Grenzübergang Kiefersfelden, Inntalautobahn, Brennerpass, Mautstation Sterzing: Für viele Italienurlauber sind das altbekannte Fixpunkte ihrer Reise – ähnlich wie es der Karawankentunnel für jene ist, die gerne Richtung Slowenien und Kroatien fahren. Wer Jahr für Jahr an den gleichen Ort reist, kann vielleicht sogar die Mautpreise für die Straßen, Pässe und Tunnels auf dem Weg auswendig herunterbeten, sofern sich nichts geändert hat. Wer sich hingegen auf neues Territorium wagt, sollte sich informieren, wie viel Maut die Strecke kostet und ob man vorab eine elektronische Vignette oder andere Dinge beantragen muss. So vermeidet man empfindliche Strafen – und kann teilweise sogar Staus umgehen. In Europa gibt es kaum Länder, die keine Maut verlangen: Nämlich Deutschland, Belgien, die Niederlande, Dänemark, Schweden, Kosovo und Albanien. Im Rest Europas zahlt man für die Nutzung von Autobahn, Tunneln oder Pässen.
Italien, Frankreich oder Spanien: Streckenmaut
Jeder Italienreisende kennt sie: Die italienischen Mautstationen samt Häuschen und Schranke. Ähnliches gibt es auch in Ländern wie Frankreich, Spanien, Portugal, Kroatien, Montenegro oder Griechenland. An den Stationen zahlt man nur so viel, wie man fährt. Doch auch das kann teuer werden. Nach Neapel in Italien fallen zum Beispiel einfach rund 70 Euro Maut für Pkw an, ins französische Biarritz am Atlantik sind es sogar 135. Wer sich das dauernde Zahlen ersparen will, kann sich eine elektronische Mautbox besorgen. Modelle wie die ADAC-Box, die identische maut1.de, die Autopass Mautbox, die Go Box von Telepass oder Bip&Go decken meist klassische Reiseländer wie Italien, Frankreich, Spanien, Portugal oder Kroatien ab. Für sie können aber zusätzliche Gebühren von bis zu 100 Euro im Jahr anfallen. Das lohnt sich eher für Vielfahrer. Dafür gewinnt man im Stau an den Mautstationen unter Umständen viel Zeit, weil man die schnellen Telepass-Spuren nutzen kann und nicht ewig an der Bezahlschranke anstehen muss.
Vignetten in Slowenien und der Schweiz
Acht Länder verlangen in Europa klassische Vignetten, mit denen man meist das gesamte Autobahnnetz nutzen kann, darunter Österreich, Slowenien und die Schweiz (siehe Tabelle). In der Schweiz ist die Sache einfach: Es gibt nur eine Jahresvignette für umgerechnet rund 42 Euro, die für alle Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen gilt, auch für Wohnmobile. Bisher gibt es sie als klebendes Pickerl, ab August soll auch eine digitale Variante folgen. Auch wer die Schweiz nur auf dem Weg nach Italien oder Frankreich durchquert, braucht die Vignette, das ist in alles mautpflichtigen Ländern gleich.
In Slowenien, durch das man auch unter anderem auf dem Weg nach Kroatien fährt, gibt es nur noch elektronische Vignetten, die man vorab besorgen muss. Zahlt man mit Kreditkarte oder Paypal, ist die Vignette sofort gültig, bei Überweisungen jedoch erst nach vier Tagen. Bei zweiwöchigen Urlauben lohnt sich die Monatsvignette. Vorsicht: VW-Busse und andere Busse fallen in Slowenien oft in die teurere Mautkategorie für Fahrzeuge mit mehr als 1,3 Meter Höhe an der Vorderachse, Wohnmobile hingegen nicht. Eine Liste dafür findet sich im Internet.
Österreich macht es Reisenden kompliziert
Relativ kompliziert ist Österreich, durch das man auch dann oft muss, wenn man Richtung Süden ans Meer fährt. Hier gibt es Vignetten für zehn Tage, zwei Monate und ein Jahr – zum aufkleben und digital. Unpraktisch: Wer zwei oder drei Wochen unterwegs ist und zwei Mal durch Österreich muss, dem reicht die Zehn-Tages-Vignette nicht mehr, für den rechnet sich aber auch die Zwei-Monatsvariante noch nicht. Eine Jahresvignette lohnt sich ab August sowieso nicht. Also heißt es: Zweimal an der Tankstelle die Vignette für zehn Tage kaufen und die alte von der Scheibe kratzen. Wer eine digitale Vignette will, muss die wegen der Rückgaberegeln 18 Tage im Voraus besorgen. Ausnahme: Man kauft sie vor Ort, etwa in Deutschland in einer ADAC-Geschäftsstelle. Dann ist sie sofort gültig. Dort gibt es auch Klebepickerl vorab.
Auch Tunnel und Pässe können etwas kosten
Nicht in der Streckenmaut inbegriffen können bestimmte gebührenpflichtige Tunnel und Pässe sein. Besonders bekannt: Der Brennerpass zwischen Österreich und Italien, der samt Europabrücke für Autos elf Euro einfach kostet, die Tauern-Autobahn für 13,50 oder der Karawanken-Tunnel nach Slowenien für 7,80. Einzelne Fahrten für ein Datum nach Wahl kann man online beim Betreiber Asfinag kaufen, anders als Zeitvignetten sind sie sofort gültig. Der Vorteil der digitalen Systeme: Man kann die Spur mit Kennzeichenerfassung nutzen und kommt so bei Stau meist deutlich schneller durch die Mautstationen. Auch in Frankreich oder der Schweiz gibt es zusätzliche Mautstrecken wie den Mont-Blanc-Tunnel für 51,50 Euro oder den Tunnel am großen Sankt Bernhard für 31 Euro. In der Schweizer Vignette inbegriffen sind der San Bernadino- und der Gotthard-Tunnel, mautfrei ist der Pfänder.
Und was, wenn man einfach nicht zahlt?
Bei Streckenmaut ist das in der Regel technisch kaum möglich, bei Ländern mit Vingnettenpflicht zumindest theoretisch aber kein Problem. Praktisch ist Fahren ohne Vingnette aber keine gute Idee: Wer erwischt wird, zahlt hohe Strafen. In der Schweiz drohen zum Beispiel umgerechnet rund 175 Euro Bußgeld, dazu muss man noch die Jahresvignette für etwa 42 Euro nachkaufen. Österreich verlangt 120 Euro Ersatzmaut und stellt alternativ Strafen von mindestens 300 Euro in Aussicht. Und in Slowenien werden 150 Euro Sofortzahlung fällig. Leistet man die nicht, steigt die Strafe später auf 300 bis 800 Euro.