Bahnfahrer haben`s schwer

von Redaktion

Alleingelassen werden Bahnkunden mitunter, wenn sie Anspruch auf Schadenersatz hätten. Doch auch sonst bekommt der Platzhirsch Deutsche Bahn vielfach schlechte Noten. © Christoph Soeder, dp

Die Stiftung Warentest ist Bahn gefahren – und kommt zu dem Ergebnis: Die Deutsche Bahn (DB) ist häufiger unpünktlich als pünktlich. Der Konkurrent Flixtrain stehe dem allerdings kaum nach, heißt es in der Zeitschrift „test“ (Ausgabe 9/2024).

24 der 40 getesteten DB-Züge kamen mehr als eine Minute zu spät an, im Schnitt betrugen die Verspätungen 35 Minuten. Bei Flix waren drei von zehn Zügen zu spät, und zwar im Durchschnitt 27 Minuten.

Die Tester, die acht DB-Fernverkehrsstrecken jeweils fünfmal abfuhren (bei Flixtrain nur die entsprechend angebotenen zwei Strecken), bemängelten außerdem den Umgang mit den Verspätungen: Oft wurde während der Reise nicht ausreichend informiert und auch die Erstattungspraxis im Nachgang gravierender Verspätungen ließ zu wünschen übrig.

So zahlte die DB in vier von fünf Fällen das zustehende Geld nicht innerhalb der gesetzlichen Frist von einem Monat aus, berichtet die Stiftung Warentest. Flix bewerteten die Prüfer hier nicht, weil es nur einen Erstattungsfall gegeben habe. Die DB sieht selbst Verbesserungsbedarf bei der Pünktlichkeit und verweist auf bereits angelaufene Generalsanierungen der wichtigsten Strecken. Mit der Sanierung werde das Schienennetz auch widerstandsfähiger gegen Extremwetterereignisse. Zudem sei bei Verspätungs-Erstattungen die digitale Antragstellung vereinfacht worden, betont die Bahn-Sprecherin. Rund 70 Prozent aller Einreichungen erfolgen demnach bereits digital, davon werde etwa die Hälfte innerhalb von zwei Tagen nach Eingang voll automatisiert abschließend bearbeitet.

Die Flix SE, der Betreiber von Flixtrain, nennt als wesentliche Ursache für Verspätungen die Infrastruktur, also etwa auch die Vorfahrt eines DB-Zuges. Man setze aber seit Beginn dieses Jahres neue Lokomotiven für mehr Verlässlichkeit ein. Das Fazit der Tester: Weder die Deutsche Bahn noch Flixtrain sind aktuell klar zu empfehlen, beide sind im Service-Test nur „befriedigend“, erreichen also die Schulnote 3. Die DB sei zu unpünktlich, biete aber im ICE mehr Komfort und deutlich besseres WLAN als die Flixtrain-Züge. Flixtrain wiederum sei stets günstiger, fahre aber nur auf wenigen Strecken. Damit der Zustand leichter zu ertragen ist, haben die Warentester haben auch ein paar Tipps für Fahrgäste.

■ Früh buchen

Bei der DB sollten man mindestens eine Woche im Voraus das Ticket buchen. Danach stiegen die Preise meist noch einmal deutlich an. Wer acht Wochen vor der Reise bucht, kann in der Regel noch einmal mehr sparen. Das gilt nicht immer für die Tickets mit Flexpreis, also Fahrscheine mit mit freier Zugwahl. Hier kann es durchaus sein, dass das Ticket kurz vor der Abreise günstiger ist.

■ Richtig buchen

Bei Flixtrain sollte man etwa einen Platz im Wagen 100 reservieren, heißt es zum Beispiel. Dort in der Mitte des Zuges scheine das Internet besser zu sein, zudem sei nur dieser Wagen klimatisiert. Auf einem anderen Platz hatte es im Test 31 Grad. Die Platzwahl kostet aber extra. Beim ICE bewerten die Tester den Komfort grundsätzlich besser.

■ Flexibel sein

In vielen Fällen lässt sich die Bahn die Flexibilität der freien Zugwahl teuer bezahlen. Die Sparpreise sind oft deutlich günstiger, aber eine bestimmte Verbindung gebunden.

■ Umstiege planen

Wenn der eine Zug Verspätung hat, verpasst man seinen Anschluss. Das Risiko lässt sich minimieren, indem man in der DB-App unter „Optionen“ die Umsteigezeit anpasst. Damit kann man unrealistische Anschlüsse ausschließen.

■ Ansprüche kennen

Reisende profitieren vom EU-Recht: Kommt der Zug erwartbar mindestens 20 Minuten zu spät, entfälltdie Zugbindung und Reisende können alle Züge des Anbieters nutzen. Ist der Zug mindestens 60 Minuten zu spät oder fällt aus, dürfen Reisende von der Fahrt zurücktreten und ihr Geld zurückfordern. Tritt man die Reise dennoch an, stehen den Reisenden ab einer Stunde Verspätung ein Viertel des Fahrpreises zu, ab zwei Stunden die Hälfte.
MAS/DPA