Lippenpflege für kältere Tage

von Redaktion

Wenn die Stiftung Warentest Produkte ins Labor schickt und diese dort gravierende Mängel zeigen, ist das schlecht fürs Image und damit schlecht für den Verkauf. Hersteller reagieren daher durchaus auf Testergebnisse – und ändern gegebenenfalls ihre Rezepturen. Bei Lippenpflegestiften haben das offenbar viele getan. Denn nach einem Test im Jahr 2017, bei dem 19 von 35 Lippenpflegestiften bekannter Marken – darunter Labello, Blistex und Bebe – wegen umstrittener Mineralölbestandteile mit „nicht empfehlenswert“ abschnitten, hat sich einiges getan. Beim aktuellen Test im Oktoberheft konnte sich das Ergebnis schon eher sehen lassen: Zwei Drittel der Stifte können die Tester nun empfehlen.

Was wurde getestet?

Ziel des Tests war nicht, herauszufinden, ob und wie gut die Lippenpflegeprodukte gegen trockene und rissige Lippen helfen. Es ging diesmal nur um die Inhaltsstoffe. Ins Labor kamen 30 Lippenpflegestifte und -cremes. Untersucht wurde vor allem auf Mineralölkohlenwasserstoffe.

Wie gefährlich ist das?

Einige Mineralölkohlenwasserstoffe (Mosh/Moah) können sich im Körper anreichern. Die Tester gehen davon aus, dass das auch bei Mosh-ähnlichen Kohlenwasserstoffen der Fall sein könnte, da sie eine ähnliche chemische Struktur haben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung betrachtet die Anreicherung von körperfremden Stoffen grundsätzlich als unerwünscht. Solange nicht abschließend geklärt ist, welche Langzeitfolgen das hat, rät die Stiftung von Lippenpflege mit Mineralöl ab.

Welche Stifte sind empfehlenswert?

20 der 30 Pflegeprodukte im Test enthielten keine Mineralölbestandteile. Stattdessen setzen die Anbieter zum Beispiel auf Bienenwachs oder pflanzenbasierte Inhaltsstoffe. Alle sieben getesteten Naturkosmetikprodukte gehören in diese Gruppe. Anders als im Test von vor fünf Jahren waren diesmal auch Bebe, Blistex und Labello sowohl laut Inhaltsliste als auch laut Laborergebnis frei von kritischen Mineralölbestandteilen. Besonders günstig und damit der Preistipp der Stiftung sind die Drehstifte von dm (Balea Sensitive) und von Müller (Aveo Classic), die jeweils im Doppelpack nur 95 Cent kosten.

Welche nicht?

Zehn Produkte enthielten sowohl laut Inhaltsliste als auch laut Labor Mineralöl und waren für die Tester somit nicht empfehlenswert. Das sind: Barbie Lip Balm, Bepanthol, Carmex, La Roche Posay, Lip Smacker, Neutrogena, O´Keeffe´s, Primark, Read my Lips und Vaseline.

Wie erkennt man Mineralölbestandteile?

Kritische Mosh- oder Mosh-ähnliche Kohlenwasserstoffe verbergen sich hinter folgenden Inhaltsstoffen auf der Packung:

. Paraffin

. Paraffinum Liquidum

. Petrolatum

. Cera Microcrystallina/ Microcrystalline Wax

. Synthetic Wax

. Ozokerite

. Isohexadecane

. Polyethylene

. Polybuthene

. Hydrogenated Polyisobutene

. Polyisobutene

. Hydrogenated Polydecene

Mindestens einer, oft auch mehrere dieser 12 Inhaltsstoffe finden sich in den Lippenpflegeprodukten, die Stiftung Warentest nicht empfiehlt.

Ist Lippenpflege überhaupt nötig?

Klar ist allemal, dass die dünne Lippenhaut, die keine Schweiß- und Talgdrüsen hat, bei Kälte und trockener Luft geschützt werden sollte. Und ein Fettfilm, den die Pflegestifte erzeugen, ist dazu durchaus geeignet. Was den Experten zufolge sonst noch hilft: genug trinken, Sonnenlicht meiden und nicht ständig mit der Zunge über die Lippen fahren, denn das trocknet sie zusätzlich aus.

Machen Stifte süchtig?

Nein, süchtig machen Lippenpflegestifte nicht, zumindest enthalten sie keine Inhaltsstoffe, die süchtig machen könnten. Die Pflege macht Lippen aber geschmeidig und an dieses Gefühl gewöhnt man sich, erklären die Tester. Ohne Stift wird die Haut als trocken und angespannt wahrgenommen. Wer also damit anfängt, die Pflege gewohnheitsmäßig aufzutragen, kann davon oft nur schwer wieder lassen.  com

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