Wie junge Leute am besten anlegen

von Redaktion

VON CORINNA MAIER

Wenn junge Leute ins Berufsleben starten, sollten sie auch zügig anfangen, an ihre finanzielle Zukunft zu denken. Damit Jugendlichen dabei nicht gleich die Lust vergeht, hat Sabine Derheld einen Tipp parat, der den Einstieg sehr erleichtert: „Das allererste selbst verdiente Geld darf man einfach ausgeben“, sagt die Studierenden-Beraterin der Stadtsparkasse München. Doch dann geht es auch schon los mit der Finanzplanung.

Vertrag prüfen

Der erste geldwerte Tipp ist, den frisch unterschriebenen Arbeits- oder Ausbildungsvertrag zu prüfen. Gibt es Vermögenswirksame Leistungen? Eine betriebliche Altersversorgung? Eine günstige Betriebskrankenkasse? Zuschüsse oder Vergünstigungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung? Zuschüsse für Fahrtkosten? Was davon gilt schon in der Probezeit? „Wir haben Fachkräftemangel, viele Unternehmen gewähren Vergünstigungen, um Leute zu gewinnen“, so Derheld. Dieser Check kann sich also schon auszahlen.

Risiken absichern

Bevor es ans Sparen geht, sollten erst die größten existenziellen Risiken abgesichert werden. Und da geht es um zwei bis drei Versicherungen: Die private Haftpflichtversicherung, eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit und gegebenenfalls eine Unfallversicherung.

. Privathaftpflicht

Wer anderen einen Schaden zufügt, der haftet grundsätzlich unbegrenzt. Das bedeutet, ein versehentlich herbeigeführtes Unglück, bei dem ein Mensch verletzt wird oder wertvolle Gegenstände beschädigt werden, können zu einer lebenslangen finanziellen Belastung für den Verursacher werden. Für einen geringen Jahresbeitrag lässt sich dieses Risiko absichern. Die Versicherung hilft auch dabei, unberechtigte Forderungen anderer abzuwehren. Also: ein Muss.

. Berufsunfähigkeit

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist nach Einschätzung der Verbraucherzentrale ebenfalls unverzichtbar – und zwar für alle, die von ihrem Einkommen leben. Die Versicherung deckt ein existenzbedrohendes Risiko ab – nämlich dass jemand nicht mehr arbeiten kann – und ist neben der Privathaftpflichtversicherung die wichtigste private Versicherung. „Je früher man sie abschließt, umso besser“, erklärt Sabine Derheld. Denn bei jungen und gesunden Menschen sind die Beiträge günstig.

Für eine private Haftpflichtversicherung muss man mit 50 bis 60 Euro Jahresbeitrag rechnen, für eine Berufsunfähigkeitsversicherung werden in jungen Jahren monatliche Beiträge von 35 bis 45 Euro fällig. Luft sollte dann noch für eine Unfallversicherung sein, findet Derheld – gerade für alle, die gern Sport machen.

Kassensturz

Dann empfiehlt sich ein Kassensturz. Alle Einnahmen (zum Beispiel Gehalt, Kindergeld, Bafög, elterlicher Zuschuss) und alle Ausgaben (Miete, Handykosten, Netflix-Abo) werden aufgeschrieben – oder digital erfasst. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass bestimmte Ausgaben, wie Versicherungsbeiträge nicht monatlich, sondern jährlich oder halbjährlich abgebucht werden. Damit man dann nicht in Schwierigkeiten kommt, ist es ratsam, die jeweilige Summe aufs ganze Jahr aufzuteilen.

Finanzieller Puffer

Ein finanzielles Polster ist unverzichtbar. Unvorhergesehene Reparaturen an Auto oder Waschmaschine können sonst schnell zu einem Minus auf dem Girokonto führen – und die dafür anfallenden Überziehungszinsen sind hoch. Zwei Nettogehälter, so raten Experten, sollte man als Reserve haben, bevor es daran geht, Geld anzulegen. Für junge Berufsanfänger empfiehlt Sabine Derheld eine Notreserve von 2000 Euro, „die ruhig auf einem Tagesgeldkonto dahin dümpeln darf“. Tagesgeld wirft nur geringe Zinsen ab, aber beim Notgroschen geht es nicht um Geldvermehrung, sondern um Sicherheit und tägliche Verfügbarkeit. Und die bietet das Tagesgeld.

Sparen

Jetzt erst geht es ans Sparen. Man sollte damit beginnen, sich über seine Wünsche und Ziele klar zu werden. Also: Will ich im Herbst einen tollen Urlaub machen? In zwei Jahren ein E-Auto kaufen? In zehn Jahren in der eigenen Wohnung leben? Entsprechend sollte Geld kurz-, mittel- und langfristig angelegt werden. Und dafür gibt es mehrere Möglichkeiten.

Sinnvoll ist zunächst, jeden Monat einen bestimmten Betrag auf die Seite zu legen. „Weg vom Girokonto“, rät die Sparkassen-Beraterin. Man kann sein Konto so einrichten, dass jeden Monat automatisch ein bestimmter Betrag oder der Betrag bis zu einem bestimmten Minimum auf dem Konto umgeleitet wird – aufs Tagesgeldkonto (bis die Notfallsumme von 2000 Euro zusammen ist) oder auf ein Sparkonto. Beim Sparen kann man sich mehrerer Instrumente bedienen. „Ich war zum Beispiel sehr froh, dass meine Eltern einen Bausparvertrag für mich abgeschlossen haben“, erzählt Derheld. Bausparen kann sich auch heute noch lohnen. Dazu tragen staatliche Förderungen und Prämien bei.

Aktienfonds

Junge Menschen haben einen für die Geldanlage unschätzbaren Vorteil: Zeit. Dieser Trumpf sticht vor allem am Aktienmarkt, wo es bei den Kursen mitunter heftig auf und ab gehen kann. Auswertungen des Deutschen Aktieninstituts über die vergangenen 50 Jahre zeigen, dass langfristig mit Aktien immer ein Gewinn drin war. Wer sein Geld 20 Jahre lang in deutsche Aktien steckte, der konnte eine durchschnittliche Rendite von 8,6 Prozent im Jahr auf das angelegte Geld erwirtschaften. Im schlechtesten Fall lag die jährliche Rendite bei 3,3 Prozent, im besten bei 15,2 Prozent, so das Aktieninstitut. So hohe Zinsen lassen sich mit kaum einer anderen Anlageform erzielen.

Allerdings gibt es zwei goldene Regeln für Aktienkäufe: Man muss das Geld über einen längeren Zeitraum entbehren können. Experten raten zu mindestens zehn Jahren. Wenn nämlich eine bestimmte Summe zu einem bestimmten Zeitraum gebraucht wird, kann man das Pech haben, dass die Börse gerade crasht und man seine Aktien mit Verlust verkaufen muss.

Die zweite wichtige Regel lässt sich in einem alten Börsenspruch zusammenfassen: Nicht alle Eier in einen Korb legen. Gemeint ist, dass ein Anleger nicht nur auf einige wenige Aktien setzen sollte, sondern auf viele. Dann fällt es kaum ins Gewicht, wenn ein einzelnes Unternehmen schwächelt.

Ideales Instrument dafür sind Aktienfonds, in denen die Anteilsscheine von vielen Unternehmen, am besten aus vielen verschiedenen Weltregionen enthalten sind.

Einen solchen Aktienfonds kann man schon mit recht kleinen Summen von 25 oder 50 Euro im Monat besparen. Wer regelmäßig eine bestimmte Summe einzahlt, kauft meistens günstiger. Wenn die Kurse niedrig sind, werden mehr Fondsanteile erworben, sind sie hoch, gibt es weniger Anteile. „Das Gute ist, ein Sparplan kauft immer“, so Derheld. Auch wenn die Kurse im Keller sind und man selbst eine bewusste Kaufentscheidung vielleicht nicht wagen würde.

Meistens fallen Kaufgebühren und Verwaltungsgebühren an. Am preisgünstigsten sind ETFs (Exchange Traded Funds). Das sind Fonds, die kein eigenes Management haben (und folglich auch nicht bezahlen müssen). Diese Fonds bilden eins zu eins einen Index ab, zum Beispiel den Deutschen Aktienindex oder den Euro–Stoxx. Einsteigern wird auch gern ein ETF auf den MSCI World empfohlen. Dieser Index umfasst rund 1500 Unternehmen aus den wichtigsten Industrieländern der Welt. Auch ETF-Sparpläne sind schon ab 25 Euro im Monat möglich. Die Ersparnisse in Aktienfonds mit und ohne Management lassen sich börsentäglich zu Geld machen – zum jeweiligen Kurs versteht sich.

Artikel 2 von 5