Was bringt ein Girokonto für Kinder?

von Redaktion

Alles im Griff: Kinder und Jungendliche müssen auch lernen, mit ihren eigenen Finanzen gut umzugehen. Für die ersten eigenen Schritte in der Bankenwelt eignen sich Kinder- und Jugendkonten. © Zacharie Scheurer/dpa

Das Girokonto ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für sämtliche Geldgeschäfte, insbesondere für Erwachsene. Für Kinder und Jugendliche ist es daher wichtig, den Umgang damit frühzeitig zu lernen. Für sie gibt es oft spezielle Girokonten mit besonderem Schutz – sogenannte Kinder- und Jugendkonten. Wie genau sie funktionieren und wo die Besonderheiten liegen, klären wir anhand wichtiger Fragen.

Was bringt Kindern und Jugendlichen ein eigenes Girokonto?

Ein Kinder- oder Jugendkonto ist ein Girokonto speziell für Heranwachsende. Eltern können darauf zum Beispiel das Taschengeld überweisen. So kann der Nachwuchs nach und nach den Umgang mit den eigenen Finanzen sowie mit Konto und Karte lernen – etwa beim Bezahlen mit der Karte oder beim Geldabheben am Automaten. Das Kinder- und Jugendkonto läuft auf Guthabenbasis. Das bedeutet: Ist das Konto nicht gedeckt, kommt der Nachwuchs auch nicht an Geld. Kartenzahlungen sind nur eingeschränkt möglich.

Wo liegen die Unterschiede zum normalen Girokonto?

Der größte Unterschied besteht darin, dass Kinder keinen Kredit haben dürfen. Ein Kinder- oder Jugendkonto hat also grundsätzlich keinen Dispo und auch keine Kreditkarte. „Das ist eine wichtige Schutzfunktion, damit junge Menschen ohne Schulden in ihre Volljährigkeit starten können“, erläutert Stefanie Zahrte vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband in Berlin. In diesem geschützten Rahmen können Kinder und Jugendliche sich also ausprobieren, ohne sich zu verschulden. Zudem gibt es auf viele Kinder- und Jugendgirokonten bis zu einem bestimmten Betrag Zinsen.

Wie hoch sind die Zinsen auf solchen Konten?

Nicht hoch. Bei einer Auswertung der Stiftung Warentest waren nur 68 von 166 Girokonten für Jugendliche und Kinder verzinst (Stand: Februar). Und bei diesen Angeboten lagen die Zinsen meist bei 0,5 Prozent oder weniger. Einige große und überregionale Banken wie DKB zahlten demnach gar keine Zinsen. Bei manchen regionalen Banken gibt es immerhin Lockangebote, doch auch hier sollte man sich das Kleingedruckte genau ansehen. So bietet das Girokonto Flex der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg zwar 0,5 Prozent Zins, das aber nur bis zu einem Kontoguthaben von 1000 Euro, bei der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim sind es 0,5 Prozent bis 500 Euro. Viele andere lokale Banken wie die Stadtsparkasse München, die Sparda-Bank München oder die PSD Bank München verzinsen das Guthaben laut Stiftung Warentest allerdings gar nicht.

Wem gehört das Geld auf dem Konto?

Das Konto sollte auf den Namen des Kindes oder Jugendlichen laufen. Das Konto beziehungsweise das Geld auf dem Konto gehört dem Nachwuchs. „Die gesetzlichen Vertreter des Kindes, in der Regel die Eltern, bleiben jedoch bis zur Volljährigkeit des Kindes verfügungsbefugt“, sagt Kathleen Altmann vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin. Sie können von dem Geld beispielsweise Wertpapiere für das Kind kaufen. Eltern legen in der Regel auch fest, ob das Kind eine Bankkarte zu seinem Konto bekommt. Aber: „Eltern müssen das Geld im Sinne des Kindes verwenden und dürfen es zum Beispiel nicht verleben“, erklärt Zahrte. Eltern seien vielmehr in der Pflicht, das Geld ihrer Kinder zu erhalten beziehungsweise zu vermehren.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, so ein Konto zu eröffnen – und auf wessen Namen läuft es?

„Den richtigen oder idealen Zeitpunkt für das erste Konto gibt es nicht“, sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. Eltern könnten es schon mit der Geburt einrichten, falls sie und die Großeltern für das Kind sparen möchten. Wenn Kinder anfangen, selbst zu rechnen, also etwa im Grundschulalter, könnte ein Kinderkonto infrage kommen. Ansonsten kann ein Girokonto ab 13 oder 14 sinnvoll sein, muss es aber nicht. „Spätestens wenn der erste Ferienjob, der Beginn einer Ausbildung oder das Studium vor der Tür stehen, ist das eigene Girokonto Pflicht“, so Mai.

Welche Kosten sind mit dem Kinder- und Jugendkonto verbunden?

Kosten für die Kontoführung sind je nach Bank oder Sparkasse verschieden – in der Regel sind Kinder- und Jugendkonten aber kostenfrei. Allerdings gibt es viele Dienstleistungen, die man kostenpflichtig hinzubuchen kann, bestimmte Karten zum Beispiel oder ein postalischer Versand der Kontoauszüge. Zudem können bei manchen Banken auch Servicegebühren für Abhebungen oder Buchungen anfallen.

Können Jugendliche die Konten auf Reisen nutzen?

In der Regel schon. Oft können Jugendliche im Ausland mit ihren Karten Geld abheben, manchmal sogar kostenlos. Viele Banken bieten sogar Prepaid-Kreditkarten für Reisen ins Ausland an. Mit ihnen kann man über einen vorher festgelegten Geldbetrag verfügen. Laut einer Auswertung der Stiftung Warentest war das immerhin bei 51 Konten der Fall. Ansonsten reichte die Kostenspanne von sechs bis 42 Euro pro Jahr. Eltern können dabei von zu Hause auch noch das Budget aufbessern, falls es doch schneller aufgebraucht ist als gedacht.

Haben die Kinderkonten auch Nachteile?

„Die beste Methode, den Umgang mit Geld zu lernen und den Wert des Geldes zu schätzen, ist und bleibt noch immer das Bargeld“, findet Verbraucherschützer Mai. Sein Rat: Eltern sollten ihre Kinder nicht zu früh an Konten und Karten gewöhnen. Das nehme ihnen die Möglichkeit, den verantwortungsvollen Umgang mit Bargeld zu erlernen und erhöhe die Gefahr, später zu früh in Kredit- und Dispofallen zu geraten.

Was ist mit dem Kinder- und Jugendkonto, wenn Heranwachsende volljährig werden?

Das auf den Namen des Heranwachsenden bestehende Konto läuft weiter. „Die Verfügungsberechtigung des oder der gesetzlichen Vertreter endet grundsätzlich mit der Volljährigkeit des oder der Minderjährigen“, sagt Altmann. Die IBAN bleibt in der Regel dieselbe, nur die gesetzliche Vollmacht der Eltern wird gelöscht. Ab diesem Zeitpunkt kann es grundsätzlich passieren, dass Gebühren für die Kontoführung anfallen.

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