Studie: Wärmepumpe lohnt sich oft

von Redaktion

VON MATTHIAS SCHNEIDER

Die Unsicherheit unter Eigentümern ist verständlicherweise groß. Denn das sogenannte Heizgesetz – also die Pflicht zum sukzessiven Umstieg auf eine grüne Heizung – hatte keinen guten Start. Während es seitens der Gesetzgeber diverse Korrekturschleifen gab, verbreiteten Kritiker teils maßlos überzogene Rechnungen zu den angeblichen Kosten einer Modernisierung.

Eine aktuelle Studie der Prognos AG im Auftrag des WWF verspricht jetzt einen realistischen Vergleich von Gasheizung und Wärmepumpe.

Das alte Haus

Die Studienautoren wählen ein schlecht gedämmtes Einfamilienhaus der Energieklasse F. Das Haus hat eine Wohnfläche von 121 Quadratmetern, von denen jeder im Jahr 178 Kilowattstunden Wärme braucht. Insgesamt hat das Musterhaus einen Jahresverbrauch von 21 538 Kilowattstunden. Das alte Haus ist bewusst gewählt, weil die Effizienz von Wärmepumpen mit zusätzlicher Dämmung steigt.

Die neue Heizung

Das Musterhaus bekommt einmal einen neuen Gaskessel eingebaut, einmal eine Luft-Wärmepumpe. Dabei werden für die Wärmepumpe förderfähige Investitionskosten von 22 000 Euro angenommen, dazu kommen 6000 Euro für den Austausch der Heizkörper, etwa durch Modelle mit mehr Oberfläche. Die braucht es, weil Wärmepumpen effizienter laufen, wenn sie mehr Oberfläche mit weniger Temperatur bespielen können. Eine Fußbodenheizung ist nicht zwingend. Je mehr Kilowattstunden Wärme pro kWh Strom erzeugt werden, desto günstiger. Insgesamt sind es 28 000 Euro. Die Kosten für einen Gaskessel werden von den Studienautoren auf 9500 Euro geschätzt, zusätzliche 1500 für weitere Maßnahmen. Insgesamt sind es 11 000 Euro.

Energiekosten

Die Studienautoren nehmen eine Nutzungsdauer von 15 Jahren ab 2024 an. Während die Gasheizung den eingesetzten Brennstoff zu 90 Prozent in Wärme umwandelt, sind es bei der Wärmepumpe 280. Für die Heizkosten legen die Autoren die heute schon handelbaren Termingeschäfte am Großmarkt für Gas und Strom zugrunde und schreiben sie fort. Wichtig hierbei: Die Studie rechnet nur mit reinem Erdgas, dazu später mehr. Für die Stromheizung wird ein spezieller Wärmepumpentarif zugrundegelegt. Viele Versorger bieten solche Produkte mit reduzierten Netzentgelten und Gebühren an. Die tatsächlichen Marktpreise können in Zukunft variieren, aber Gas und Strom werden noch einige Jahre eng verknüpft bleiben. Dazu kommt für die Gasheizung der CO2-Preis, dessen perspektivischer Anstieg am Projektionsbericht der Bundesregierung simuliert wurde.

Einsparpotenzial

Selbst mit der Grundförderung von 30 Prozent, die voraussichtlich jedem zusteht, ist die Wärmepumpe laut Studie günstiger. Nimmt man dazu noch direkt in 2024 den vollen Geschwindigkeitsbonus in Anspruch (dieser soll jedes Jahr abnehmen), seien es sogar 400 Euro Ersparnis im Jahr. Über die Laufzeit von 15 Jahren ganze 6000 Euro.

Besonders überraschend: Die von Kritikern oft angeführten geringen Einkommen profitieren am allermeisten: Wer die zusätzlichen 20 Prozent Förderung erhält – insgesamt also 70 Prozent der förderfähigen Kosten – spart im Vergleich zur Gasheizung rund 750 Euro im Jahr, so die Studienautoren. Über die 15 Jahre immerhin 11 000 Euro.

Bonus PV-Anlage

Laut Studienautoren amortisieren sich die Mehrkosten einer Wärmepumpe in jedem Falle schneller, wenn man zusätzlich in eine Fotovoltaik-Anlage investiert. Der Grund: Ohne Steuern, Netzentgelte und andere Faktoren koste selbstgenutzter Strom nur zehn Cent die Kilowattstunde. Das ist in etwa so viel wie Erdgas, bringt aber den dreifachen Wärmeertrag. Die Anlage wurde mit acht Kilowatt und rund zehntausend Euro Kosten veranschlagt.

Anwendbarkeit

Die Annahmen der Studie sind eher zurückhaltend, dürften Wärmepumpen also nicht beschönigen. Aber jedes Haus ist individuell. Eigentümer sollten also, bevor sie große Summen Geld in eine neue Heizung und Jahrzehnte an Energiekosten investieren, einen Energieberater konsultieren. Dieser kann nicht nur berechnen, welche Heizung sinnvoll ist, sondern auch einen ökonomisch sinnvollen Sanierungsfahrplan erstellen.

Zusätzliche Risiken

Perspektivisch deutet gerade alles darauf, dass der Betrieb von Gasheizungen auch ohne CO2-Preis teurer wird. Das beschlossene Heizungsgesetz schreibt vor, dass Gaskesseln ab dem Jahr 2029 ein steigender Anteil von Biomethan oder Wasserstoff beigemischt werden muss. Während die Rohstoffkosten für Erdgas heute jedoch bei 3,7 Cent (ohne CO2-Preis) die Kilowattstunde liegen, lässt sich Biomethan laut Branchenvertretern zwischen sechs und zwölf Cent produzieren. Grüner Wasserstoff ist noch nicht wirklich auf dem Markt. Analysten taxieren ihn – basierend auf dem Strompreis – gerade auf 17 Cent. Langfristig wird ein Preis von zehn Cent für den Rohstoff erwartet. Es ist also höchst wahrscheinlich, dass es deutlich ökonomischer sein wird, die grünen Gase in einem Kraftwerk zu verstromen und die Abwärme als Fernwärme zu nutzen.

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