Inflation erfasst Würstchen und Kartoffelsalat

von Redaktion

VON BJÖRN HARTMANN

Für viele ist es ein Klassiker zu Weihnachten: Kartoffelsalat mit Würstchen. Andere setzen alle Jahre wieder auf Rinderrouladen mit Rotkohl und Klößen. Auch dieses Jahr wird das Essen noch teurer als im vergangenen Jahr. Denn die Preise für Lebensmittel sind wieder gestiegen. Im Vergleich zu den Feiertagen 2021 beträgt das Plus sogar satte 27,3 Prozent.

Dabei ist die Inflationsrate in den vergangenen Monaten deutlich gesunken. Im November lagen die Preise 3,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das bedeutet immer noch, dass die Verbraucherpreise im Schnitt gestiegen sind, nur nicht mehr so stark wie etwa vor einem Jahr. Im November 2022 lag die Rate bei 8,8 Prozent. Das Statistische Bundesamt ermittelt die Inflation anhand der Preise von rund 700 Produkten, wobei nicht jedes Produkt in gleichem Maße eingeht. So ist der Anteil von Eiern mit 0,204 Prozent deutlich geringer als der von Strom mit 2,45 Prozent. So wollen die Statistiker die Realität möglichst gut abbilden. Wenn der Preis für Strom oder Energie sinkt, kann auch die allgemeine Inflationsrate zurückgehen, und überdecken, dass andere Produkte teurer geworden sind. So haben viele am Ende des Monats weniger Geld auf dem Konto als noch vor Jahresfrist, obwohl sie ihr Kaufverhalten kaum geändert haben.

Öl, Mehl, Gemüse: Alles deutlich teurer

Die Statistiker haben berechnet, dass Olivenöl, Mehl, Brot und Konserven insgesamt binnen Jahresfrist 5,5 Prozent mehr kosten. Im Vergleich zu 2021 sind es sogar 27,3 Prozent. Wer also Kartoffelsalat mit Würstchen an Weihnachten essen möchte, muss für Würste 13,4 Prozent mehr bezahlen als vor einem Jahr. Für Kartoffeln werden 5,7 Prozent mehr verlangt. Gewürzgurken kosten 8,5 Prozent mehr. Bleibt die Frage nach der Soße: Mayonnaise (plus 10,7 Prozent) oder Essig/Öl (Sonnenblumenöl: minus 17,2 Prozent). Ähnlich sieht es bei Rouladen mit Blaukraut und Knödeln aus. Während Rindfleisch nur zwei Prozent mehr kostet, müssen für Knödel 11,3 Prozent und für Kohl 9,8 Prozent mehr ausgegeben werden.

Warum sind gerade Lebensmittel deutlich teurer geworden? „Die Gründe dafür sind vielfältig“, sagt Silvia Monetti, Leiterin des Teams Ernährungsarmut bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sie nennt gestiegene Kosten für Energie und Importgüter, Arbeitskräftemangel und höhere Personalkosten, den Klimawandel und Ernteausfälle. Und dann sind da „aber auch versteckte Preiserhöhungen sowie Mitnahmeeffekte durch Unternehmen in der Nahrungsmittelbranche“.

Nutzen Hersteller und Händler die Lage aus?

Der Vorwurf: Die Hersteller und Händler nutzen die allgemeine Preissteigerung, um hier und da extra etwas aufzuschlagen und so ihre Einnahmen zu erhöhen. Nahrungsmittel seien seit März der Haupttreiber der Inflation. Die Verbraucherzentrale fordert eine Stelle, die Lebensmittelpreise überwacht.

Also: Abwarten und Tee (plus 3,7 Prozent binnen Jahresfrist) trinken? Oder vielleicht Plätzchen backen. Butter immerhin ist fast 25 Prozent günstiger als im November 2022, Weizenmehl 1,2 Prozent. Eier kosten nur 2,1 Prozent mehr. Und Zucker? plus 16,9 Prozent. Seit November 2022 ist er sogar um 72,3 Prozent teurer geworden und führt die Inflationsliste mit Abstand vor Fertigkeksen und Olivenöl an. Vielleicht ein Grund, etwas weniger zu nehmen oder anders zu süßen.

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