Versicherungsmathematiker und Statistiker sehen in älteren Autofahrern ein größeres Risiko im Straßenverkehr. So erklärt sich, dass die Kfz-Policen für Menschen jenseits der 70 sehr viel teurer sind als für mittelalte Fahrer. Oft liegen die Tarife ähnlich hoch wie bei Fahranfängern. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft empfiehlt seinen Mitgliedern Preisaufschläge ab dem Alter von 68 Jahren. Die Schadenshäufigkeit nimmt allerdings laut Statistik erst ab 75 Jahren zu, wie das Serviceportal Finanztipp erklärt.
Alterszuschlag: 394 Euro
Das Online-Portal Verivox wollte es genau wissen und hat die Kosten für einen 85-jährigen Fahrer mit denen eines 55-jährigen verglichen. Außer dem Alter waren alle Daten die gleichen: Beide fahren einen VW Golf VIII 1.0 TSI, sind am gleichen Ort versichert und legen im Schnitt 10 000 Kilometer im Jahr zurück. Der ältere Fahrer muss freilich für seine Kfz-Versicherung 394 Euro mehr bezahlen als der jüngere. Das entspricht einem Alterszuschlag von 139 Prozent, den Versicherungen mit einem höheren Unfallrisiko begründen.
Aber auch nicht ganz so betagte Fahrer müssen tiefer in die Tasche greifen: Bei einem 75-Jährigen (wiederum mit ansonsten gleichen Voraussetzungen) beläuft sich der Zuschlag gegenüber dem 55-Jährigen auf 75 Prozent – konkret muss er 210 Euro mehr bezahlen. Bei einem 65-Jährigen sind es nur noch 13 Prozent (36 Euro) mehr im Jahr.
Doch es gibt Strategien, um den Alterszuschlag zumindest abzumildern. Verivox nennt dabei drei Möglichkeiten.
Schadensklassen
Sparen lässt sich, indem ein Senior seinen Wagen auf ein Kind zulässt und versichert. Er selbst lässt sich als Zweitfahrer eintragen. Das wirkt sich vor allem bei älteren Senioren positiv auf die Jahresrechnung aus. Noch mehr Ersparnis ist drin, wenn auch die Schadenfreiheitsklassen auf direkte Angehörige wie Kinder oder Enkelkinder übertragen werden. Das geht von Eltern auf Kinder in der Regel problemlos. Man sollte bei seiner Versicherung nachfragen.
Verivox macht eine Modellrechnung auf: Demnach spart ein 85-Jähriger 54 Prozent (im Beispielfall 365 Euro), wenn er sein Fahrzeug und die Schadenfreiheitsklassen an sein Kind überträgt. Ein 75-Jähriger kann auf diese Weise immerhin noch 30 Prozent (174 Euro) sparen. Aber Vorsicht: Für einen 65-jährigen Autofahrer zahlt sich diese Strategie nicht aus. Im Gegenteil: Er zahlt sogar 28 Prozent drauf. Der Grund liegt dem Portal zufolge darin, dass für jüngere Senioren eine höhere Schadenfreiheitsklasse möglich und der Alterszuschlag relativ gering ist.
„Angehörige können so viele Schadenfreiheitsklassen übernehmen, wie viele Jahre sie im Besitz des Führerscheins sind“, erläutert Wolfgang Schütz von Verivox. „Eine Rückübertragung der Schadenfreiheitsklassen ist nicht mehr möglich. Die Abgabe ist endgültig und sollte deshalb gut überlegt sein.“
Zweifahrer
Wer sich dagegen entscheidet, seine Schadenfeiheitsklassen aufzugeben, kann dennoch sparen. Allein die Versicherung und Zulassung des Fahrzeugs auf den Nachwuchs bringt dem 85-jährigen Golffahrer eine Ersparnis von 34 Prozent (232 Euro) und dem 75-jährigen 13 Prozent (66 Euro).
„Für die Kalkulation der Versicherer ist das Schadensrisiko des Hauptfahrers und Fahrzeughalters ausschlaggebender als das von Zweitfahrern“, erklärt Schütz. „Zweitfahrer genießen dennoch denselben Versicherungsschutz wie Hauptfahrer –selbst dann, wenn sie das Auto häufiger fahren. Versicherer prüfen im Schadensfall nicht, wer mehr Kilometer zurückgelegt hat.“
Versicherung
Betagte Senioren, die nur die Versicherung über ihr Kind laufen lassen möchten, können auch damit Geld sparen. Ein 85-Jähriger zahlt 21 Prozent (143 Euro) weniger, wenn er seinen Golf über sein 30 Jahre jüngeres Kind versichert. Doch schon für einen 75-Jährigen lohnt sich diese Möglichkeit nicht mehr. Er würde drei Prozent draufzahlen. Deshalb rät Schütz, sich die Optionen genau durchrechnen zu lassen. Vor allem Jüngere – ein 65-jähriger Autofahrer kann vor allen drei genannten Vorschlägen nicht profitieren, im Gegenteil: Er würde in allen Modellfällen draufzahlen.
Vergleichen
Die Alterszuschläge sind nicht bei jeder Versicherung gleich hoch. Deshalb lohnt es sich für Senioren besonders, Anbieter zu vergleichen. Finanztipp rät, die Kfz-Versicherung jährlich zu überprüfen. Alte Verbundenheit mit der Versicherung zahlt sich meistens nicht aus. Wer eine Jahrzehnte alte Police hat, sollte sich diese ohnehin einmal daraufhin ansehen, ob die damals gemachten Angaben überhaupt noch stimmen. Liegt die jährliche Fahrleistung heute deutlich unter der bei Vertragsabschluss, könnte ein neuer Vertrag schon deshalb zu geringeren Prämien führen.