Die Sommer- und Zinserhöhungspause startet

von Redaktion

Trotz Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte auf beiden Seiten des Atlantiks und schwachen Stimmungsindikatoren und harten Wirtschaftszahlen in Europa haben sich die Aktienmärkte diese Woche sehr freundlich gezeigt. Neben teilweise überraschend guten Quartalsberichten der Unternehmen ist die gute Laune an den Märkten ganz eindeutig auf den Ausblick der Geldpolitiker hinsichtlich der künftigen Zinspolitik zu erklären.

Am Mittwochabend nannte US-Notenbankchef Jerome Powell in der Pressekonferenz, anders als im unveränderten Kommuniqué, die jüngste Abkühlung des Teuerungsdrucks als positives Signal und positionierte sich weitgehend ausgeglichen in der Frage, ob weitere Zinsanhebungen angemessen seien. Damit sind die Markterwartungen für einen weiteren Zinsschritt gesunken, was sowohl die Bewertung von Aktien als auch die Aussichten auf künftige Unternehmensgewinne verbesserte.

Am Donnerstag waren dann die Augen auf Christine Lagarde gerichtet, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie zeichnete ein betrüblicheres Bild für die Konjunktur im Euroraum und attestierte eine erste Eintrübung am Arbeitsmarkt, insbesondere in der Industrie. Positiv aufhorchen ließ die Börsianer dann ihre Feststellung, dass es noch keine Hinweise auf Zweitrundeneffekte bei der Inflation oder eine Preis-Lohnspirale gebe.

Und sie stellte fest, dass die bisherigen Zinserhöhungen der EZB über den Bankenkanal sehr stark bremsend auf die Wirtschaft wirken und dazu beigetragen haben, dass die Inflation eindeutig im Sinken begriffen sei. Daher habe sich der EZB-Rat entgegen der vorherigen Sitzungen entschieden, für die nächste Zinsentscheidung im September alles offen zu halten. Man werde in Abhängigkeit von der Datenlage prüfen, was zu tun sei. Mit diesen Worten sind auch im Euroraum die Markterwartungen auf weitere Zinsschritte zurückgenommen worden.

Doch nun zur Frage, wie geht es weiter mit den Notenbankzinsen. Wir gehen davon aus, dass die Entscheider von US-Notenbank Fed und EZB sich nach ihren Sitzungen diese Woche nicht nur in die wohlverdiente Sommerpause, sondern sich auch von weiteren Zinserhöhungen verabschiedet haben. Aufgrund der weiterhin robusten Arbeitsmarktsituation und dem weiterhin hohen Preisdruck bei Dienstleistungen werden Zentralbanken aber wachsam bleiben und den Kampf gegen die Inflation nicht so schnell für beendet erklären.

Entgegen der Markterwartung prognostizieren wir daher bei der US-Notenbank Fed erst im zweiten Halbjahr 2024 und bei der EZB erst Ende 2024 den Beginn von Zinssenkungen. Wie wir in unseren aktualisierten Fünfjahresprognosen darstellen, wird der Abstieg vom Zinsplateau bei anhaltend erhöhtem Inflationsdruck trotz eines eher schwachen und unsicheren Konjunkturumfelds gemächlich sein und nicht zum ungewöhnlich niedrigen Ausgangspunkt zurückführen. Wir erwarten, dass wir Ende 2025 die Normalzinsen von 3,5 bis 3,75 Prozent bei der Fed und einen EZB-Einlagesatz von 2,5 Prozent erreichen werden.

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