Seit Jahren wiederholen sich die Schlagzeilen über Funde von Mineralölrückständen in Lebensmitteln – Olivenöl, Butter, sogar Säuglingsnahrung war schon betroffen. Die Kurzlebigkeit dieser Meldungen verdeckt, dass es sich dabei nicht um Einzelfälle, sondern um ein Dauerproblem handelt.
Mineralölrückstände können beispielsweise über Schmiermittel, die in landwirtschaftlichen Maschinen oder in der verarbeitenden Industrie zum Einsatz kommen, in die Nahrungskette gelangen. Doch auch aus Verpackungen können Mineralölrückstände in den Inhalt übergehen.
Kritisch sind dabei vor allem Kartonverpackungen aus Recyclingpapier. Hier kollidieren derzeit Umwelt- und Verbraucherschutz: So ist die hohe Quote beim Altpapierrecycling aus ökologischer Sicht zu begrüßen. Laut Umweltbundesamt werden über Altpapier allerdings auch über 60 000 Tonnen Mineralöl pro Jahr in den europäischen Altpapierkreislauf eingetragen, etwa durch mineralölhaltige Klebstoffe und Druckfarben. Problematisch wird es, wenn Rückstände davon über Altpapierverpackungen in Lebensmittel gelangen. Denn weiterhin fehlen verbindliche Vorgaben, um mögliche Gesundheitsrisiken zu minimieren.
Die nachgewiesenen Mineralölgemische in Lebensmitteln lassen sich chemisch in sogenannte MOSH und MOAH einteilen. Besonders in der letzten Gruppe finden sich laut eines aktuellen Gutachtens der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit auch krebserzeugende und erbgutverändernde Substanzen. Auf Bundes- und Europaebene gibt es allerdings bislang nur Empfehlungen für entsprechende Grenzwerte. Eine freiwillige Selbstverpflichtung der Papierindustrie hat zum Ziel, Druckfarben für Zeitungen schrittweise komplett frei von Mineralölen zu machen – jedoch erst bis Ende 2028. Es ist daher empfehlenswert zu versuchen, die eigene Zufuhr an diesen unerwünschten Stoffen zu verringern.
Besonders problematisch sind Lebensmittel mit einer großen Oberfläche wie Reis, Nudeln, Haferflocken, Gries oder Paniermehl, die in Papier- bzw. Kartonverpackungen verkauft werden. Je dunkler diese Kartons, desto höher vermutlich auch der Anteil an Altpapier. Sperrfolien oder Beutel aus Kunststoffen wie PE oder PET bremsen zwar den Übergang von Mineralölbestandteilen aus der Verpackung, stoppen ihn aber nicht ganz. Da die genannten Lebensmittel sehr lange haltbar sind, sollten sie nach dem Einkauf in Vorratsdosen, zum Beispiel aus Glas oder Edelstahl umgefüllt werden. Im Lauf der Zeit können sonst immer mehr unerwünschte Stoffe ins Produkt übergehen.
Helle Papiertüten, etwa für Mehl, werden in der Regel aus Frischfasern hergestellt und sind weniger problematisch. Allerdings kann das Mehl auch vorher bereits in Kontakt mit Mineralölen kommen, etwa wenn es vor der Abfüllung in kontaminierten Jutesäcken gelagert wurde. Das Umfüllen hat zudem den Vorteil, dass sich eventuell vorhandene Vorratsschädlinge wie Lebensmittelmotten nicht weiter ausbreiten können. Tiefkühlware in Kartonverpackungen muss nicht umgepackt werden. Durch die tiefen Temperaturen treten nach derzeitigem Kenntnisstand kaum Stoffe aus der Verpackung in den Inhalt über.