Die deutsche Wirtschaft befindet weiter auf Rezessionskurs. Die gesamtwirtschaftliche Produktion dürfte auch im laufenden ersten Quartal schrumpfen, denn der Ifo-Geschäftsklimaindex gab erneut nach. Zwar legte die Stimmungslage im Verarbeitenden Gewerbe auf niedrigem Niveau leicht zu, dafür brachen jedoch die Geschäftsaussichten bei Dienstleistern, im Handel sowie in der Baubranche weiter ein. Neben hohen Preis- und Zinsniveaus und politischen Unsicherheiten belasten zunehmend deutlich rückläufige Auftragseingänge – vor allem aus dem Ausland – die Geschäftsaussichten vieler Unternehmen. Gemäß aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts fielen die deutschen Exporte in Richtung China im Dezember 2023 um knapp 13 Prozent. In die USA wurde fast 10 Prozent weniger exportiert.
Zudem greift die pessimistische Stimmungslage immer stärker auf den privaten Konsum über. So gab der GfK-Konsumklimaindex erneut nach. Die Menschen in Deutschland sparen lieber, anstatt größere Anschaffungen vorzunehmen. Die in der kommenden Woche zur Veröffentlichung anstehenden Dezember-Einzelhandelsumsätze dürften vor diesem Hintergrund ebenfalls schwach ausfallen, obwohl die Bundesagentur für Arbeit auch für Januar voraussichtlich eine sehr gute Beschäftigungslage vermelden wird.
Bei aller Tristesse bleibt der positive Nebeneffekt voraussichtlich weiter sinkender Inflationsraten durch die allgemeine Nachfrageschwäche, nachdem die Preisniveausteigerung im Dezember und wohl auch im Januar aufgrund statistischer Effekte und durch die Anhebung der CO2-Preise sowie der Mehrwertsteuer in der Gastronomie kurzzeitig höher ausfällt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer ersten Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank im April, denn das Inflationsziel von zwei Prozent dürfte in greifbare Nähe rücken.
Sinkende Inflationsraten und hohe Lohnsteigerungen steigern die Kaufkraft der privaten Haushalte. Die Wachstumsdynamik in Deutschland sollte sich daher ab dem Frühjahr stabilisieren, sodass im Gesamtjahr 2024 weiterhin ein leicht positives Wachstum erwartet werden kann.
Für einen stärkeren Aufschwung wäre aber angesichts der mangelnden außenwirtschaftlichen Impulse eine Stimmungsverbesserung im Land wichtig. Denn auch die Psychologie spielt eine Rolle in der Wirtschaft. Optimistische Zukunftserwartungen steigern die Konsum- und Investitionsbereitschaft. Positive gesellschaftliche Gemeinschaftserfahrungen könnten die dafür notwendige Aufbruchstimmung lostreten, etwa im Zuge der Beteiligung breiter Bevölkerungsschichten an Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Für einen größeren emotionalen Ruck bedarf es jedoch auch entsprechender Begleitung durch die Politik.