Wie die Schufa mit Daten umgeht

von Redaktion

VON JÖRN BENDER

Neuer Handy-Vertrag, Kauf auf Rechnung im Internet, Finanzierung eines Autos, Kredit für den Hausbau – alles Fälle, in denen die Kreditauskunftei mit Sitz in Wiesbaden ins Spiel kommt. Mobilfunkanbieter, Autohäuser, Onlinehändler und Banken wollen sich über die Zahlungsmoral ihrer Kundschaft informieren, bevor Verträge geschlossen und Waren übergeben werden. Die Schufa liefert eine Einschätzung zur Kreditwürdigkeit. Über eine App sollen Verbraucher künftig ihren sogenannten Schufa-Basis-Score kostenlos und jederzeit digital abrufen können. „Noch im Laufe des Jahres sollen die bei der Schufa gespeicherten Daten, die zur Ermittlung der Bonität wichtig sind, über die Bonify-App verfügbar sein“, kündigte die Vorstandsvorsitzende der Schufa Holding AG, Tanja Birkholz, am Dienstag an.

Was hat es mit der App auf sich?

Ende 2022 hat die Schufa die Finanzplattform Bonify gekauft. In die App „Bonify Finanzmanager“ wird nun der Schufa-Basis-Score integriert. Bis Jahresende soll die kostenlose Datenabfrage verfügbar sein. Um sie zu nutzen, muss man sich bei der App registrieren – entweder mit dem Personalausweis oder über das eigene Bankkonto. Beim gegenwärtigen Verfahren gewähren die Nutzer Bonify mit ihrer Identifizierung 90 Tage Einblick in ihr Konto – strikt getrennt von der Schufa, wie die Auskunftei versichert. Ab 2024 sollen registrierte Nutzer zudem per Push-Nachricht darüber informiert werden, wenn es in deren Schufa-Daten einen negativen Eintrag gibt. Zudem können Verbraucher auf freiwilliger Basis dann Einblicke in ihr Konto gewähren, damit die Schufa ihre Bonität besser bewerten kann.

Welche Kritik gibt es an dem Verfahren?

„Mit Einblick in Kontodaten würde die Schufa noch mächtiger werden, als sie es ohnehin schon ist“, kritisierte Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. In der Petition „Finger weg von meinem Konto!“ fordern Finanzwende und die Organisation Campact: „Die Schufa soll jeglichen Plänen, an die Kontoinformationen Dritter zu gelangen, eine klare Absage erteilen – ob per Bonify oder bei zukünftigen Projekten.“ Kritik gibt es zudem daran, dass ausgerechnet die Schufa-Tochter Bonify in ihrem Internetangebot mit „Schufa-freien Krediten“ wirbt. Der Preis für solche Angebote ist hoch: Bis zu 15,99 Prozent Zinsen im Jahr werden fällig.

Was ist die Schufa?

Zum Geschäftsmodell der „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“ gehört es, Daten zu sammeln. Auf deren Basis liefert die Schufa ihren etwa 10 000 Vertragspartnern – unter anderen Banken und Sparkassen, Versandhändler und Energieversorger – bei berechtigtem Interesse eine Einschätzung zur Bonität (Kreditwürdigkeit) von Verbrauchern. Nach eigenen Angaben verfügt die Schufa aktuell über Informationen zu 68 Millionen Menschen. Zu mehr als 90 Prozent seien „ausschließlich positive Informationen gespeichert“.

Welche Daten sammelt die Schufa?

Die Schufa erhält von ihren Vertragspartnern Informationen etwa über die Eröffnung von Girokonten, die Ausgabe von Kreditkarten, den Abschluss von Leasingverträgen und Krediten. Nach Angaben der Schufa bedarf es auf Grundlage der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) für die Übermittlung keiner konkreten Einwilligung der Verbraucher mehr durch Unterzeichnung einer Schufa-Klausel. Die Schufa speichert zudem persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum und Anschrift, hat aber keine Informationen etwa über das Einkommen einer Person.

Was macht die Schufa mit diesen Daten?

Anhand der gesammelten Daten errechnet sich der Basis-Score, der quartalweise aktualisiert wird. Dieser beschreibt auf einer Skala von null bis 100 Prozent eine Wahrscheinlichkeit, mit der ein Verbraucher finanziellen Verpflichtungen nachkommen wird. Je höher der Score, umso höher die Kreditwürdigkeit. Wer Rechnungen regelmäßig unpünktlich bezahlt und oft Mahnungen bekommt, wird schlechter eingeschätzt.

Welcher Score ist normal?

Die Schufa unterteilt fünf Klassen: 74,2 Prozent befinden sich in der höchsten Kategorie „Hervorragend“, 12,6 Prozent in der zweiten Klasse „Gut“. In der untersten Kategorie landen automatisch alle Personen mit offenen Zahlungsausfällen, derzeit werden 8,9 Prozent mit dem Scorewert von „Ungenügend“ geführt.

Verjähren negative Einträge irgendwann?

Grundsätzlich gilt: Wer der Meinung ist, dass etwas mit den zu seiner Person bei der Schufa gespeicherten Daten nicht stimmt, kann von der Auskunftei Änderung einfordern. Die Schufa sichert zu, dies dann in Rücksprache zum Beispiel mit der Bank zu klären, von der die Informationen stammen: „Ist eine gespeicherte Information nachweislich fehlerhaft, wird sie so schnell wie möglich korrigiert oder gelöscht.“ Ansonsten löscht die Schufa Einträge dann, wenn alle offenen Forderungen diesbezüglich beglichen sind. So werden zum Beispiel Angaben zu Kreditverträgen, die ohne Probleme zurückgezahlt wurden, drei Jahre nach Erledigung aus dem Datenbestand gelöscht. Diese Frist gilt auch für Verbraucherinsolvenzverfahren.

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