Fahrradanhänger sind oft ein Sicherheitsrisiko für Kinder. © Panthermedia
Ein Fahrradanhänger ist vor allem im Sommer eine praktische Möglichkeit, Kinder und sonstiges Gepäck zu befördern. Die Stiftung Warentest hat zehn solcher Anhänger zwischen 350 und 1300 Euro getestet. Doch im Test konnten die Kinderfahrradanhänger nicht überzeugen, im Gegenteil: Alle getesteten Modelle sind mangelhaft („test”-Heft 08/2024). Hauptursache für die schlechten Bewertungen sind Schadstoffe und mangelnde Sicherheit. „Die meisten enthalten verbotene Chemikalien, manche schützen Kinder bei Unfällen zu wenig und bei einem Anhänger brach obendrein die Deichsel“, kritisierten die Test-Experten und sprachen von einem „Totalausfall“. Fazit: „Wir können keinen der geprüften Fahrradanhänger empfehlen.“
■ Sicherheit
Vier von zehn Modellen sind im Sicherheitstest durchgefallen. Die Modelle Vaaya 2 und Keeke 1 von Croozer sowie der Coaster XT von Thule und der Cocoon von Hamax boten bei einem 180-Grad-Überschlag zu wenig oder keinen Platz zwischen Kopf und Boden. Außerdem berührte der Kopf der angeschnallten Dummie-Puppe in Seitenlage harte Bauteile in den Kabinen. Das beides kann bei Unfällen zu schweren Kopfverletzungen führen. Der Coaster XT von Thule hat auch den Dauertest der Stiftung Warentest nicht überstanden. Bei einem Exemplar brach im Test die Deichselkupplung, an einem weiteren Modell riss die Kupplung ein.
■ Probefahren
Wer sich trotz der Mängel für einen Fahrradanhänger entscheidet, sollte Folgendes beachten: Bevor Kinder in einem Anhänger das Erste Mal mitgenommen werden, empfiehlt die Stiftung Warentest, erst einmal ein paar Übungsrunden damit zu drehen, um sich mit dem neuen Fahrgefühl vertraut zu machen. Entgegen einzelner Anbieterempfehlungen rät die Stiftung Warentest davon ab, Kinder unter zwölf Monaten in die Anhänger zu setzen. Die Muskeln der Kinder seien noch nicht stark genug für die teilweise holprigen Fahrten. Außerdem wird empfohlen, den Kindern immer einen Helm anzuziehen und sie anzuschnallen, um sie beim abrupten Bremsen und bei Unfällen optimal zu schützen. Wimpel oder Fahnen sowie Lichter am Anhänger erhöhen die Sichtbarkeit und damit die Sicherheit im Straßenverkehr.
■ Schadstoffe
In neun von zehn Anhängern konnten in den Sitzbezügen oder Kabinenstoffen hohe Konzentrationen von per- und polyfluorierten Substanzen (kurz PFAS) nachgewiesen werden. Und das, obwohl diese seit Juli 2020 beziehungsweise Februar 2023 verboten sind. Das wird von der Stiftung mit „mangelhaft“ bewertet.
In dem Modell Coaster XT von Thule fanden sich Mengen an PFAS, die zwar gerade noch erlaubt sind, aber ebenfalls laut Stiftung Warentest verboten werden sollen. Hier wird die Note „ausreichend“ vergeben. Ein Gesundheitsrisiko für Kinder in den Anhängern besteht den Angaben zufolge aber nicht, allerdings sind die Stoffe ein Problem für die Umwelt (siehe Kasten).
In den Modellen Cocoon und Traveller von Hamax sowie dem Chariot Liete1 von Thule konnten noch weitere Schadstoffe nachgewiesen werden. Diese enthielten mehr polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), als es das GS-Zeichen für Geprüfte Sicherheit erlaubt. In den Sitzbezügen des Lite1 wurde im Prüflabor der Stiftung krebsverdächtiges Naphthalin und in den Gurten der beiden Hamax Anhänger Benzo(ghi)perlyn gefunden, das im Tierversuch erbgutverändernd wirkt.
Das Regenverdeck des Hamax Cocoon enthielt zudem hohe Mengen DPHP. Dieser Phthalat-Weichmacher schädigte im Tierversuch Schilddrüse und Hirnanhangdrüse. Große Mengen eben dieses DPHP konnten außerdem im Sichtfenster des Hamax Outback One nachgewiesen werden. In den Griffen desselben Modells konnten zusätzlich kurzkettige Chlorparaffine in Mengen oberhalb des EU-Grenzwerts festgestellt werden. Diese Stoffe stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.
Durch den Kauf von gebrauchten Anhängern wird laut Stiftung Warentest vermieden, dass neue PFAS in die Umwelt gelangen. Vor dem Kauf eines gebrauchten Anhängers sollten aber unbedingt Bremsen, Reifen und die Deichsel kontrolliert werden. Außerdem sollten keine Risse oder Dellen an dem Anhänger sein.
■ Reaktionen der Hersteller
Die Firma Croozer möchte die beiden Anhängermodelle Kid Vaaya 2 und Kid Keeke 1 3in1 überarbeiten und 2025 durch Nachfolgemodelle ersetzen. Die hohen PFAS-Gehalte haben Croozer nach eigenen Angaben überrascht. Die Firma Hamax konnte die Untersuchungsergebnisse der Stiftung Warentest nicht nachvollziehen. Eigene Prüfungen hätten keine Auffälligkeiten ergeben.
Der Hersteller Hauck reagierte mit einer Fehleranalyse, welche ergeben haben soll, welche Maßnahmen hinsichtlich des Modells Dryk Duo zu ergreifen seien. In Zukunft sollen wohl intensivere Kontrollen und Tests sicherstellen, dass ihre Anhänger frei von PFAS sind.
Der Hersteller Qeridoo gab an, die Produktion und den Verkauf des Anhängers Kidgoo 2 Fidlock Edition gestoppt zu haben, bis die Ursache für die hohen PFAS-Gehalte geklärt sei.
Thule teilte mit, aufgrund der Testergebnisse, eigene Prüfungen durchgeführt und keine Auffälligkeiten festgestellt zu haben. Die Textilien neu entwickelter Anhänger sollen den Angaben zufolge PFAS-frei sein.