Reicht das Geld im Alter?

von Redaktion

Allein mit der gesetzlichen Rente lässt sich der Lebensstandard im Alter nicht aufrechterhalten. Hilfreich ist es, wenn das Eigenheim rechtzeitig abbezahlt ist und so die Ausgaben sinken. © Julia Steinbrecht, dpa

Das Wort klingt harmlos, hat im Alter aber große Konsequenzen: Die Rentenlücke entscheidet darüber, ob man im Ruhestand goldene Jahre verlebt oder in die Altersarmut verfällt. Mit ihr bezeichnet man die Differenz zwischen dem letzten Gehalt und der gesetzlichen Rente. Und die kann groß sein. Doch wie hoch ist die Rentenlücke? Und wie viel Geld braucht man, um sie zu schließen? Das kann man in einfachen Schritten überschlagen. Dabei sollte man eher zu vorsichtig als zu optimistisch kalkulieren.

■ Letztes Gehalt schätzen

Zunächst sollte man berechnen, was man ungefähr vor Renteneintritt verdienen wird. In den vergangenen 30 Jahren sind die Löhne im Schnitt pro Jahr um 2,7 Prozent gestiegen und ähnliche Werte erwarten Experten auch für die kommenden Jahre. Wer also sein letztes Gehalt ausrechnen will, nimmt die verbleibenden Arbeitsjahre und rechnet sein aktuelles Gehalt entsprechend hoch. So bleiben mögliche Beförderungen zwar außen vor – kommen diese, kann man sich aber freuen, dass man bisher zu vorsichtig kalkuliert hat. Ein Beispiel: Nimmt man das aktuelle Durchschnittsalter in Bayern, das laut Demografie-Portal der Länder bei 44 Jahren liegt, hat man bis zum gesetzlichen Rentenalter von 67 Jahren noch 23 Jahre zu arbeiten. Das mittlere Gehalt in Bayern liegt laut Bundesagentur für Arbeit bei rund 3800 Euro, das letzte Gehalt könnte in diesem Musterfall bei rund 7000 Euro liegen.

■ Rente überschlagen

Zweiter Schritt: Die Rente überschlagen. Das geht über die Renteninformation, die man ab dem Alter von 27 Jahren von der Rentenversicherung bekommt. Da aber auch sie eine grobe Kalkulation mit einigen Annahmen ist, kann man seine Rentenhöhe auch selbst schätzen. So liegt das Rentenniveau theoretisch derzeit bei 48 Prozent des letzten Gehalts, wenn man 45 Jahre lang in die Rentenkasse einbezahlt hat. Viele tun das nicht, weshalb das Portal Finanztipp auf Basis von Daten des Bundesamts für Statistik und der Rentenversicherung ein realistisches Rentenniveau berechnet hat. Für Bayern liegt es bei 39,4 Prozent. In unserem Musterbeispiel würde man also von 7000 Euro Bruttogehalt auf etwas mehr als 2750 Euro gesetzliche Rente fallen, wenn man abschlagsfrei mit 67 in Rente geht.

■ Weitere Einnahme

Viele sorgen neben der gesetzlichen Rente noch vor, unter anderem mit einer Betriebsrente oder einem Versorgungswerk sowie einer Riester-Rente. Viele tun beides – und man selbst sollte am besten wissen, in welche Altersvorsorge man zusätzlich einzahlt. Auch hier gibt es regelmäßige Bescheide, wie hoch die Zusatzrente im Alter sein wird. Laut der Zeitschrift Finanztest kann man als Durchschnittsverdiener im Schnitt aber knapp 500 Euro einkalkulieren. Aus den 2750 Euro in unserem Musterbeispiel würden so immerhin 3250 Euro.

■ Abgaben berücksichtigen

Doch Bruttosummen sagen wenig über die tatsächlichen Gelder aus, die man zur Verfügung hat. Deshalb sollte man auch Steuern und Abgaben überschlagen. Laut einer Erhebung der OECD liegt die Abgabenquote bei einem verheirateten Paar mit Kindern im Schnitt bei etwas über 40 Prozent. Aus 7000 Euro Bruttogehalt würden netto so 4200 Euro. Auch von den Renten gehen mindestens noch zehn Prozent an Kranken- und Pflegeversicherung sowie gegebenenfalls Steuern ab. Wer mit insgesamt 20 Prozent kalkuliert, könnte der Realität nahekommen – und von 3250 Euro Bruttorente 2600 Euro überwiesen bekommen.

■ Rentenlücke hochrechnen

Mit diesen Zahlen lässt sich bereits die Rentenlücke ausrechnen. In unserem vorsichtig geschätzten Beispiel würden 4200 Euro Verdienst einer Rente von 2600 Euro gegenüberstehen – eine Lücke von 1600 Euro im Monat. Und die fällt bis zum Lebensende an – bei Frauen liegt das laut Statistischem Bundesamt im Schnitt bei 83 Jahren, bei Männer bei 78 Jahren. Geht man optimistisch davon aus, dass man 85 Jahre alt wird, hätte man damit eine Rentenlücke von insgesamt 216 Monaten mit je 1600 Euro, also 345 600 Euro.

■ Sparplan einrichten

Doch wie stopft man so eine riesige Rentenlücke am besten? Finanzexperten sind sich weitgehend einig, dass Aktien ein gutes Mittel dafür sind. Wer langfristig über viele Jahre anlegt, muss die Schwankungen an den Börsen nicht fürchten und kann hohe Renditen erwarten. Zudem lassen sich über Sparpläne bei Direktbanken und Neobrokern ohne große Gebühren große Summen ansparen.

Um die gesamte Rentenlücke zu stopfen sind dennoch sehr große Anstrengungen nötig. In unserem Beispiel müsste ein 44-Jähriger pro Monat 570 Euro in einen ETF-Sparplan auf den globalen Aktienindex MSCI World einzahlen, wenn er in 23 Jahren seine komplette Rentenlücke von 345 600 Euro bis Renteneintritt stopfen will. Hier wurde eine Rendite von 6,3 Prozent zugrunde gelegt, was etwa dem durchschnittlichen Gewinn des MSCI World in den vergangenen 20 Jahren entspricht.

■ Realistisch bleiben

570 Euro zusätzlich für die Altersvorsorge im Monat? Das ist für die meisten Durchschnittsverdiener zu viel. Bleiben zwei Alternativen. Die erste: Früh anfangen, denn der Zinseszins wirkt erst mit den Jahren richtig und erleichtert das Ansparen immens. Wer statt 23 ganze 30 Jahre Zeit hat, stopft die Rentenlücke bis Renteneintritt schon mit 340 statt 570 Euro im Monat, bei 35 Jahren wären es sogar 240 Euro. Alternative zwei: Realistisch bleiben und die Ansprüche etwas herunterfahren. Man muss ja nicht die ganze Lücke füllen, es reicht auch ein Teil, um immerhin schon deutlich besser zu leben als ohne zusätzliche Altersvorsorge.

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