Zinsen bleiben Top-Thema am Kapitalmarkt

von Redaktion

VON CARSTEN MUMM

Die Konjunkturdynamik in Deutschland und der Eurozone schwächelt. Eine Umfrage des Ifo-Instituts unter Unternehmen hat ergeben, dass sich sowohl die aktuelle Lagebeurteilung als auch die Geschäftserwartungen im verarbeitenden Gewerbe, beim Bau und im Handel verschlechtert haben, während sie sich im Dienstleistungsbereich auf niedrigen Niveaus stabilisierten. Damit beginnt die erwartete konjunkturelle Belebung in Europa voraussichtlich erst im Frühjahr und dürfte dann nur langsam an Fahrt gewinnen.

Trotz verhaltener Wachstumsaussichten im laufenden Winterhalbjahr werden die in der ersten Januarwoche zur Veröffentlichung anstehenden Inflationsdaten für Deutschland wieder anziehen. Nach zuletzt 3,2 Prozent dürfte die Teuerung im Dezember wieder höher ausgefallen sein, denn im relevanten Vergleichszeitraum Ende 2022 wurde Verbrauchern in Deutschland eine Abschlagszahlung für Erdgas und Wärme erstattet, wodurch die Inflation damals gedrückt wurde. Da ab Januar der CO2-Preis erhöht und die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder auf 19 Prozent angehoben wird, ist auch am Anfang des kommenden Jahres zunächst mit höheren Preissteigerungsraten zu rechnen, bevor die Inflation in den folgenden Monaten wieder sinken dürfte. In den USA hingegen befindet sich die Wirtschaft bisher weiterhin auf Wachstumskurs. Zwar leidet auch dort das verarbeitende Gewerbe unter der weltweiten Industrierezession. Dafür profitieren viele Dienstleister aber nach wie vor vom robusten privaten Konsum.

Zudem werden Anleger nach dem Jahreswechsel besonders auf den aktuellen US-Arbeitsmarktbericht achten. Sollte dieser etwa durch eine anhaltend niedrige Arbeitslosenquote erneut positiv überraschen, könnten die in den letzten Wochen stark gestiegenen Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed vorerst enttäuscht werden.

Nachdem die Renditen von Staatsanleihen bei längeren Laufzeiten seit Ende Oktober bereits deutlich gefallen sind – bei zehnjährigen Bundesanleihen von knapp drei auf 1,9 Prozent p.a. – und in der Folge Aktienindizes zulegen konnten, käme eine zwischenzeitliche Gegenbewegung am Jahresanfang nicht überraschend. Für den weiteren Jahresverlauf bleiben die Aussichten für Aktien, Gold und Krypto-Anlagen aber konstruktiv, denn die Kapitalmärkte bleiben nach dem Zins-Regimewechsel des Jahres 2022 mit dem Ende der Phase von Nullrenditen sehr zinssensitiv. Und die anhaltende Konjunkturschwäche in Europa bzw. die zu erwartende Wachstumsabkühlung in den USA sprechen weiterhin für sinkende Leitzinsen ab dem Frühjahr.

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