Der deutsche Aktienmarkt bewegt sich weiter seitwärts. Der Dax 40 hat wieder die Hürde von 16 000 Punkten genommen, aber das schaffte er auch schon im April. Gut, dass es für Anleger nicht nur den Aktienmarkt, sondern auch den Anleihemarkt gibt.
Die Gemeinsamkeit zwischen Aktien und Unternehmensanleihen besteht darin, dass beide jederzeit handelbare Wertpapiere darstellen, in die Anleger einfach über Fonds oder ETFs breit gestreut investieren können. Der Unterschied besteht darin, dass die Entwicklung von Aktien davon abhängt, welche langfristige Gewinnentwicklung den Unternehmen zugetraut wird – was naturgemäß sehr stark schwankt und viel Raum für spannende Erzählungen, aber auch Panik zulässt.
Demgegenüber sind Anleihen ausgesprochen langweilig. Kauft man heute zum Beispiel eine Unternehmensanleihe mit Fälligkeit 2028 und einem jährlichen Zinskupon von 4,5 Prozent, dann besteht die ganze Unsicherheit in der Frage, ob das Unternehmen ausreichend kreditwürdig ist, Zinsen und Rückzahlung zu leisten. Alle darüber hinausgehenden Fragen zur Entwicklung des Unternehmens sind aus der Perspektive des Anleiheinvestors relativ irrelevant. Ob ein breit gestreutes Investment in Anleihen attraktiv ist oder nicht, hängt daher vor allem vom aktuellen Zinsniveau ab. Und hier haben wir Spektakuläres hinter uns. In Rekordzeit erhöhte die Europäische Zentralbank die Einlagenzinsen von minus 0,5 Prozent im September 2019 auf aktuell 3,75 Prozent. Erzwungen wurde dieser heftige Kurswechsel durch hohe Inflationszahlen, deren Höhepunkt im Oktober 2022 im Euro-Raum bei 10,6 Prozent lag und die gemäß der neuesten Statistiken mit 5,3 Prozent schon stark gesunken ist. Für die Zentralbank werden weitere Zinserhöhungen zunehmend schwer zu verargumentieren sein.
Zinserhöhungen wirken immer erst zeitversetzt und zinssensitive Wirtschaftszweige wie die Bauwirtschaft liegen ohnehin schon am Boden. Hier hilft auch ein Blick in die USA, wo die US-Notenbank Fed deutlich früher die Zinsen angehoben hat und die Inflation inzwischen schon auf drei Prozent gefallen ist. Zusammengefasst haben wir heute sehr hohe Zinsen und mittelfristig werden diese sehr wahrscheinlich wieder fallen. Wer jetzt in Anleihen investiert, hat damit nicht nur attraktive Zinskupons, er hat auch die Aussicht auf steigende Kurse der Anleihen bei fallenden Zinsen. In einem Portfolio bestehend aus Euro-Unternehmensanleihen guter Bonität sind so knapp fünf Prozent Zinsertrag bei einer Duration der Anleihen von durchschnittlich 3,5 Jahren möglich. Da macht es dann nichts, wenn der Aktienmarkt weiterhin seitwärts dahindümpelt.