Auch in den USA wurden die Leitzinsen nicht weiter angehoben. Zwar betonte der Präsident der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, die weiterhin bestehenden Inflationsrisiken und stellte bei Bedarf erneute Zinsanhebungen in Aussicht. Anders als in den Vorwochen wollte man dieses Szenario an den Börsen jedoch nicht mehr glauben. Entsprechend gaben die Zinsen für Staatsanleihen bei längeren Laufzeiten deutlich nach und fielen von knapp fünf auf 4,6 Prozent p.a. zurück. Im Gegenzug legten viele Aktienindizes zu, denn die durch den Zinsanstieg der letzten Wochen stark gestiegenen Fremdkapitalkonditionen dürften die Hauptursache für die bis vor Kurzem schwache Kursentwicklung gewesen sein. Gleichzeitig nahmen die Anzeichen für eine künftig schwächere US-Konjunktur zu. So rutschte der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe deutlich unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten und suggeriert damit eine sinkende Produktion in den kommenden Monaten. Auch am Arbeitsmarkt fallen die Da ten weniger robust aus. Die Anzahl der neu geschaffenen privaten Beschäftigungsverhältnisse außerhalb der Landwirtschaft sank im Oktober auf nur noch 99 000. Die Arbeitslosenquote stieg leicht auf 3,9 Prozent, den höchsten Stand seit Februar 2022. Bei einer weiteren Abkühlung der US-Konjunktur in den kommenden Wochen dürfte spätestens rund um den Jahreswechsel die Diskussion über den Zeitpunkt einer ersten Leitzinssenkung im Laufe des ersten Halbjahres 2024 entfacht werden. In Deutschland wurden indes die Wachstumsraten für das erste und zweite Quartal 2023 um jeweils 0,1 Prozentpunkte auf nunmehr 0,0 und 0,1 Prozent nach oben revidiert. Damit befindet sich die deutsche Volkswirtschaft nicht wie bisher gedacht in einer „technischen Rezession“ mit zwei aufeinanderfolgenden negativen Quartalen. Zwar legte die Wirtschaft im dritten Quartal mit -0,1 Prozent Wachstum den Rückwärtsgang ein, im laufenden vierten Quartal kann jedoch von einer leicht positiven Dynamik ausgegangen werden.
Diese dürfte sich im kommenden Jahr fortsetzen, sodass ein moderater zyklischer Aufschwung im Laufe des Jahres erwartet werden kann, der vor allem von steigenden Realeinkommen getragen werden dürfte. Denn die derzeit hohen Lohnabschlüsse gehen mit weiter sinkenden Inflationsraten einher. So sank die Teuerungsrate in Deutschland im Oktober voraussichtlich auf 3,8 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit August 2021. Zudem hat die Anzahl der Beschäftigten in Deutschland im September erstmals die Marke von 46 Miollionen überschritten, wodurch der private Konsum ebenfalls angekurbelt werden dürfte. Auch in der Eurozone ist die Inflation weiter rückläufig und betrug zuletzt nur noch 2,9 Prozent. Eine weitere Leitzinsanhebung der EZB wird somit ebenfalls unwahrscheinlicher. Da in der kommenden Woche kaum volkswirtschaftlich relevante Daten veröffentlicht werden und auch keine Zinsentscheide vonseiten der Notenbanken anstehen, könnte die Hoffnung auf sinkende Zinsen die Aktienmärkte vorerst weiter beflügeln.