So lohnen sich Dividenden

von Redaktion

VON GERD HÜBNER

Rund 54,6 Milliarden Euro –so viel sollen die Dax-Konzerne in diesem Jahr Prognosen zufolge an ihre Aktionäre ausschütten. Das sind nach Angaben der Deka Bank etwa 1,6 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr und damit ein neuer Rekordwert. Dabei gehen die Analysten davon aus, dass 26 der 40 Mitglieder im deutschen Leitindex ihre Dividende erhöhen, mit Bayer, BMW und Fresenius seien nur bei drei Unternehmen Kürzungen zu erwarten. Bei den 50 im MDax enthaltenen Unternehmen wird eine Gesamtausschüttung von insgesamt 7,1 Milliarden Euro erwartet – sieben Prozent mehr als 2023.

Und auch die Dividendenrendite sieht attraktiv aus: Bezogen auf die Marktkapitalisierung der Dax-Konzerne entspricht die Ausschüttungssumme Anfang März einer Dividendenrendite von rund 3,3 Prozent. Das kann sich im Vergleich zur Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe von 2,4 Prozent durchaus sehen lassen. Das gilt umso mehr, da dies nur der Durchschnitt ist. So soll Volkswagen in diesem Jahr pro Vorzugsaktie eine Dividende von rund neun Euro zahlen – bezogen auf den VW-Kurs Anfang März entspricht das einer Dividendenrendite von rund 7,5 Prozent.

Ebenfalls bei mehr als sieben Prozent liegt sie auch bei BASF oder der Mercedes Group, Allianz, Porsche oder BMW bieten über fünf Prozent. Selbst in einem Umfeld höherer Zinsen, in dem es für Festgeld zum Teil wieder bis zu vier Prozent gibt, ist das sehr attraktiv.

Dennoch warnt Burkhard Wagner von der Partners Vermögens AG in München davor, sich nur an der Höhe der Dividendenrendite zu orientieren. „Sie ist zwar ein wichtiger Indikator, aber nicht der einzige“, sagt er. „So sollte die Dividendenrendite immer im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit der Ausschüttungen und der Auszahlungsquote betrachtet werden.“ Anleger sollten also ganz grundsätzlich auf die langfristige Stabilität der Dividende achten und darauf, dass diese nicht aus der Substanz bezahlt wird.

Ähnlich beurteilt das Gökhan Kula von der ALPS Family Office AG. „Stabile und permanent steigende Ausschüttungen, die aus dem Cashflow getätigt werden, sind ein Hinweis darauf, dass ein Konzern ein qualitativ hochwertiges und zukunftsfähiges Geschäftsmodell hat“, sagt er. Tatsächlich finden sich weltweit Unternehmen, die ihre Ausschüttungen über Jahre stetig steigern konnten. Dazu zählen beispielsweise Nestlé, die Pharmakonzerne Sanofi oder No-vartis oder auch Johnson & Johnson, McDonald’s oder Coca-Cola aus den USA.

Aber es lohnt sich auch der Blick auf hiesige Firmen. „Auch viele deutsche Unternehmen sind bekannt für robuste Geschäftsmodelle und eine starke Fokussierung auf langfristiges Wachstum und Stabilität, und deshalb haben auch zahlreiche Dax-Konzerne eine lange Tradition mit regelmäßigen und steigenden Ausschüttungen“, sagt Wagner. Beispiele für eine konstante und zum Teil steigende Dividende über Jahre hinweg sind Allianz, Mercedes, der Rückversicherer Munich Re, BASF oder Henkel. Allerdings bieten solche Dividendenaristokraten, wie sie auch genannt werden, nicht nur attraktive laufende Einnahmenströme. „Sondern sie leisten nachweislich auch einen positiven Beitrag zur Performance der Aktienanlage“ macht Experte Kula klar.

Das bestätigt eine aktuelle Untersuchung von Allianz Global Investors. In den vergangenen fünf Jahren brachte der MSCI Europa eine Perfomance von fünf Prozent pro Jahr im Schnitt – knapp die Hälfte kam von Ausschüttungen. Langfristig in den vergangenen 40 Jahren lag der Anteil der Dividenden an der Wertentwicklung bei knapp 36 Prozent, beim MSCI Nordamerika waren es zumindest noch rund 22 Prozent.

Dazu kommt, dass Dividenden, sofern sie stetig gezahlt werden, in Jahren mit negativer Kursentwicklung am Aktienmarkt helfen, die Gesamtperformance eines Aktienportfolios zu stabilisieren. Schließlich schwanken die Ausschüttungen laut der Allianz-Analyse weniger stark als die Gewinne. Mit anderen Worten: Eine stabile Dividende hat eine Vielzahl an Vorteilen für den Anleger.

Und mit Blick auf die inzwischen wieder attraktiveren Anleiherenditen kommt dazu noch ein weiteres Argument, das für Dividendenaktien spricht: „Anders als mit Anleihen holen sich Anleger damit nämlich einen Sachwert ins Portfolio, mit dem sie sich direkt an einem Unternehmen beteiligen und von dessen Umsatz- und Gewinnwachstum profitieren“, sagt Kula. Das heißt, auch mit Blick auf eine gute Portfoliodiversifikation macht die Beimischung von Dividendenaktien Sinn.

Bleibt schließlich noch die Frage, wie Anleger eine solche Strategie am besten umsetzen. „Entscheidend ist, dass man am Ende ein gut diversifiziertes Portfolio hat“, so Kula weiter. „Um das mit Einzeltiteln zu erreichen, braucht ein Anleger ein entsprechend hohes Anlagevolumen. Ist das nicht vorhanden, dann sind Exchange Traded Funds auf Dividendenaktien eine gute Alternative.“ Allerdings muss man auch hier genau hinsehen. „Wichtig ist, dass sich ein solcher ETF nicht nur an der Höhe der Dividendenrendite orientiert, sondern auch qualitative Kriterien bei der Selektion anwendet“, so Kula. Wer das berücksichtigt, für den kann sich eine Dividendenstrategie langfristig auszahlen. Nicht zu vernachlässigen ist außerdem die Wertsteigerung: „Dazu können langfristig noch potenzielle Kursgewinne kommen, vor allem wenn man qualitativ hochwertige Unternehmen wählt“, so Wagners Fazit.

Einige ausgewählte Dividendenfonds finden sich in der Tabelle.

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