Mohn für die süße und die herzhafte Küche

von Redaktion

Schlafmohn zählt zu den ältesten Heil- und Kulturpflanzen der Welt. In Europa wird er schon seit der Steinzeit als Nahrungsmittel verwendet. Die fettreichen Samen sind ein guter Energielieferant, darüber hinaus wurde die Pflanze über die Jahrhunderte auch wegen ihrer berauschenden und schmerzlindernden Wirkung genutzt.

Schlafmohn enthält verschiedene Opiumalkaloide, darunter auch Morphin und Codein. Morphin dämpft die Schmerzwahrnehmung und wird aus diesem Grund auch als Arzneimittel verwendet. Falsch angewendet hat es gefährliche Nebenwirkungen, im Extremfall bis zum Tod durch Atemlähmung.

Opiumalkaloide finden sich in allen oberirdischen Pflanzenteilen des Schlafmohns mit Ausnahme der Samen. Diese können jedoch zum Beispiel bei der maschinellen Ernte mit Morphin kontaminiert werden, wenn sie in Kontakt mit dem alkaloidhaltigen Milchsaft der Samenkapseln kommen. Regelmäßige Kontrollen von Speisemohn, der zum großen Teil aus der Türkei, Ungarn und anderen Ländern importiert wird, sind daher wichtig. Erfreulich: Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat seit 2005 einen deutlichen Rückgang der Gehalte beobachten können. Für den – genehmigungspflichtigen! – Anbau von Schlafmohn in Deutschland sind überhaupt nur spezielle, morphinarm gezüchtete Sorten zugelassen. Bei der Verarbeitung, also beim Waschen oder Erhitzen der Mohnsamen, reduziert sich der Morphingehalt weiter. Wer also gerne Mohnkuchen isst, muss sich um seine Gesundheit keine Sorgen machen. Lediglich für Schwangere gilt die Empfehlung, vorsorglich auf Mohn zu verzichten – bei einem unbedachten Biss in eine Mohnsemmel muss man jedoch keinerlei negative Auswirkungen auf das ungeborene Kind fürchten.

Mohnsamen findet man nicht nur auf Semmeln, sie passen auch gut als Topping auf Salat, Porridge oder Müsli, in Gemüsepfannen oder asiatische Currys. Sie liefern B-Vitamine, Vitamin C und sind besonders reich an Calcium. Das aus den Samen gepresste Mohnöl schmeckt intensiv nussig und ist reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie der Linolsäure. Es eignet sich auch für die kalte Küche. Vor allem werden die kleinen Körnchen aber für Süßspeisen und Gebäck verwendet, etwa für Mohnstriezel, Germknödel oder süße Mohnnudeln.

Wer selbst bäckt, kauft Mohnsamen am besten im Ganzen. Trocken, kühl und lichtgeschützt sind sie mehrere Monate lagerfähig, bevor sie ranzig werden. Mahlen oder quetschen sollte man die benötigte Menge erst kurz vor der Zubereitung. So bleibt das Aroma gut erhalten und die wertvollen Inhaltsstoffe sind vor dem Luftsauerstoff geschützt.

Wer keine spezielle Mohnmühle hat, quetscht die Körnchen mit Muskelkraft im Mörser. So vorbereitet, lässt sich aus dem Mohn zusammen mit Milch, Butter und etwas Puderzucker in einem Topf unter Rühren bei mittlerer Hitze eine Backfüllung herstellen. Weniger Aufwand erfordern backfertige Mohnmischungen aus dem Supermarkt. Sie enthalten allerdings oft nur ein Drittel Mohn, dafür reichlich Zucker sowie Verdickungsmittel und Aromastoffe. Im Handel ist bei uns üblicherweise Blaumohn erhältlich. In der österreichischen Küche schätzt man wegen seines feinen Aromas besonders den Graumohn, der dort auch regional im Waldviertel angebaut wird.

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