Für Häuslebauer können sich Bausparverträge lohnen, weil sie günstige Darlehenszinsen bieten. © Hauke-Christian Dittrich/dpa
Bei den Bausparkassen gibt es Niedrigzinsen wie in gefühlt längst vergangenen Zeiten. Die besten Tarife hat die Stiftung Warentest verglichen (Finanztest-Heft 05/2024). Im Vergleich werden zwei klare Testsieger gekürt, hier stimmen Tarif und Bausparsumme überein. „Finanztest“ hat für sechs Beispielmodelle die jeweils zehn günstigsten Bausparlösungen ermittelt.
Um sich ein Eigenheim zu bauen, zu modernisieren oder zu kaufen, ist oft ein Kredit notwendig. In Betracht kommt meist ein Bausparvertrag. Dieses Produkt kombiniert einen Sparplan mit einem Immobilienkredit. Bauspardarlehen sind mit Zinssätzen von etwa ein bis drei Prozent so attraktiv wie lange nicht mehr. Zum Vergleich: Die Zinsen für klassische zehnjährige Immobilienkredite liegen derzeit bei rund 3,7 Prozent und damit deutlich höher. Dagegen eignet sich ein solcher Vertrag weniger denn je als reine Geldanlage. Die meisten Bausparkassen zahlen auf Sparguthaben nur einen Minizins von 0,01 bis 0,25 Prozent. Umgerechnet sind das weniger Zinsen, als durch Abschluss- und Jahresgebühren gezahlt werden muss. Magere Sparzinsen bei günstigen Krediten. Das Fazit: Ein Bausparvertrag lohnt sich nur, um Immobilien zu kaufen oder zu modernisieren.
■ Bausparen in der Praxis
Voraussetzung für die Nutzung des Bausparvertrags ist ein Mindestguthaben von 30 bis 50 Prozent der Bausparsumme. Zusätzlich muss der jeweilige Vertrag eine ausreichend hohe Bewertungszahl erreichen. Diese Kennziffer ergibt sich aus einer monatlichen stichprobenhaften Bewertung der Sparleistung durch die Bausparkasse. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird ein Vertrag zugeteilt. Sparende können dann ihr Guthaben abrufen und ein günstiges Darlehen in Höhe der Differenz aus Bausparsumme und Guthaben aufnehmen. Der große Unterschied zu einem Bankkredit: Der Darlehenszinssatz steht schon heute fest und ist unabhängig von der Entwicklung des Kapitalmarkts.
■ Tarife im Test
Alles entscheidend dafür, dass sich ein Bausparvertrag auch wirklich lohnt, ist die Wahl des Tarifs und der Bausparsumme. Je nach Sparziel und finanziellen Möglichkeiten, kommen unterschiedliche Modelle infrage. In sechs von „Finanztest“ entwickelten Modellfällen, sollen die jeweils zehn günstigsten Bausparlösungen ermittelt werden. In den ersten vier Fällen, ist der Bau einer Immobilie in sechs, acht, zehn oder zwölf Jahren geplant. In den anderen Fällen planen Hauseigentümer Modernisierungen.
Die zwei klaren Testsieger laut „Finanztest“ sind die BHW und Signal Iduna. BHW liegt mit dem Tarif Wohnbausparen Plus FX2 dreimal an der Spitze, in fünf der sechs Testfälle gehört sie zu den drei besten Anbietern. Einziges Manko: Bei der langen Sparzeit von zwölf Jahren fällt der Tarif gegenüber der Konkurrenz ab. Signal Iduna kommt mit dem Tarif Freiraum F30 dreimal auf den ersten und einmal auf den zweiten Platz im Test. Vor allem bei langer Ansparzeit und in den Modernisierungsfällen mit Soforteinzahlung bietet der Tarif Vorteile. Die Tarife dieser beiden Bausparkassen zeichnen sich vor allem durch relativ niedrige Gebühren, flexible Tilgungsbeiträge und ein, im Vergleich zur Sparleistung, hohes Bauspardarlehen aus. Andere Bausparkassen wie Debeka, Wüstenrot, Alte Leipziger, Badenia und die Landesbausparkassen (LBS) Süd, NordWest und NordOst schaffen es nur in einem oder zwei Fällen unter die drei besten.
Ausgerechnet der Marktführer Schwäbisch Hall schneidet dagegen so schlecht ab, dass er nicht einmal in den Tabellen von Finanztest auftaucht. Die Bausparkasse gehörte in keinem Modellfall zu den zehn günstigsten Angeboten.
■ Was für und gegen Bausparen spricht
Für einen Bausparvertrag sprechen die niedrigen Darlehenszinsen und die garantierte Zinssicherheit. Es gibt keine Zinszuschläge für Kleindarlehen. Banken verlangen dagegen für Immobiliendarlehen unter 50 000 Euro oft hohe Zinsaufschläge. Bausparen wird staatlich gefördert durch Wohnungsbauprämien. Arbeitnehmer können zusätzlich eine Sparzulage beantragen, wenn vermögenswirksame Leistungen in den Vertrag fließen. In der Praxis könnte ein Arbeitnehmer-Ehepaar also bei einer zehnjährigen Sparzeit insgesamt bis zu 2260 Euro an Zulagen und Prämien bekommen.
Dagegen sprechen zum einen die niedrigen Guthabenzinsen und die hohen Gebühren. Außerdem ist ein Zuteilungstermin nicht garantiert. Das heißt, die Bausparkasse kann den Zeitpunkt bestimmen, wann die gesamte Bausparsumme ausgezahlt wird. Ein weiterer Nachteil ist, dass flexibles Sparen nur mit Zustimmung der Kasse möglich ist und dass hohe Tilgungen erforderlich sind.
Das Fazit: Es gibt keine Garantie dafür, ob sich Bausparen lohnen wird, da die Zinsentwicklung der kommenden Jahre nicht vorhersehbar ist. Das Beispiel von „Finanztest“ zeigt aber, dass ein günstiger Tarif eine Möglichkeit ist, sich gegen Zinsrisiken abzusichern. Die Chancen stehen gut, dass der Zinsvorteil in der Darlehensphase die Verluste in der Sparphase übersteigt. Außerdem decken Bauspardarlehen meist 60 bis 90 Prozent des Immobilienwerts ab. Banken verlangen für diesen Darlehensanteil deutliche Zinsaufschläge.
■ Vorsicht bei der Tarifauswahl
Das schwierigste für Bausparende ist allerdings, aus den mehr als 200 Tarifvarianten, den optimalen und günstigsten Tarif auszuwählen. Der Vergleich der Tarife untereinander ist sehr kompliziert, da diese aus so vielen verschiedenen Komponenten bestehen. Bausparkassen bieten selten den optimalen Bausparvertrag für die individuellen Bedürfnisse der Kunden an. Und: Sie erstellen oft Sparpläne mit Sparraten, die stark vom tariflichen Regelsparbeitrag abweichen (meist drei bis fünf Promille der Bausparsumme). Vor solchen Sparplänen warnt die Stiftung Warentest: Nach den Tarifbedingung können die Bausparkassen Zahlungen oberhalb des Regelsparbeitrags ablehnen und somit dauert es entsprechend länger, das Mindestguthaben anzusparen. Vorsicht ist auch geboten, wenn weniger als die Regelrate eingezahlt wird. Dann sind die Bausparkassen dazu berechtigt, Nachzahlungen zu fordern und zu kündigen, wenn der fehlende Betrag nicht rechtzeitig eingezahlt ist.
Stiftung Warentest empfiehlt, sich an den Testergebnissen für die Modellfälle zu orientieren und bei den jeweils günstigsten Bausparkassen, also BHW (Tarif Wohnbausparen Plus FX2) und Signal Iduna (Tarif Freiraum F30) individuelle Angebote einzuholen.