Auch wenn DSL- oder Kabel-Internet in vielen Haushalten noch gute Dienste leisten: Der zukunftssichere Internetanschluss heißt Glasfaser. Denn diese Technologie bietet hohe Zuverlässigkeit, die größten Bandbreitenreserven sowie stabile Geschwindigkeiten. Deutschland muss aber aus Sicht der EU-Kommission beim Ausbau der digitalen Infrastruktur mehr tun. Der reine Glasfaser-Anteil beim Festnetz liegt in der Bundesrepublik mit 19 Prozent wesentlich niedriger als im EU-Schnitt (56 Prozent).
Wo die Möglichkeit besteht, spricht vieles für Glasfaser-Internet daheim. Aber wie immer gilt: Bloß nichts vorschnell unterschreiben.
Ist Glasfaser gleich Glasfaser?
Nein. Deshalb: Bei Angeboten immer genau erkundigen, ob es sich um einen „echten“ Glasfaseranschluss handelt, bei dem die Lichtleiterkabel bis zu einer Anschlussdose (GF-TA) in der Wohnung oder im Wohnraum gelegt werden. Fiber to the Home (FTTH) lautet hier der entscheidende Fachbegriff.
Außendienstler, mitunter auch Drücker, versuchten oft, an der Haustür etwas anderes zu verkaufen, teils mit unlauteren Mitteln, warnen die Verbraucherzentralen. Oft werde fälschlicherweise behauptet, Glasfaser liege schon im Haus, teils sei irreführend von „Kabel-Glasfaser“, „Koax-Glasfaser-Technologie“ oder auch von „Gigabit-Anschluss“ die Rede.
Woher weiß ich, ab wann im Haus Glasfaser verfügbar ist?
Der Status quo ist im sogenannten Breitbandatlas der Bundesnetzagentur einsehbar, einer Karte, die die Internetversorgung visualisiert. Dort muss man seine Adresse eingeben und links unter „Technologie“ FTTH einstellen. Die Karte sagt aber nichts über die Ausbaupläne von Anbietern aus. Hier heißt es: Vor Ort nach Aushängen schauen, in der Nachbarschaft umhören, etwaige Postwurfsendungen beachten, Tarifvergleichsportale bemühen oder Webseiten von Anbietern besuchen.
Was sind Vorverträge?
Oft versucht ein Anbieter erst einmal, möglichst viele Vorverträge abzuschließen – Stichwort: Nachfragebündelung – und baut erst dann aus, wenn ihm die Zahl der Interessenten hoch genug ist. Teils wird man sogar von mehreren ausbauwilligen Unternehmen umworben, so die Verbraucherschützer.
Dann gelte: Bloß keine vertraglichen Doppelabschlüsse produzieren und in Ruhe vergleichen. Denn auf den Anschluss muss man ohnehin oft viele Monate warten. Deshalb lassen sich auch nicht immer parallele Nutzungskosten vermeiden, wenn bei der Glasfaser-Schaltung etwa noch ein DSL- oder Kabel-Vertrag mit einem anderen Anbieter läuft. Ein Sonderkündigungsrecht gibt es in diesem Fall nicht.
Was ist, wenn ich schon unterschrieben habe?
Wie immer bei Vertragsabschlüssen an der Haustür steht dem Kunden ein 14-tägiges Widerrufsrecht zu. Das gilt auch bei Verträgen, die am Telefon oder im Internet zustande gekommen sind.
Wann beginnt die Vertragslaufzeit?
In der Regel nach Erhalt der Auftragsbestätigung und nicht erst bei Schaltung des Anschlusses, so die Verbraucherschützer. Zahlen jedoch muss man in jedem Fall erst ab Schaltung, wenn man also das Glasfaser-Internet auch wirklich nutzen kann.
Was müssen Mieter und Wohnungseigentümer beachten?
Mieter, die Interesse an einem Glasfaseranschluss haben, sollten sich mit dem Eigentümer oder der Hausverwaltung in Verbindung setzen. Wohnungseigentümer, die Glasfaser wollen, haben sogar ein Recht auf einen Anschluss-Beschluss der Wohnungseigentümergemeinschaft. Die anderen dürfen ihre Zustimmung nicht verweigern, denn das Wohnungseigentumsgesetz privilegiert die Anbindung an ein „Telekommunikationsnetz mit sehr hoher Kapazität“.
Wie schnell ist Glasfaser-Internet?
Angeboten werden derzeit Tarife mit Geschwindigkeiten zwischen 25 Megabit pro Sekunde (MBit/s) und 1000 MBit/s. Letzteres entspricht 1 Gigabit pro Sekunde (GBit/s). Technisch möglich ist mit Glasfaser aber schon jetzt ein Vielfaches der Gigabit-Geschwindigkeit.
Welche Glasfaser- Geschwindigkeit brauche ich?
Das hängt stark vom persönlichen Szenario der Nutzung ab. Single- oder Paar-Haushalte, die vornehmlich im Internet surfen, vielleicht abends einen Film oder Serien streamen, kommen mit Bandbreiten von unter 100 Mbit/s im Download klar, auch fürs Homeoffice. Dagegen benötigten Familien mit Eltern im Homeoffice und Kindern, die viel im Netz sind, leicht Bandbreiten zwischen 100 und 400 Mbit/s, rechnen die Verbraucherzentralen vor. 500 Mbit/s bis 1 GBit/s hingegen seien derzeit in der Regel nur für Firmen interessant.
Darf’s ein bisschen weniger sein?
Auf jeden Fall. Im Zweifel tut man gut daran, einen Tarif mit einer etwas niedrigeren Bandbreite auszuwählen. Stellt sich heraus, dass die Geschwindigkeit nicht reicht, kann man bei fast allen Anbietern seinen Tarif höherstufen – auch während der Vertragslaufzeit. Das Herunterstufen auf eine niedrigere Bandbreite ist dagegen meist erst zum Ende der Mindestvertragslaufzeit möglich.
Was kostet der Bau eines Glasfaseranschlusses?
Hier muss man zwischen dem Vertrag zum Bau des Anschlusses (Anschlussvertrag) und dem Vertrag zum Betrieb (Nutzungsvertrag) unterscheiden. Die Baukosten bei einem reinen Anschlussvertrag beziffern die Verbraucherzentralen auf 500 bis 1000 Euro. Viele Unternehmen bieten auch oder ausschließlich einen Anschlussvertrag mit Nutzungsvertrag (Kombivertrag) an. In diesem Fall werden die Anschlusskosten erlassen, wenn man für mindestens zwei Jahre unterschreibt.
Und was kostet ein Glasfasertarif monatlich?
Die Tarife mit 1000 Mbit/s (1 Gbit/s) Bandbreite kosten oft 80 bis 100 Euro im Monat, hat das Verbraucherportal Finanztip erhoben. Tarife mit weniger Bandbreite seien ungefähr für die Hälfte zu haben.
Brauche ich Glasfaser überhaupt?
Hausbesitzern, die unsicher sind, raten die Verbraucherschützer, einen Glasfaseranschluss als Investition in die Zukunft zu betrachten, die den stetig steigenden Bandbreitenbedarf berücksichtigt. Zudem werte so ein Anschluss die Immobilie auf.
Und rechne man bei einem Kombivertrag die monatlichen Kosten für zwei Jahre zusammen, liege man meist noch unter den Kosten für einen reinen Anschlussvertrag ganz ohne Nutzung. Es gibt sogar Fälle, in denen die Anschlusskosten im Zuge der Vorvermarktung komplett von einem Unternehmen übernommen werden, also ganz ohne Nutzungsvertrag. In so einem Fall dürfte die Entscheidung nicht schwer fallen.
Wer verlegt die Glasfaser im Haus?
Bei Ein- oder Zweifamilienhäusern verkabeln die Anbieter meist noch selbst bis zu 20 Meter weit in die Wohnräume hinein – vorausgesetzt, der Kabelweg inklusive Bohrlöchern ist vorbereitet. Bei Mehrfamilienhäusern sind die Eigentümer bei der sogenannten Inhouse-Verkabelung gefragt und müssen zunächst die Kosten tragen. Diese Vorleistung dürfen sie aber über die Nebenkosten umlegen: im Normalfall fünf Euro pro Monat für fünf Jahre. Inzwischen ermöglichen manche Provider aber auch eine kostenneutrale Verkabelung von Mehrfamilienhäusern. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) kooperiert etwa mit der Telekom, damit Häuser von Verbandsmitgliedern gratis und ohne Nutzungsverpflichtung für die Mieter verkabelt werden.