Wegen des fehlenden Alkohols ist alkoholfreies Bier kalorienärmer als herkömmliches Bier. © Panthermedia
Alkoholfreies Bier musste über lange Jahre hinweg viel Spott ertragen. Es war bestenfalls für Autofahrer eine akzeptable Alternative und galt geschmacklich als fader Abklatsch des Originals. Diese Zeiten sind vorbei. In den vergangenen 15 Jahren verzeichnete der Deutsche Brauer Bund einen deutlichen Absatzanstieg. Im Handel wächst das Angebot an alkoholfreiem Bier und ebensolchen Biermischgetränken stetig. Dabei spielt vermutlich nicht nur ein wachsendes Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken von Alkohol eine Rolle. Auch geschmacklich hat das alkoholfreie Bier mittlerweile viele Skeptiker überzeugt.
Alkoholfreies Bier lässt sich prinzipiell auf zwei verschiedenen Wegen herstellen: Entweder wird der Alkohol nach dem Brauen entfernt oder man verhindert, dass der Alkohol beim Brauen überhaupt entsteht. Bei letzterem Verfahren kommen spezielle Hefen zum Einsatz, die beim Gärprozess wenig Alkohol produzieren. Zudem wird die Gärung rechtzeitig durch Kühlen gestoppt, bevor das Getränk einen Alkoholgehalt von 0,5 Volumenprozent erreicht. Hier liegt die Höchstgrenze für ein alkoholfreies Bier.
Zum Vergleich: In Fruchtsaft werden bis zu 0,38 Prozent Alkohol aus natürlichen Gärprozessen toleriert. Gesundheitlich bedenklich sind diese Mengen nicht. Auch die Fahrtauglichkeit wird dadurch nicht beeinträchtigt. Für Schwangere und Stillende empfiehlt es sich jedoch, im Handel gezielt nach Bieren zu suchen, die ausdrücklich null Prozent Alkohol enthalten. Die lassen sich zum Beispiel aus herkömmlichem Bier herstellen, dem man nach dem Brauen den entstandenen Alkohol durch Vakuum-Destillation wieder entzieht. Beim Destillieren verdampft der Alkohol, beim Vakuumverfahren nutzt man dafür einen fast luftleeren Raum. Das ermöglicht ein aromaschonendes Destillieren bei niedrigen Temperaturen.
Der Verzicht auf Alkohol ist in jedem Fall ein Plus für die Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass in Europa die Hälfte aller dem Alkohol zurechenbaren Krebsfälle auf sogenannten leichten bis moderaten Konsum zurückzuführen sind. Darunter versteht die WHO eine Alkoholmenge von bis zu 3,5 Liter Bier pro Woche. Alkohol ist zudem mit sieben Kilokalorien pro Gramm eine ziemliche Kalorienbombe. Alkoholfreies Bier ist deshalb kalorienärmer als herkömmliches Bier.
Auch im Vergleich zu Limonade und Cola schneidet alkoholfreies Bier besser ab und liegt etwa im Bereich von Fruchtsaftschorlen. Die genauen Nährwertangaben sind bei alkoholfreiem Bier auf dem Etikett ablesbar. Ein Vergleich unterschiedlicher Produkte lohnt sich für diejenigen, die sehr genau auf ihre Kalorienzufuhr achten. Denn je nach Brauverfahren können der Restzucker- und damit der Energiegehalt recht unterschiedlich ausfallen.
Das Alkoholfreie wird von etlichen Brauereien auch als optimales Getränk nach dem Sport beworben. Tatsächlich enthält es meist eine ähnliche Konzentration gelöster Teilchen wie Blut und ist damit isotonisch. Aus isotonischen Getränken kann der Körper besonders schnell Nährstoffe und Flüssigkeit im Darm aufnehmen. Alkoholfreies Bier enthält jedoch zu viel Kalium und zu wenig Natrium, um als ideales Sportgetränk zu gelten. Für Freizeitsportler ist es dennoch eine gute Alternative.
Nicht geeignet ist alkoholfreies Bier für trockene Alkoholiker, da bereits Geruch und Geschmack das Suchtgedächtnis triggern können und das Risiko eines Rückfalls erhöhen. Auch Kinder sollten präventiv nicht an den Biergeschmack gewöhnt werden. Für Gichtpatienten ist alkoholfreies Bier ebenfalls ungeeignet, da es wie herkömmliches Bier reich an Purinen ist.