während des unbezahlten Urlaubs keine Vergütung gezahlt wird, werden in diesem Zeitraum auch keine Beiträge zur Sozialversicherung entrichtet.“  Allerdings bestehe die Möglichkeit, dass der Versicherte für die Monate ohne Pflichtbeiträge in der Rentenversicherung freiwillige Beiträge zahlt. Beim Arbeitszeitguthabenmodell handelt es sich nicht um Wertguthabenvereinbarungen. Sobald der Arbeitnehmer für die Freistellung Arbeitszeitguthaben anspart, endet das versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis spätestens drei Monate nach Beginn der Freistellung. Sozialversicherungsbeiträge werden in der Zeit des Sabbaticals bis zum Ende des versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses vom Arbeitgeber entrichtet. Sobald eine befristete Freistellung mit einer schriftlichen Wertguthabenvereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber vorliegt, ist der Arbeitnehmer automatisch während der gesamten Zeit sozialversichert. Diese Sozialversicherungsbeiträge werden während der Freistellung von dem Wertguthabenkonto ausgezahlt.  Zusammengefasst: Auch mit Blick auf die Versicherungen sind die Modelle, in welchen der Arbeitnehmer Guthaben anspart am attraktivsten, bestätigt auch Christina Georgiadis.

Im nächsten Teil

klären wir, welche rechtlichen Ansprüche Arbeitnehmer bei einem Sabbatical haben und wie sie sich absichern können.

Artikel 3 von 5