Was ein gutes Girokonto kosten darf

von Redaktion

VON WOLFGANG DE PONTE

Banken und Sparkassen in Deutschland drehen weiter an der Gebührenschraube. Eine Auswertung des Verbraucherportals „Finanztest“ zeigt, dass die Zahl kostenloser Girokonten erneut gesunken ist. Nur noch acht von 460 untersuchten Modellen sind ohne Bedingungen für Onlinekunden gratis. Darunter sind fünf kostenlose Konten für Filialkunden.

Günstig bedeutet: Unter 60 Euro im Jahr

Auch die Zahl günstiger Konten sinkt weiter. Als „günstig“ definiert „Finanztest“ Kontomodelle, die nicht mehr als 60 Euro im Jahr kosten. 74 gibt es davon noch – fünf weniger als vor einem Jahr. Der durchschnittliche Preis der 460 Gehalts- und Rentenkonten liegt mit 117 Euro fast doppelt so hoch. Negativer Spitzenreiter ist die Kieler Volksbank mit 307,86 Euro. Und dies, obwohl der Grundpreis für dieses Konto nur bei 7,90 Euro im Monat liegt.

Zusatzkosten für Karten und Buchungen

Das zeigt: Bei der Kontowahl sollte man nicht nur auf den Grundpreis schauen. Denn der Jahrespreis setzt sich für die Experten aus mehren Faktoren zusammen, von denen nicht immer alle mit dem Grundpreis abgedeckt sind, zum Beispiel die Kosten für die Giro-Card (der ehemaligen EC-Karte). In vielen Fällen ist auch ein Extra für Überweisungen, Daueraufträge, Last- und Gutschriften oder fürs Telefon-Banking fällig. Bei Onlinebanken kann eine einzige Überweisung in Papierform bis zu fünf Euro kosten. Und selbst fürs Geldabheben am eigenen Automaten verlangen einige Banken eine Gebühr. Die Stadtsparkasse München zog übrigens vor kurzem Pläne, die dies auch vorsahen, nach massiven Kundenprotesten wieder zurück. Wie sich diese Extras summieren können, zeigt „Finanztest“ am Beispiel des Kontomodells Giro Classic 2021 der Kreissparkasse Böblingen. Trotz eines Grundpreises von nur 3,95 Euro im Monat beläuft sich die Jahresrechnung auf rund 125 Euro, weil jede einzelne Buchung Geld kostet. Meist 25 Cent. Mit dem Kontomodell Giro Smart wäre der Kunde besser dran, obwohl der Grundpreis einen Euro höher ist – dafür sind aber alle Buchungen inklusive. Und so ergibt sich ein Jahrespreis von rund 59 Euro.

Verhandlung mit der eigenen Bank lohnt

Wer zu viel zahlt, sollte erst mal bei der eigenen Bank nach einem passenden Kontomodell fragen, bevor er nach einer neuen Bank sucht.

Während vor Jahren Direktbanken den Markt mit kostenlosen Girokonten aufmischten, gibt es jetzt den Trend, Bestandskunden mit neuen Modellen zu halten. Aktuell belohnen Volks- und Raiffeisenbanken Kunden mit Kontoermäßigungen oder kostenlosen Konten, wenn sie auch andere Geschäfte bei ihnen abschließen, zum Beispiel einen Kreditvertrag. Für manche Kunden kann sich das lohnen. Der Haken: Es ist nicht leicht, bei diesen Angeboten den Durchblick zu behalten. In Sachen Gebühren-Transparenz haben viele Geldinstitute noch Luft nach oben.

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