Die Bullen regieren derzeit an den Börsen. Anleger profitieren von besseren Konjunkturaussichten, besonders Tech-Werte lieferten wieder. © IMAGO
Erfreuliche Konjunkturdaten und weitgehend ausbleibende weltpolitische Negativnachrichten beherrschten die Finanzmärkte im ersten Halbjahr. So legten die weltweiten Aktienbörsen im Schnitt neun Prozent zu. Trotz eines neuen Allzeithochs war der deutsche Aktienindex Dax auf Richtungssuche. Die Inflation stabilisiert sich oberhalb der Zwei-Prozent-Marke, und so nutzte die Europäische Zentralbank erstmals wieder die Gelegenheit, an der Zinsschraube nach unten zu drehen. Auch an den Rentenmärkten gingen die Zinsen für längere Laufzeiten leicht zurück. Wer auf Kryptowährungen gesetzt hatte, konnte sich über satte Kursgewinne freuen.
■ Positives Stimmungsbild
Die deutsche Konjunktur zeigt sich auf Erholungskurs. Das hat im ersten Halbjahr insbesondere die Aktienkurse beflügelt. Es ist zwar noch nicht alles perfekt, doch die Stimmungsindikatoren hellen sich auf. Insbesondere der ifo-Geschäftsklimaindex als Frühindikator für das Bruttoinlandsprodukt legte zu. Bei den Unternehmenszahlen der großen Firmen war die Tendenz erfreulich. Verschont blieben die Märkte von Negativnachrichten aufgrund von Kriegen und Krisen. Für Unsicherheit sorgte die politische Situation in Amerika. Die Märkte reagieren aber gelassen.
■ Rohstoffe
An den Rohstoffmärkten entwickelten sich die Notierungen tendenziell positiv. Etwas höher sind Ende Juni die Energiepreise. Der Preis für Gas stieg um acht Prozent, Öl der Sorte Brent kostet jetzt etwa 15 Prozent mehr als noch zum Jahreswechsel. Etwas billiger ist jetzt Heizöl, das im gleichen Zeitraum etwa drei Prozent nachgab. Bei den Agrarrohstoffen stiegen die Preise für Kakao (+ 120 Prozent), Orangensaft (+ 34 Prozent), Milch (+ 30 Prozent) und Kaffee (+ 20 Prozent). Deutlich weniger kostet Holz (- 16 Prozent). Tendenziell fester entwickelten sich die Edelmetalle. Der Goldpreis konnte sich mit einem Plus von 14 Prozent auf 2325 USD pro Unze nochmals verbessern, und auch Silber legte um 20 Prozent zu. Schwächer entwickelte sich der Preis für Palladium (- 17 Prozent).
■ Anleihen
Sparer können sich weiter über Zinsen auf kurzfristige Anlagen freuen. Die Konditionen für Geldmarktkonten und Tagesgelder waren aber rückläufig. Ursache dafür war, dass die Europäische Zentralbank an der Leitzinsschraube drehte. Dieser wurde im Juni von 4,50 auf 4,25 Prozent erstmals nach vielen Monaten wieder gesenkt. Hauptgrund dafür waren die Inflationsdaten. Die Preissteigerung im Euroland blieb im ersten Halbjahr im Euroland weiterhin oberhalb der Zwei-Prozent-Marke, stabilisierte sich aber bei etwa 2,4 Prozent. An den Rentenmärkten gab es bei den Kursen für Anleihen wenig Bewegung. Der richtungsweisende Bund-Future gab seit Januar etwa drei Prozent nach. Wer sein Geld in einer deutschen Staatsanleihe mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren angelegt hat, konnte sich über eine Rendite von rund 2,5 Prozent freuen. Die Umlaufrendite (mittlere und längere Laufzeiten) pendelte zwischen 1,9 und 2,75 Prozent und beendete das Halbjahr mit 2,5 Prozent.
■ Währungen
An den Devisenmärkten gab der Euro im Vergleich zum US-Dollar um knapp drei Prozent auf 1,07 USD nach. In Relation zum japanischen Yen hingegen legte die europäische Gemeinschaftswährung zehn Prozent zu. Bei den Kryptowährungen kam es zu einer Kursrallye. Der Bitcoin startete das Jahr mit rund 45 000 USD und durchbrach zeitweise die Marke von 71 800 USD. Im ersten Halbjahr gewann er 45 Prozent.
■ Deutsche Aktien
Die Aktienmärkte präsentierten sich hierzulande freundlich. Der Dax schwankte zwischen 16 700 Zählern (im Januar) und seinem neuen Allzeithoch bei 18 892 (im Mai). Am Ende des Halbjahres stand ein Plus von neun Prozent auf der Anzeigetafel. Etwa die Hälfte der Werte konnte ein Plus verbuchen, die restlichen 20 traten auf der Stelle oder waren auf der Verliererliste. Am besten entwickelte sich mit einem Plus von 104 Prozent die Siemens-Energy-Aktie. Ebenfalls oben auf der Gewinnerliste standen Rheinmetall (+ 72 Prozent), Commerzbank (+ 32 Prozent) und SAP (+ 30 Prozent). Die Liste der Dax-Verlierer führt der Pharma-Wert Sartorius mit einem Minus von 34 Prozent an. Ebenfalls sehr schwach entwickelten sich Continental (- 30 Prozent) und Bayer (- 22 Prozent).
Die Nebenwerte im MDax gaben mit einem Minus von fünf Prozent etwas nach. Der größte Gewinner war mit einem Plus von 42 Prozent die Aktie des Bauunternehmens Bilfinger. Ebenfalls gut im Rennen lag die Aktie von Traton (Automobile) die ein Plus von 38 Prozent verbuchen konnte. Die M-Dax-Verliererliste führen mit einem Minus von rund 64 Prozent der Lieferservice HelloFresh und der Biotechwert Evotec (-58 Prozent) an. Rund 52 Prozent verliert die Aktie des Halbleiter-Unternehmens Aixtron.
Der Technologie-Index TecDax trat auf der Stelle. Kursrakete war die Biotech-Aktie Morphosys (+ 107 Prozent). Auf der Verliererseite standen Adtran und VerBio (- 46 Prozent beziehungsweise – 38 Prozent).
Deutliche Kurssprünge gab es auch bei den kleineren Werten im SDax. Beispielsweise verbuchte die Hypoport-Aktie (Technologie-Plattform für Kreditwirtschaft) einen Gewinn von 72 Prozent.
■ Internationale Werte
Auch an den internationalen Aktienmärkten war die Stimmung tendenziell freundlich. Der weltweite MSCI-World-Index stieg um elf Prozent. In Amerika kletterte der Dow-Jones lediglich rund vier Prozent nach oben. Deutlicher höher war das Plus bei den Technologiewerten an der Nasdaq die im Schnitt 20 Prozent stiegen.