Eiskalt kalkuliert: Darum kostet die Kugel so viel

von Redaktion

Bei der Entwicklung der Eispreise kann es einem schon einmal kalt über den Rücken laufen: Im Jahr 2018 kostete eine Kugel in München im Schnitt noch 1,52 Euro, heute sind es laut einer Erhebung des Reiseanbieters weloveholidays schon 2,03 Euro – eine Eisflation von einem Drittel. München ist damit zwar das teuerste Pflaster in Deutschland, in Berlin kostet eine Kugel 1,77, in Dortmund 1,43 und in Wuppertal 1,37. Doch in der gesamten Republik sind die Eispreise gestiegen. Laut weloveholidays liegt der mittlere Eispreis in Deutschland heute bei 1,50 Euro.

Zu viel, glauben manche Bundesbürger, und machen ihrem Ärger in den Sozialen Medien Luft. Nun reagierte sogar die Generalsekretärin des Dachverbandes der italienischen Eisdielen in Deutschland, Annalisa Carnio, auf die Kritik. Die Preisdebatte in Deutschland werde „zu emotional geführt und rückt die Eiscafés zu Unrecht in ein schlechtes Licht“, sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Eispreise seien nicht aus kühler Raffgier angehoben worden, sondern weil die Miet-, Energie-, Personal- und Materialkosten drastisch gestiegen seien.

Tatsächlich wehrt sich der Verband schon länger gegen den Vorwurf der Geschäftemacherei und hat auf seiner Webseite am Anfang der Eissaison eine Grafik veröffentlicht. Die soll zeigen, wie viel die Eisdielenbesitzer wirklich verdienen. Selbst wenn eine Kugel zwei Euro kostet, bleiben ihnen demnach nur 20 Cent – vor Steuern. Der Rest schmilzt für Personalkosten, Ware, Miete und andere Dinge dahin (siehe Grafik). „Viele kleine Betriebe haben in den letzten Jahren immer den Preis niedrig gehalten, mit dem bitteren Ergebnis, den Laden schließen zu müssen. Die Marge ist zu dünn und reicht am Ende der Saison nicht mal, um die Kosten zu decken“, so der Verband.

Der weist in seiner emotionalen Erklärung auch darauf hin, dass Eis in anderen Ländern teurer sei. „In Deutschland gilt immer noch das beste Preis-Leistungsverhältnis, aber keiner scheint es zu wissen, geschweige denn zu schätzen.“ Die Statistik haben die Eisdielen dabei auf ihrer Seite: Laut der Erhebung von weloveholidays ist eine Kugel Eis im Mutterland Italien sowie in Frankreich mit zwei Euro rund 50 Cent teurer als in Deutschland. In Portugal kostet sie 2,50 und in Spanien sogar drei Euro. Im Urlaub beschwere sich dort aber niemand über die hohen Eispreise, so der Verband.

ANDREAS HÖSS

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