Depot anlegen und pflegen

von Redaktion

Immer nur bergauf geht es wohl mit keiner Geldanlage. Die Chancen für Erfolg steigen aber beträchtlich mit guter Planung. Ab und zu sollte man sein Portfolio auch auf den Prüfstand stellen. © Franziska Gabbert, dpa

Wer über einen längeren Zeitraum Geld anlegen möchte, sieht sich erst einmal einem kaum überschaubaren Dschungel an Finanzprodukten gegenüber. Knapp 8000 aktiv gemanagte Investmentfonds gab es hierzulande Ende 2023 laut einem Bericht der Deutschen Bundesbank. Dazu kommen noch mal ein paar tausend Exchange Traded Funds (ETFs), ganz zu schweigen von sonstigen Produkten wie geschlossenen Beteiligungen oder Zertifikaten. Dass sich Anleger schnell überfordert fühlen, kann da kaum überraschen. Dennoch ist der langfristige Vermögensaufbau gar nicht so kompliziert. Denn es gibt einige grundlegende Regeln, die man befolgen sollte.

■ Ziele und Risiken

Als Erstes empfehlen Experten, sich über die eigenen Anlageziele und die persönliche Risikotoleranz Gedanken zu machen. Also wie lange das Geld angelegt werden soll und ob jemand noch ruhig schlafen kann, wenn das eigene Depot stark im Wert schwankt? Vorsichtige Anleger und solche, die nur einen kurzen Anlagezeitraum haben, sollten stärker auf sichere und weniger schwankungsanfällige Anlagen wie sichere Staatsanleihen setzen. Wer dagegen einen längeren Anlagehorizont hat und bereit ist, Risiken einzugehen, kann dagegen stärker auf Aktien, die in der Vergangenheit langfristig mit die höchsten Renditen brachten, setzen. Zudem sollte man, getreu dem Motto „Lege nie alle Eier in einen Korb“, auf eine breite Streuung bei der Geldanlage achten. Das bedeutet, dass Anleger ihr Geld nicht nur in ein oder zwei Aktien, sondern breit gestreut in den Aktienmarkt investieren sollten. Und dann andere Anlageklassen wie festverzinsliche Wertpapiere oder Gold beimischen.

■ Kosten

Dazu sind weitere wichtige Tipps, auf die Kosten bei der Geldanlage zu achten. Denn hohe laufende Kosten gehen direkt zulasten der Rendite. Und schließlich sollten Anleger auch das Finanzprodukt, in das sie investieren, verstehen. Als recht einfacher Weg, um mit Geldanlage zu beginnen, werden meist Exchange Traded Funds (ETFs), die die Wertentwicklung eines Aktien- oder Anleiheindex abbilden, empfohlen. Sie sind transparent und leicht verständlich, kostengünstig und ermöglichen, wenn man zum Beispiel in einen ETF auf einen Weltaktienindex wie den MSCI Welt oder den FTSE Global All Cap investiert, auch eine breite Diversifikation über eine Vielzahl an Einzeltiteln.

■ Depotcheck

Eine weitere Voraussetzung für eine langfristig erfolgreiche Geldanlage ist dann die regelmäßige Überprüfung des Investments. Zum einen kann sich an den persönlichen Lebensumständen etwas ändern, zum anderen verschieben sich die Gewichte zwischen den einzelnen Anlageklassen aufgrund der Kursbewegungen.

Angenommen ein Anleger hat aufgrund seiner Risikotoleranz und seiner Anlageziele ein Portfolio, das sich zu 60 Prozent aus Aktien und 40 Prozent aus festverzinslichen Wertpapieren und weiteren Zinsanlagen zusammensetzt.

Doch durch die unterschiedliche Kursbewegung der Anlageklassen verändert sich die Zusammensetzung. So kann aus dieser Ursprungsallokation im Laufe der Zeit ein Portfolio werden, in dem Aktien 70 Prozent am Portfolio ausmachen, Anleihen nur noch 30 Prozent.

„Das Portfolio beinhaltet nun, weil Aktienkurse stärker schwanken, deutlich größere Risiken als zu Beginn und es besteht die Gefahr, dass es in einem Aktiencrash zu hohen Verlusten kommt“, so Stefan Eberhardt, Geschäftsführer der e/r/w Vermögensmanagement GmbH. Aus diesem Grund sollten Anleger regelmäßig die Ursprungsallokation wieder herstellen, also ein sogenanntes Rebalancing durchführen.

Das funktioniert so: Der Anleger verkauft die gut gelaufene Anlageklasse und schichtet so lange in die schlechtere Anlageklasse um, bis die Ausgangsgewichtung wieder hergestellt ist. Im genannten Beispiel müssen Aktien so lange verkauft und Anleihen so lange gekauft werden, bis das Portfolio wieder die Ursprungsgewichtung von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent festverzinsliche Wertpapiere aufweist. „Mit einem solchen regelmäßigen Rebalancing können Anleger das Risiko in ihrem Portfolio managen“, sagt Eberhardt.

■ Zusatzrendite

Dazu kommt noch etwas: „Weil Anleger damit antizyklisch vorgehen, lässt sich so langfristig womöglich sogar eine Zusatzrendite erzielen“, so der Experte weiter. „Tatsächlich zeigen wissenschaftliche Untersuchungen immer wieder, dass sich ein regelmäßiges Rebalancing des eigenen Portfolios langfristig auszahlt“, bestätigt Klaus Porwoll von der Honorarberatung PecuniArs in Berlin. „Außerdem schalten Anleger damit ihr Bauchgefühl aus und vermeiden Fehler, die aufgrund von Emotionen immer wieder passieren.“

Allerdings empfiehlt er ein solches Rebalancing, auch aufgrund der damit verbundenen Kosten, ein- oder höchstens zweimal im Jahr durchzuführen. Dass dabei ein hohes Maß an Disziplin erforderlich ist, weiß Porwoll aus Erfahrung. „Es ist in der Tat nicht ganz einfach, die schlecht gelaufene Anlageklasse nachzukaufen und Gewinnerpositionen abzubauen.“ Und man sollte ein solches Rebalancing auch über einen langen Zeitraum von wenigstens fünf oder zehn Jahre hinweg machen, damit es einen Effekt hat. Wer also seine Geldanlage auf seine Anlageziele und seine eigene Risikotoleranz ausrichtet, auf eine breite Streuung und niedrige Kosten achtet und seine Anlage hin und wieder auf den Prüfstand stellt, erhöht seine Chance, langfristig erfolgreich Geld anzulegen.

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