Kinder finden sie cool – und Eltern auch. Diese seltene Konstellation trifft bei Smartwatches zu. Die oft bunten Plastikuhren sind für Kinder gedacht, die noch zu klein für ein Smartphone sind. Die Stiftung Warentest hat sich mit dem Thema befasst und die Uhren getestet. Nicht alles fand ihren Beifall.
Gerade nach der Einschulung, die für das Kind einen großen Schritt in Richtung Selbstständigkeit darstellt, sind viele Eltern in Sorge. Denn der Nachwuchs ist jetzt zunehmend alleine unterwegs. Kinder-Smartwatches machen die Kleinen für ihre Eltern per Telefon- oder Nachrichtenfunktion erreichbar. Durch die integrierte GPS-Ortung wissen die Eltern jederzeit, wo sich ihr Kind befindet.
Die meisten Kinder-Smartwatches funktionieren ähnlich wie Handys. Das Kind kann telefonieren, Emojis, Fotos oder Sprachnachrichten verschicken. Eltern können über die Eltern-App antworten. Über die Eltern-App lässt sich auch festlegen, welche Rufnummern das Kind anwählen kann und wer das Kind anrufen darf. Eine SOS-Funktion an der Uhr setzt in Notfällen eine Telefonkette in Gang. Doch es gibt neben vielen Vorteilen auch bedenkenswerte Nachteile dieser Technik am Kinderarm.
Pro
. Kommunikation zwischen Eltern und Kind: Das Kind braucht dafür kein Smartphone. Eltern legen fest, welche Telefonkontakte erlaubt sind: Fremde können das Kind nicht anrufen.
. Wissen, wo das Kind ist: Per GPS-Satellitensignal können Eltern die Position des Kindes nachvollziehen.
. Geofencing: Bleibt das Kind auf seinem Weg? Die Kinderuhr gibt Alarm, wenn es einen zuvor festgelegten Bereich verlässt.
. Sicherheit: SOS-Notruffunktion setzt Anrufe an Bezugspersonen ab.
. Keine Ablenkung durch Apps: Die Smartwatches bieten keine Apps wie WhatsApp, TikTok oder YouTube.
Contra
. Schulvorschriften: In einigen Schulen sind Smartwatches verboten. Der von den Anbietern eingeführte „Schulmodus“ schaltet die Uhr zumindest stumm, damit sie in der Schule nicht stört.
. Kindesentwicklung: Pädagogen sehen Kinder-Smartwatches sehr kritisch, vor allem wegen der Tracking-Funktion. Sie können dem Selbstvertrauen der Kinder schaden und das Vertrauensverhältnis zu den Eltern belasten – erst recht, wenn diese die Kinder heimlich tracken. Bei Anio, Bea-fon und Technaxx lässt sich die Ortungsfunktion in der Eltern-App auch abschalten.
. Falsche Sicherheit: Die Ortung ist nicht immer so genau, wie Eltern sich das wünschen. Bei drei Uhren war sie nur ausreichend, bei einer mangelhaft. Und in echten Gefahrensituationen ist auch die Tracking-Uhr keine Hilfe, warnen Experten.
. Kurzlebigkeit: Wenn die Kinder älter werden, wünschen sie sich ein eigenes Smartphone. Die bunten Kinderuhren finden sie dann recht bald uncool.
Wer sich das alles durch den Kopf hat gehen lassen und dennoch eine Smartwatch erwerben will, der kann zwischen etlichen Modellen wählen. Drei davon überzeugten die Warentester.
Preise + Funktion
Die acht getesteten Smartwatches für Kinder kosten zwischen 147 und 189 Euro. Alle hatten Mobilfunk und GPS-Empfänger, sieben auch eine Telefonfunktion, eine nicht. Die Ortung des Kindes im Notfall ist für besorgte Eltern die wichtigste Funktion, die alle Uhren erfüllen. Per SOS-Funktion kann das Kind zudem eine Nachricht an die Eltern oder andere Notfallkontakte absetzen. Für Kinder sind andere Funktionen interessant, etwa der Schrittzähler oder Belohnungsprogramme, kleine Spiele für die Pause und die Möglichkeit, Mama schnell ein Selfie zu schicken.
Was nicht geht, sind eigene Textnachrichten zu schreiben. Allenfalls lassen sich vom Anbieter vorgefertigte Texte verschicken, bei Garmin und TCL können Eltern diese Texte anpassen.
Monatliche Kosten
Nicht zu vergessen sind die monatlichen Kosten, die mit dem Mobilfunk anfallen. Das sind im Schnitt etwa zehn Euro. Es geht aber auch billiger. Rund fünf Euro kosten Prepaid-Tarife von Handelsketten wie Edeka, Kaufland, Lidl, Penny und Rossmann. Auch die Netzbetreiber O2, Telekom und Vodafone bieten günstige Prepaid-Tarife an, die zudem keine lange Bindung haben (außer bei einem Jahrespaket). Das Datenvolumen solcher Tarife liegt meist bei einem Gigabit, was für die Uhren ausreichend sein sollte.
Mängel
Drei Uhren zeigten deutliche Mängel. So etwa bei der von Bea-fon. Hier können Eltern per App heimlich die Kamera auslösen und die Kinder so überwachen. Das halten die Tester für bedenklich. Bei den Uhren von Soymomo und Technaxx wurde ein Nickelanteil über den gesetzlichen Obergrenzen an Stellen gefunden, die mit der Haut in Berührung kommen. Nickel kann allergische Reaktionen auslösen.
Ortung
Das Tracking der Kinder funktioniert weniger gut, als viele Eltern sich das wünschen dürften. Drei Uhren waren in diesem Punkt nur ausreichend, eine sogar mangelhaft. Am besten klappt die Ortung im Freien bei starkem GPS-Signal. Schon eine Häuserschlucht kann Probleme machen. Nur bei Garmin und TCL funktioniert die Ortung insgesamt gut. Allerdings: Wenn es keinen Mobilfunkempfang gibt, kann die Eltern-App auch hier nur die letzte bekannte Position anzeigen.
Notruf
Auch die Notruffunktion ist bei keiner Uhr perfekt. Die Geräte telefonieren den Testern zufolge zwar zuverlässig die eingegebene Rufnummernliste ab, können aber nicht unterscheiden, ob ein Mensch oder eine Mailbox abhebt, so kann ein Notruf auch ins Leere laufen. Denn bleibt nur die Push-Nachricht an die Eltern-App, die hoffentlich bemerkt wird.
Testsieger
Die im Test besten Kinderuhren waren Xplora X6Play mit Telefonfunktion (Note 2,3) und Garmin Bounce (2,2) mit der besten Ortung, aber ohne Telefonfunktion. Mit 189 und 180 Euro sind das auch die teuersten Uhren im Test. Mit der Note 2,5 folgt die mit 147 Euro günstigere Uhr von TCL, die bei Ortungs- und Sicherheitsfunktion gut abschneidet.
Einen Preistipp haben die Experten auch noch: Wenn es nur darum geht, dass ein Kind zuhause anrufen kann, tut es auch ein Tastenhandy ohne Internet, das schon ab 25 Euro zu haben ist.