Insgesamt kann sich das Kapitalmarktjahr 2023 sehen lassen. In den Industrieländern stiegen die Kurse an den Aktienmärkten im Durchschnitt mit zweistelligen Raten, allein beim Dax waren es 20,3 Prozent. 10-jährige US-Staatsanleihen erbrachten in heimischer Währung gerechnet am Schluss noch 4 Prozent, mit Bundesanleihen ließen sich 6 Prozent, mit italienischen Staatsanleihen 9 Prozent verdienen. Aber auch mit Unternehmensanleihen konnte erstmals seit Langem wieder eine Rendite deutlich oberhalb der Inflationsrate erzielt werden. Untypisch für Zinssteigerungsphasen war ein Anziehen des Goldpreises um fast 13 Prozent. Es scheint zumindest so, als hätte sich die Weltwirtschaft nach der pandemie- und geopolitikbedingten Achterbahnfahrt wieder gefangen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass es die Hoffnung auf baldige geldpolitische Erleichterungen in Form von Leitzinssenkungen war, welche die Kurse zuletzt getrieben hatte. Und prompt erschienen in der ersten Handelswoche des neuen Jahres die geldpolitischen Erwartungen von Zeitpunkt und Ausmaß der eingepreisten Lockerung überzogen. Entsprechend kann es nicht überraschen, dass die Nervosität an den Anlagemärkten zum Jahresstart insgesamt zunahm. Aktien, die 2023 am stärksten gewannen, verloren zum Jahresauftakt überproportional stark.
Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone verharrte mit 44,4 im Kontraktionsbereich, wobei sich das Tempo des Rückgangs jedoch verlangsamte. Auch der ISM-Index als konjunktureller Frühindikator für die USA hielt sich im Januar recht gut. Um die aggressiven Zinssenkungserwartungen am Markt zu rechtfertigen, braucht es klare Hinweise auf eine weitere konjunkturelle Verschlechterung.
Die neue Handelswoche bringt insbesondere Daten für die deutsche Konjunktur hervor. Mit dem Sentix-Index, der die aktuelle Stimmung von Finanzmarktteilnehmern misst, werden erste Konturen der Konjunkturstimmung in Deutschland nach dem Jahreswechsel sichtbar. Harte Daten für die Produktion in der Industrie gibt es dagegen nur mit größerer Zeitverzögerung, da die statistische Aufbereitung aufwendig ist. Daher bezieht sich die Veröffentlichung der Industrieproduktion erst auf den Monat November. Aber auch dies ist interessant, da die industrielle Entwicklung in Deutschland sehr stark unter Beobachtung steht.