Größtes Stau-Wochenende droht

von Redaktion

Auf dem Weg in den Süden dürfte der Verkehr an diesem Wochenende oft stocken. Hier: Stau auf der A8 Richtung Brenner und Inntal-Autobahn beim Hofoldinger Forst. © Matthias Balk/dpa

Mit Beginn der Sommerferien in Bayern und Baden-Württemberg kann es heute besonders voll auf den Autobahnen Deutschlands werden. Größere Staus drohen nach Einschätzung des ADAC besonders am Nachmittag. Auch danach dürfte sich die Lage kaum entspannen: Der Automobilclub warnte vor einem der schlimmsten Stau-Wochenenden der Saison. „Der Sonntag dürfte genauso staureich werden wie der Samstag“, sagte eine Sprecherin. Die Autobahnen mit dem größten Staurisiko in beiden Richtungen sind dem ADAC zufolge unter anderem in den Großräumen Berlin, Hamburg und München. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Weshalb staut es sich gerade jetzt so stark?

Mit Bayern und Baden-Württemberg haben nun alle Bundesländer Ferien. „Aus Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern rollt die zweite Reisewelle“, analysierten die Auto-Experten. Zudem gibt es dem ADAC zufolge aktuell 1230 Baustellen auf den Autobahnen. Das ist zwar etwas weniger als vor einem Jahr, dafür wird an vielen neuralgischen Punkten auf dem Weg in Richtung Süden gebaut.

Wo drohen die größten Behinderungen?

Der ADAC warnt für fast alle klassischen Reiserouten Richtung Süden: die A8 Richtung Salzburg, die A9 Nürnberg-München, die A93 Inntaldreieck-Kufstein, die A95 München-Garmisch und die A96 München-Lindau. Auch auf Routen wie dem Fernpass oder dem Zirler Berg dürfte es lange Staus geben, zudem an Punkten wie dem Irschenberg, dem Inntal-Dreieck oder dem Pfänder-Tunnel und weiter südlich auch an Brenner, San Bernadino und auf der Tauernautobahn – also auf jeder Route Richtung Berge und Meer. Hinzu kommen Baustellen und Behinderungen: So gibt es zwei viele Kilometer lange Baustellen auf der A95 Richtung Garmisch, kurz danach ist auf der B2 Richtung Mittenwald und Zirler Berg wegen einer Baustelle eine Fahrspur gesperrt, was seit Wochen für lange Staus sorgt. Bei der Umfahrung von München bremst auf der A99 bei Aschheim eine Baustelle den Verkehr aus, etwas weiter wird auch auf der Inntalautobahn in Österreich gebaut und in der Schweiz ist die Route Richtung San Bernadino nur einspurig befahrbar. Auch Richtung Nord- und Ostsee dürfte es sich stauen.

Wie vermeidet man die größten Staus?

Um den größten Staus zu entgehen, sollten Urlauber möglichst nicht am Freitag, Samstag oder Sonntag losfahren. Allerdings ist diese Empfehlung für alle, die für diese Tage gebucht haben, wohl kaum umsetzbar. Wer an den Hauptreisetagen unterwegs ist, sollte erst ab dem späten Nachmittag losfahren, empfiehlt der Verkehrsclub. Außerdem sollte man deutlich mehr Zeit einplanen. Um Wartezeiten an den Mautstationen zu vermeiden, könne man notwendige Vignetten bereits vorab kaufen. Wer Routenplaner, Navi und App nutzt, kann womöglich den einen oder anderen Stau vermeiden oder weiß wenigstens, was auf ihn zukommt. Doch Vorsicht: In Österreich darf man die Autobahn oft nicht mehr verlassen, um Staus zu umfahren.

Was, wenn man doch in den Stau gerät?

Wer auf einen Stau zufährt, sollte das Tempo früh genug drosseln, die Warnblinker einschalten und auch nicht hektisch die Spur wechseln, rät der Auto Club Europa (ACE). Bei Fahrbahnverengungen sollte man zudem nach dem Reißverschluss-Prinzip einfädeln lassen. Schon bei stockendem Verkehr müssen Autofahrer eine Rettungsgasse bilden, damit etwa Notarzt- oder Polizeifahrzeuge schnell durchkommen können. Sie wird stets zwischen dem linken und den übrigen Fahrspuren gebildet. Wer sich nicht daran hält, riskiert ein Bußgeld von bis zu 320 Euro, zwei Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot, so der ADAC. Rechts überholen ist dann auf der Autobahn gestattet, wenn der Verkehr auf dem linken Fahrstreifen entweder stillsteht oder mit höchstens 60 km/h fährt. Bei stehendem Verkehr ist dafür eine maximale Geschwindigkeit von 20 km/h vorgesehen. Ist der Verkehr in Bewegung, darf die Differenzgeschwindigkeit beim Überholen maximal 20 km/h betragen. Demnach dürfen Fahrzeuge auf der rechten Spur der Autobahn höchstens 80 km/h schnell werden. Für regelwidrige Überholmanöver werden ein Bußgeld von 100 Euro und ein Punkt fällig.

Wie sollte man sich vorbereiten?

Da es am Wochenende heiß werden soll: viel Wasser und Getränke für die Fahrt mitnehmen. Auch etwas mehr Reiseproviant schadet nicht, immerhin sitzt man ja womöglich deutlich länger im Auto als geplant und eine Brotzeit kann die Zeit vertreiben. Wer Kinder dabei hat, sollte sich zudem überlegen, wie er die Langeweile im Auto besiegt und damit nervige Streitereien verhindert. Smartphone und Tablet sind eine Möglichkeit, Bücher, Spiele und Malsachen eine andere. Übrigens: Der Fahrer darf nur dann das Handy nutzen, wenn der Motor aus ist.

Darf man auf dem Pannenstreifen zur Ausfahrt?

Nein. Der Standstreifen auf der rechten Seite der Fahrbahn ist für Pannenfahrzeuge reserviert. Wer ihn nutzt, um darauf den Weg zur nächsten Autobahnausfahrt oder zur Raststätte abzukürzen, muss mit einem Bußgeld von mindestens 75 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. In der Regel darf er nicht einmal für die Bildung einer Rettungsgasse genutzt werden. Falls jedoch Verkehrszeichen die Nutzung des Standstreifens ausdrücklich erlauben, kann dieser wie ein rechter Fahrstreifen verwendet werden. Das ist auf der A8 Richtung Salzburg zum Beispiel immer wieder der Fall.

Was gehört noch zu den Stau-Tabus?

Nach vorn ist kein Ende des Staus in Sicht und die Abfahrt auf die rettende Landstraße ist noch im Rückspiegel zu erkennen: Wer Zeit sparen will, kann schnell mal auf schlechte Ideen kommen. Denn auf der Autobahn den Rückwärtsgang einzulegen oder das Fahrzeug zu wenden, ist grundsätzlich verboten. Nur in dem Sonderfall einer länger andauernden Vollsperrung kann die Polizei dazu aufrufen, den Verkehr von der Autobahn abzuleiten. Wer aber auf eigene Faust handelt, muss mit einer Geldbuße von bis zu 200 Euro, zwei Punkten und einem einmonatigen Fahrverbot rechnen.

Darf man im Stau aus dem Auto aussteigen?

Auch wenn sich nichts mehr bewegt und die Hitze das Auto langsam in eine Sauna verwandelt: Das Aussteigen auf der Autobahn ist verboten, es sei denn, es dient der Absicherung einer Unfallstelle. Hält die Verkehrsstörung doch mal länger an, wie bei einer Vollsperrung, zeigt die Polizei laut ADAC jedoch oftmals Nachsicht. Dennoch ist auch in diesem Fall größte Vorsicht geboten. Der ADAC empfiehlt, nah beim eigenen Fahrzeug zu bleiben und im Falle eines Unfalls die Arbeit der Rettungskräfte in keiner Form zu behindern. Ein anderes zuweilen brenzliges Thema ist davon auch betroffen. Denn was machen, wenn man mal „muss“? Leider – auch wenn es noch so dringlich ist – zählt der Toilettengang nicht als Notfall, für den man auf dem Seitenstreifen anhalten darf. Im Fall der Fälle muss wohl jeder selbst abwägen, wo die schlimmeren Konsequenzen drohen.

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