WOCHENMARKT

Strenge Regeln für Mineralwasser

von Redaktion

Beste Qualität: Für Mineralwasser gelten strenge Vorschriften. © Manuel Krug, dpa

In Frankreich schlägt gerade ein neuer Lebensmittelskandal Wellen: Der Lebensmittelkonzern Nestlé und eine weitere Firma sollen Mineralwasser mehrerer bekannter Marken mit unerlaubten Methoden aufbereitet haben. Nach aktuellem Kenntnisstand sollten durch die Behandlung mit Aktivkohlefiltern und UV-Strahlen mikrobielle Verunreinigungen bekämpft worden sein.

Allerdings entspricht nach europäischem Recht eine solche Behandlung nicht den Qualitätsanforderungen für Mineralwasser. In Deutschland sind diese Anforderungen in der sogenannten Mineral- und Tafelwasserverordnung festgehalten. Als einziges Lebensmittel in Deutschland benötigt Mineralwasser eine amtliche Zulassung. Um die zu erhalten, muss es etliche Bedingungen erfüllen: so muss es aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen stammen, von ursprünglicher Reinheit und frei von Krankheitserregern sein. Es gibt strenge Grenzwerte für unerwünschte Stoffe wie Nitrat oder Uran. Besonders streng fallen diese aus, wenn das Mineralwasser zum Beispiel als geeignet zur Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgelobt werden soll.

Mineralwasser darf nur wenigen, genau definierten Behandlungsverfahren unterzogen werden. Dazu zählt etwa der Entzug von Eisen und Schwefel. Außer Kohlensäure dürfen keine weiteren Stoffe hinzugefügt werden. Es ist nicht erlaubt, Mineralwasser aus unterschiedlichen Quellen zu vermischen; es muss bereits am Quellort in die für die Verbraucher bestimmten Fertigpackungen abgefüllt werden.

Seit einigen Jahren gibt es im Handel auch „Bio-Mineralwasser“ zu kaufen. Diese Bezeichnung hat nichts mit der EU-Ökoverordnung zu tun, sondern wird als Marketinginstrument von einem Anbieterzusammenschluss sowie einem privaten Qualitätsinstitut genutzt. Die beiden Siegel haben unterschiedliche Kriterien, die in Teilen über die Mineralwasserverordnung hinausgehen und auch Aspekte wie Umweltschutz und soziale Nachhaltigkeit berücksichtigen.

Auf dem Etikett eines Mineralwassers muss stets auch eine chemische Analyse aufgedruckt sein. Wer die genauer liest und z.B. mit den Werten des eigenen Wasserversorgers vergleicht, kann feststellen, dass Mineralwässer – anders als man annehmen könnte – oft gar nicht stärker mineralisiert sind als Leitungswasser. Im Gegenteil, vor wenigen Jahren hat sich das Bundesinstitut für Risikobewertung sogar mit der Frage befasst, ob sehr niedrig mineralisierte Mineralwässer gesundheitlich problematisch sein könnten. Erfreulicherweise kam dabei heraus, dass sie als alleiniger Durstlöscher nur bei mehrstündiger körperlich anstrengender Betätigung oder bei einer sehr einseitigen Ernährung ungeeignet sind.

Wer im Restaurant Mineralwasser bestellt, sollte darauf achten, dass es in einer verschlossenen Flasche an den Tisch gebracht wird. Sonst könnte es sich auch um billigeres Tafel- oder Leitungswasser handeln. In Deutschland gibt es über 800 verschiedene Mineralwässer, trotzdem wird es reichlich importiert, etwa aus Italien, Österreich oder in Extremfällen aus Kanada oder Neuseeland. Das ist ökologisch absurd und immens teuer, importiertes Wasser bringt zudem keinerlei gesundheitlichen Mehrwert.

Wer keinen Wert darauf legt, Flaschen zu schleppen, kann anstelle von Mineralwasser ohne Bedenken auf Leitungswasser zurückgreifen. Denn auch Trinkwasser, also Leitungswasser aus dem Hahn, wird streng kontrolliert und muss etwa 40 verschiedene Grenzwerte einhalten.

Morgens oder nach längerer Abwesenheit sollte man vorsorglich das Stagnationswasser, also Wasser, das länger als vier Stunden in den hausinternen Leitungen gestanden hat, ablaufen lassen, bis kühles, frisches Wasser aus der Leitung kommt. Man kann das Stagnationswasser z.um zum Putzen oder Blumen gießen nutzen. Auch bei Flaschenwasser ist auf Hygiene zu achten: Angebrochene Flaschen sollte man im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb einiger Tage verbrauchen. Selbstverständlich verkeimt das Wasser schneller, wenn man direkt aus der Flasche trinkt, anstatt ein Glas zu benutzen.

Artikel 2 von 5