Viele Tarifbeschäftigte müssen trotz vergleichsweise hoher Lohnabschlüsse im laufenden Jahr erneut Reallohnverluste hinnehmen. Das geht aus einer Auswertung der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung hervor, die Tarifverträge für rund 14,8 Millionen Beschäftigte untersucht hat. Danach stiegen die Tariflöhne im laufenden Jahr im Schnitt um 5,6 Prozent und blieben damit unter der angenommenen jahresbezogenen Teuerung von 6,0 Prozent.
Erst unter Berücksichtigung der jeweils individuellen Steuer- und Abgabenvorteile der hohen Einmalzahlungen sei in den meisten Fällen die Inflation übertroffen worden, erläuterte der Leiter des stiftungseigenen WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten.
Nominale Tarifsteigerungen in dieser Höhe hat es seit Einführung der laufenden Statistikreihe im Jahr 1998 nicht gegeben. Ebenso beispiellos in diesem Zeitraum ist allerdings auch die stark gestiegene Inflation. Um die Folgen für die Beschäftigten zu lindern, hatte die Bundesregierung mit Arbeitgebern und Gewerkschaften vereinbart, in den Jahren 2023 und 2024 tarifliche Sonderzahlungen bis zu einer Höhe von 3000 Euro steuer- und abgabenfrei zu stellen. Dieser Effekt ist Schulten zufolge nicht über alle Tariflöhne zu berechnen. Beispielhaft nannte er den Abschluss im öffentlichen Dienst des Bundes und der Gemeinden, der mit diesem Effekt Gehaltssteigerungen von 9,8 Prozent gebracht habe statt 6,8 Prozent ohne. dpa