Rückkehr in den Beruf

von Redaktion

VON INES BAUR

Mutter zu werden, ist einer der größten Einschnitte im Leben einer Frau, privat wie beruflich. Für Kind und Familie nehmen viele Frauen eine Job-Auszeit. Die eine kürzer, die andere länger. Die Unterbrechung der Erwerbstätigkeit trägt bei einem Vergleich zwischen den Geschlechtern zu den viel zitierten Lücken („Gaps“) bei – wie etwa der „Gender-Pay-Gap“, der geschlechtsspezifischen Lohnlücke. Zudem wirkt sie sich nachteilig auf Kontostand, Altersvorsorge und Karriere aus.

Fragen vor dem Start

Irgendwann möchten, müssten oder sollten Mütter also wieder erwerbstätig werden. Doch allein der Gedanke „Raus aus der Familie, rein in den Beruf“ schafft Zweifel. Gerade Frauen, die mehr als fünf Jahre nicht erwerbstätig waren, fragen sich: „Was kann ich?“ oder „Wer stellt eine Frau ein, die zehn Jahre aus dem Job ist?“ Solche und ähnliche Bedenken kennt Maria Vogl aus ihren Beratungsgesprächen. „Viele Frauen leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl. Aber zu Unrecht“, erklärt die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt von der Agentur für Arbeit in Weilheim. „Man braucht sie dringend. Man braucht die Wiedereinsteigerinnen unbedingt, gerade bei dem aktuellen Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Denn sie sind motivierte, qualifizierte und organisierte Mitarbeiterinnen und Arbeitskräfte.“

Programme + Hilfen

Wer zurück in den Job möchte, hat dank Wiedereinstiegsprogrammen, Fortbildungen und professioneller Unterstützung gute Karten. Wichtig ist es, Courage zu besitzen und loszulegen: Sich informieren, Kompetenzen checken, Unterstützung suchen und die Familie neu organisieren. Es gibt zahlreiche Angebote für Berufsrückkehrerinnen. Über spezielle Angebote für Wiedereinsteigerinnen informieren die Beauftragten für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit, regionale Einrichtungen wie Power M oder überregionale wie etwa Frau & Beruf, um nur einige zu nennen. Bei den kostenlosen Beratungsterminen geht es um Kompetenzerfassung, Vermittlung oder Auffrischung von IT-Grundlagen, Wissen zu Social Media und Internet. Zudem um Informationen bezüglich Gehalt und fachkundige Unterstützung im Bewerbungsprozess. Weiter informieren die Arbeitsagenturen ausführlich und kostenfrei bei Veranstaltungen. Das Angebot ist groß und die Agenturen der unterschiedlichen Bundesländer haben diverse weitere Angebote.

Arbeitszeiten

Von null auf hundert klappt selten. Die 40-Stunden-Woche plus Haushalt und Familienleben ist ambitioniert. Manche schaffen die Herausforderung, andere präferieren einen sanften Einstieg. Wichtig ist es, das Ziel „Vollzeit“ nicht aus den Augen zu verlieren und in der Teilzeitfalle stecken zu bleiben.

Teilzeitbeschäftigte arbeiten regelmäßig, aber kürzer als ein Vollzeitarbeitnehmer. Entweder täglich weniger als acht Stunden oder nur an bestimmten Wochentagen. Ist der Traumjob als Vollzeit ausgeschrieben, doch die Interessentin kann nur Teilzeit, gilt es zu verhandeln. Passt die Bewerberin zum Job und ist der Arbeitgeber überzeugt, findet sich meist eine Lösung.

Gleitzeit ermöglicht, Anfang und Ende der täglichen Arbeitszeit in einem bestimmten Rahmen selbst einzurichten. In der Regel gibt es eine Rahmenarbeitszeit. Sie bestimmt den frühestmöglichen Arbeitsbeginn und das späteste mögliche Arbeitsende. In der Kernzeit ist Anwesenheitspflicht. Beispiel: Rahmenarbeitszeit 6 bis 19 Uhr, Kernarbeitszeit 9 bis 16 Uhr. Das bringt eine flexible Zone von jeweils drei Stunden. Auch das hilft bei der Organisation von Job und Familie. Auch Homeoffice bietet viele Möglichkeiten. Immer mehr Arbeitgeber lassen einen odere mehrere Tage Homeoffice pro Woche zu.

Job + Familie

Wie bekomme ich Haushalt, Familie und Job unter einen Hut? Die Sorge, hier zu scheitern, ist groß. „Familie ist kein reines Frauenthema“, sagt Maria Vogl. „Eine Familie gründet man in der Regel zu zweit. Es muss nicht alles von Mama organisiert werden.“ Vogl kennt die Sorgen der Berufsrückkehrerinnen in Bezug auf Partnerschaft und Familie. An einer partnerschaftlichen Aufteilung der Arbeit sollte keine Job- rückkehr scheitern. Hilfreich sind Listen. Anhand derer teilen sich Partner alle Aufgaben auf, die Kinder und Haushalt betreffen. Wichtig ist es, Prioritäten zu setzen. Erst Familie, dann der Haushalt. Glückliche Kinder, gemeinsam verbrachte Zeit und ein regelmäßiges Einkommen sind wichtiger als stets geputzte Fenster.

Selbstwertgefühl

Je länger Frauen aus der Erwerbstätigkeit sind, desto geringer ist ihr Selbstbewusstsein. Je länger die berufliche Auszeit war, desto schwieriger wird der Wiedereinstieg. „Viele Frauen haben ein mangelndes Selbstwertgefühl“, sagt Vogl. Nicht wenige machen sich in der Folge klein, verkaufen sich unter Wert. Viel zu viele verwerfen den Plan Berufsrückkehr ganz, arbeiten in Minijobs oder bleiben in der Teilzeitfalle hängen. Das ist weder gut für sie noch für die Wirtschaft in Zeiten von Fachkräftemangel. Zudem ist es paradox. Denn geht es um andere, lösen Mütter Probleme, agieren in Krisensituationen sachlich und diplomatisch. „Mütter verfügen über Motivation, Lernbereitschaft, Organisationsgeschick, Belastbarkeit, Konflikt- und Teamfähigkeit. Da legt jeder Arbeitgeber Wert drauf“, weiß Vogl.

Weiterbildung

Nach langen Phasen der Erwerbsunterbrechung können Weiterbildungen viel bringen. Spezielle Angebote kennen die Beauftragten für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit, regionale und überregionale Institutionen.

Zum Beispiel kommt auch eine Teilzeitausbildung infrage. Das Modell gilt keineswegs nur für 20-Jährige. Wenn eine Frau 40 ist und wieder arbeiten möchte, hat sie noch mindestens 25 Jahre vor sich. Das lohnt sich auf alle Fälle.

Fortbildungen sind laut der Trendstudie „Zurück in den Beruf – gleichberechtigt, gebildet, gefragt?“ der Internationalen Hochschule in Erfurt sehr beliebt. Befragt wurden Frauen und Männer, die sich in längerer Erziehungs- oder Pflegezeit befinden und nicht an ihren vorherigen Arbeitsplatz zurückkehren können. 87,6 Prozent der Befragten möchten sich weiterbilden, um ihre Chancen zu verbessern. 91 Prozent würden das bevorzugt im Rahmen von Online-Unterricht tun. Ein hübscher Nebeneffekt solcher Fortbildungen ist, dass sich Frauen und Familien an die Situation „Mama arbeitet jetzt wieder“ gewöhnen können. Denn während einer Weiterbildung ist Mutter nicht mehr rund um die Uhr im Familieneinsatz.

Mehr Informationen

Ein mehrseitiges Dossier zum Thema „Comeback“ gibt es kostenlos per E-Mail von: ratgeber@biallo.de

Artikel 4 von 4