Aktuell rufen gleich mehrere große Handelsketten verschiedene Fruchtsmoothies und Obstdesserts zurück. Der Grund: Alle betroffenen Produkte enthalten mit Patulin belasteten Aroniasaft. Patulin gilt als Nervengift und kann zu Erbrechen, Verdauungsstörungen und Magenschleimhautentzündungen führen. Es ist als erbgutschädigend und vermutlich leberschädigend eingestuft.
Patulin wird von verschiedenen Schimmelpilzen produziert, vor allem von bestimmten Penicillium-Arten. Im Lebensmittelbereich kennt man vor allem nützliche Arten dieses Schimmelpilzes, etwa Penicillium camemberti und roqueforti, die für die charakteristischen Aromen von Edelschimmelkäse sorgen. Auch biotechnologisch werden Penicillium-Arten genutzt, etwa zur Herstellung von Enzymen, Zitronen- oder Weinsäure. Das für den Menschen segensreichste Erzeugnis ist aber wohl das Antibiotikum Penicillin, das nach dem Schimmelpilz benannt wurde, aus dem es ursprünglich stammt.
Im Lebensmittelbereich können Penicillium-Arten durch die Produktion von Giftstoffen aber auch viel Schaden anrichten. So ist das Patulin keineswegs nur ein Problem von vermeintlich exotischen Früchten wie der Aroniabeere. Patulinbildende Schimmelpilze können prinzipiell alle Obst- und Gemüsearten befallen, am häufigsten sind Äpfel betroffen.
Ein Warnzeichen für Patulin sind braunfaule Stellen. Diese entstehen häufig infolge von Insektenfraß oder Druckstellen an den Äpfeln, da Schimmelpilze im beschädigten Zellgewebe besonders gute Wachstumsbedingungen vorfinden. Wer Äpfel frisch verzehrt oder selbst zu Mus verarbeitet, kann kleine Faulstellen großzügig ausschneiden und die restliche Frucht problemlos verwenden.
Im Gegensatz zu wässrigeren Früchten wie Tomaten oder Pfirsichen, die bei Fäule komplett entsorgt werden müssen, verbreitet sich das Patulin im Apfelgewebe kaum außerhalb der Faulstellen. Bei der industriellen Herstellung von Apfelsaft, Apfelmus oder Konzentraten ist Patulin jedoch eine stete Herausforderung.
Ist die Qualität der Ausgangsware nicht gut genug oder werden angefaulte Früchte nicht zuverlässig genug aussortiert, können ganze Saftchargen die zum Schutz der Gesundheit verbindlich festgelegten Grenzwerte für Patulin überschreiten und sind dann nicht mehr zum Verzehr geeignet.
Warum im Falle des Aroniasafts die Patulinbelastung nicht schon früher entdeckt wurde, ist derzeit unklar. Der Vorfall zeigt jedoch, wie wichtig eine funktionierende Schadstoffüberwachung ist, damit am Ende der oft verschlungenen Wege der modernen Lebensmittelindustrie sichere Endprodukte beim Verbraucher landen.