So stopfen Sie die Rentenlücke

von Redaktion

VON SEBASTIAN HÖLZLE

Nebenbei arbeiten sollte man im Rentenalter nicht mehr, sagt Giuseppe Digaeta, Berater der Stadtsparkasse München. „Natürlich kann man als Rentner inzwischen unbegrenzt dazu verdienen. Aber es kann ja nicht Sinn der Sache sein, sein ganzes Leben lang zu arbeiten. Und dann ist man im Alter gezwungen, weiterhin einer Tätigkeit nachzugehen“, sagt er. „Schöner ist doch ein wohlverdienter Ruhestand mit 63 Jahren.“ Doch wer in Deutschland bereits mit 63 Jahren in Rente gehen will, muss in der Regel Abschläge in Kauf nehmen. Im schlimmsten Fall droht eine Versorgungslücke. Damit ist gemeint, dass mit dem Rentenstart das monatliche Einkommen deutlich geringer ist als zu Zeiten, in denen monatlich ein Gehalt aufs Konto überwiesen wurde. Um gar nicht erst eine Versorgungslücke entstehen zu lassen, empfiehlt es sich, privat vorzusorgen. Bei den Verbraucherzentralen heißt es: „Die private Altersvorsorge ist im Grunde nichts anderes ist als eine langfristige Vermögensbildung.“

Je früher, desto besser

Doch wann ist der ideale Zeitpunkt, mit dem Sparen anzufangen? So früh wie möglich, sagt Sparkassen-Berater Digaeta. „Am besten fangen Eltern bereits mit der Geburt ihrer Kinder an, Geld für sie zur Seite zu legen.“ Aber in der Praxis sei das meist nicht der Fall. „Die meisten fangen mit dem Berufseinstieg an, sich um das Thema Altersvorsorge zu kümmern. Der Vorteil in diesem Alter ist, dass man schon mit kleinen Sparbeträgen eine große Wirkung erzielen kann.“ Digaeta betont aber, dass man auch im Alter von 50 Jahren und älter sich um das Thema kümmern könne, nur müsse man dann in der Regel höhere Beträge anlegen.

Haushaltsplan erstellen

Die Altersvorsorge setzt sich in Deutschland in vielen Fällen aus drei Bausteinen zusammen: Der gesetzlichen Rente, einer betrieblichen Rente und im besten Fall aus einer privaten Altersvorsorge. Wie hoch die gesetzliche Rente voraussichtlich sein wird, erfahren Beschäftigte aus dem jährlichen Informationsschreiben der Deutschen Rentenversicherung Bund. „Die wenigsten wissen mit der Post etwas anzufangen“, sagt Sparkassen-Berater Digaeta. „Diese Renteninformation ist aber ein wichtiger Baustein, um die Versorgungslücke zu ermitteln.“

Dann benötigt man noch die Informationen aus der betrieblichen Altersvorsorge. Diese erhält man in der Regel aus den Unterlagen.

„Dann stellt sich die Frage: Hat jemand bereits eine private Altersvorsorge? Manche haben vielleicht auch eine Immobilie, mit der sich Mieteinnahmen erzielen lassen oder in der man mietfrei wohnen kann.“ Andere hätten vielleicht Wertpapiere. Droht dennoch eine Versorgungslücke, ist sparen angesagt. „Das aktuelle Rentenniveau liegt bei circa 50 Prozent. Das bedeutet, dass den meisten Menschen im Alter nur noch ungefähr die Hälfte ihres letzten Einkommens pro Monat übrig bleibt.“

Nur: Wie viel Geld vom Monatslohn sollte man fürs Alter abzweigen? „Am Anfang macht man eine Haushaltsrechnung. Das heißt: Man schaut, wie hoch die Einnahmen sind und wie hoch die Ausgaben sind. Dann sieht man, wie viel Geld übrig bleibt, um fürs Alter vorzusorgen“, sagt Digaeta.

Allerdings sollte man nicht alles Ersparte in die Altersvorsorge stecken: „Ich bin ein großer Fan der breiten Streuung in kurz, mittel und langfristige Anlagen. Darunter zählt kurzfristig ein Tagesgeldkonto, auf dem man einen Notgroschen beiseitelegt“, sagt Digaeta. Das sollten mindestens drei Monatsgehälter sein, die etwa auf dem Tagesgeldkonto liegen. „Es kann immer mal sein, dass das Auto in die Werkstatt muss oder die Waschmaschine kaputt geht. Dann ist es sinnvoll, wenn man auf diesen Notgroschen zurückgreifen kann und nicht seine Altersvorsorge gefährdet.“

Die richtige Strategie

Nach Angaben der Verbraucherzentralen gibt es verschiedene Strategien, um den Bedarf im Alter zu decken. „Welche Variante zur langfristigen Vermögensbildung am besten ist, hängt von Faktoren wie Ihrer individuellen Lebenssituation, Ihrem Alter sowie Ihrer Risikobereitschaft ab“, erklären die Verbraucherschützer. Als Möglichkeiten infrage kämen etwa eine Kapital-Lebensversicherung, eine private Rentenversicherung oder eine fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherung. „Neben Wertpapieren, Fonds oder Immobilien werden auch Versicherungen als Vorsorgeprodukte angeboten.“

Auch Giuseppe Digaeta von der Stadtsparkasse sagt: „Pauschal lässt sich nicht sagen, für wen sich welche Lösung anbietet.“ Was für den einen eine gute Option sei, müsse für den anderen nicht zwingend passen. „Es gibt Kunden, die haben kein Problem damit, wenn ihr Wertpapierdepot auch mal zeitweise zehn Prozent ins Minus rutscht. Wer sein Geld konservativer anlegen möchte, kann dies beispielsweise mit einer privaten Rentenversicherung tun. Andere möchte im Alter lieber eine eigene Immobilie haben.“

Am besten sollten sich Kunden beraten lassen, um für die individuelle Situation die passende Lösung zu finden, rät Giuseppe Digaeta. Im Alter zahle sich das aus. Digaeta sagt: „In einem altbekannten Lied heißt es, dass mit 66 Jahren das Leben anfängt. Ich bin der Ansicht, das Leben sollte mit 63 Jahren anfangen – also zum frühestmöglichen Rentenstart.“

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