Das unbekannte Vitamin K

von Redaktion

Wer Vitamine aufzählen will, hangelt sich gerne am Alphabet entlang – die Vitamine A, B, C, D, E kennen zumindest namentlich wohl die meisten. Anders sieht es beim Vitamin K aus. Seine Aufgaben und sein Vorkommen in Lebensmitteln sind allgemein eher unbekannt. Es ist, wie alle Vitamine, lebensnotwendig und muss über die Nahrung zugeführt werden.

Das Vitamin ist von entscheidender Bedeutung für die Blutgerinnung und hilft dabei, die Knochen gesund zu erhalten. Vitamin K wird als Oberbegriff für eine Gruppe von Verbindungen mit ähnlicher chemischer Grundstruktur verwendet. So unterscheidet man das in Pflanzenzellen gebildete Vitamin K1 (Phyllochinon) und das aus tierischen Quellen stammende Vitamin K2 (Menachinon). Letzteres kann auch chemisch synthetisiert oder bakteriell gewonnen werden.

Von Natur aus kommt Vitamin K in vielen Lebensmitteln vor. Die pflanzliche Form des Vitamins findet sich vor allem in grünem Gemüse wie Brokkoli, Spinat oder Grünkohl. Auch Pflanzenöle, Hülsenfrüchte, Obst, Getreide und Tee liefern Vitamin K. Das tierische Vitamin K2 steckt in Milchprodukten, Eigelb und Fleisch. Bestimmte Darmbakterien sind ebenfalls in der Lage, Vitamin K2 zu bilden. Das scheint jedoch bei der Deckung des Bedarfs kaum eine Rolle zu spielen, da dieser Prozess in einem Darmabschnitt stattfindet, in dem kaum fettlösliche Vitamine in den Körper aufgenommen werden.

Vitamin K ist recht stabil gegen Hitze und Luftsauerstoff. Es bleibt beim Kochen, Garen oder Backen also überwiegend erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung geht aufgrund von Datenerhebungen davon aus, dass in Deutschland durchschnittlich genügend Vitamin K über die Nahrung aufgenommen wird. Ein ernährungsbedingter Vitamin-K-Mangel, der zum Beispiel zu gefährlichen Blutungen in verschiedensten Organen führen könnte, ist bei gesunden Menschen hierzulande nicht bekannt. Ein Risiko für einen Mangel besteht zum Beispiel infolge chronischer Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie.

Bei Neugeborenen, die noch über keinen ausreichenden Vitamin-K-Speicher verfügen, wird das Vitamin zur Vorbeugung von Blutungen als Arzneimittel in Tropfenform verabreicht. Vitamin K wird auch Nahrungsergänzungsmitteln zugesetzt. Für diese Produkte sind zwei gesundheitsbezogene Werbeaussagen zugelassen: „trägt zu einer normalen Blutgerinnung bei“ und „trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei“. Nicht zulässig und auch nicht wissenschaftlich belegt sind dagegen krankheitsbezogene Aussagen, wonach Vitamin K vor Osteoporose oder Gefäßerkrankungen schützt. In der aktuellen medizinischen Leitlinie zu Osteoporose (Stand: 06.09.2023) heißt es sogar ausdrücklich, dass Vitamin K2 nicht zur spezifischen Therapie dieser Krankheit verwendet werden soll. Vor der Anwendung von Vitamin-K-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln sollten Menschen, die blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen, unbedingt Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt halten. Vitamin K wirkt als Gegenspieler zu diesen Arzneimitteln und kann ggf. deren Wirkung zunichtemachen.

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