Eine neue Greenpeace-Studie zeigt: Bahnfahren ist zwar klimafreundlich, lohnt sich aber meistens nicht. Die Umweltorganisation hat 112 Verbindungen zwischen europäischen Metropolen untersucht – jeweils per Bahn und per Flugzeug, zu unterschiedlichen Buchungszeiten. Das Ergebnis: In 71 Prozent der Fälle war es günstiger, den Flieger zu nehmen. Auf einzelnen Strecken kann es jedoch Ausnahmen geben.
Methodische Kritik kam von der Deutschen Bahn: Sie sei „deutlich günstiger als das Flugzeug, wenn es um die Mitnahme von Kindern und Gepäck geht“. Das berücksichtige die Studie von Greenpeace nicht.
Die Unterschiede
Laut Greenpeace ist es immer oder meistens günstiger, den Flieger nach Spanien, Italien, Großbritannien, Skandinavien und Frankreich zu nehmen. Bei Langstrecken nach Zentral- und Osteuropa komme es darauf an, ob Billigflieger die Strecke bedienen – es gebe aber auch tageweise Unterschiede. Auf Kurzstrecken wie Berlin – Prag oder Berlin – Waschau sei der Zug immer günstiger. Eine gute Nachricht: In die Schweiz ist die Zugreise immer günstiger. Wir haben außerdem einen genaueren Blick auf ausgesuchte Strecken geworfen.
Hamburg – München
Die Verbindung zur Hansemetropole ist laut Greenpeace eine rühmliche Ausnahme. Die beste Zugverbindung dauert im Optimalfall keine sechs Stunden. Im Durchschnitt kosten die Bahntickets laut Greenpeace halb so viel, wie die entsprechenden Flugreisen. Dennoch seien 2022 über eine Million Menschen die Strecke geflogen.
München – Split
Wer rechtzeitig bucht, kommt mit dem Zug recht günstig an die kroatische Küste. Laut Greenpeace gibt es bei der Bahn Frühbucher-Tickets zwischen 45 und 75 Euro, während die Flüge bestenfalls 125 Euro kosten. Dafür dauert die Zugfahrt gut 22 Stunden – es gibt aber auf allen Routen Nachtzüge. Kurzfristig ist das Bild ganz anders: Der Flug kann bis 309 Euro teurer sein, als die Bahnfahrt.
München – Nizza
Der Weg an die Côte d’Azur zeigt ein weiteres Problem des Luftverkehrs auf: Oft ist nicht nur der Direktflug billiger als der Zug, sondern auch der Transferflug mit einer Billig-Airline. So stößt der Direktflug schon gut 200 Kilo pro Person Treibhausgase aus, allein der Transferflug über Hamburg aber schon 2,5 mal so viel. Es gibt aber auch noch Routen über London und Bukarest. Bei allen Mittelfrist-Buchungen waren die Transferflüge die günstigsten im Test, lediglich die Frühbucher-Züge waren stets günstiger als die Flieger. Laut Greenpeace verursacht die Zugfahrt rund 94 Prozent weniger Treibhausgase, als die Transferflugvariante.
München – Göteborg
Wer Schwedens zweitgrößte Stadt mit dem Zug besuchen will, muss leidensfähig sein. Die Zugfahrt dauert gut 16,5 Stunden und kostet laut Greenpeace bis zu 469 Euro. An fünf von sechs Testtagen war der klimaschädliche Transferflug – der günstigste mit Eurowings über Düsseldorf – billiger. Dafür ist die Zugfahrt deutlich klimafreundlicher: Selbst der Direktflug stößt laut Greenpeace 310 Kilo Treibhausgase aus, die Zugfahrt gut 95 Prozent weniger. mas