Heizöl nahe Jahrestief – Kriegssorgen wachsen

von Redaktion

Der Tanker wurde am Wochenende weiter beschossen, so das US-Außenministerium. © afp

Der Nahostkonflikt hinterlässt Spuren am Ölmarkt. Während eine anhaltend schwache globale Nachfrage den Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent vergangene Woche auf rund 76 Dollar gedrückt hatte, stiegen die Preise zwischen Mittwoch und Freitag wieder auf 79 Dollar. Zur Einordnung: 80 Dollar gelten vor allem für den großen Exporteur Saudi Arabien als gewünschte Erlösuntergrenze.

Zum Preisanstieg dürfte auch beigetragen haben, dass die geopolitischen Risiken im Nahen Osten sich erneut in Kriegshandlungen manifestiert haben. Der einem griechischen Unternehmen gehörende Tanker „MV Sounion“ mit 150 000 Tonnen Rohöl an Bord war am Mittwoch vor der Küste des Jemen von drei Geschossen getroffen worden. Die jemenitische Huthi-Miliz, Unterstützer der palästinensischen Hamas, hatte nach eigenen Angaben Drohnen und Raketen auf den Tanker abgefeuert.

Neben den wirtschaftlichen Folgen drohen ökologische: Die USA haben am Samstag vor der erhöhten Gefahr einer Umweltkatastrophe im Roten Meer gewarnt. Wegen der fortgesetzten Angriffe der Huthis drohten „eine Million Barrel“ (umgerechnet rund 56 000 Tonnen) Öl ins Rote Meer zu fließen, erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Dies entspreche in etwa dem Vierfachen der Menge, die nach der Havarie der „Exxon Valdez“ vor 25 Jahren ins Meer gelangt sei.

Die vom Iran unterstützte Miliz mache mit ihren seit Monaten andauernden Angriffen deutlich, dass sie „entschlossen ist, die Fischerei-Wirtschaft und die regionalen Ökosysteme zu zerstören, auf die die Jemeniten und andere Gemeinschaften in der Region für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind“, führte Miller aus.

Das ist bei Weitem nicht der erste Angriff der Huthi auf das Nadelöhr vor dem Suezkanal, aber wohl einer der schwereren. Einen ähnlichen Preissprung hatte es im Januar gegeben, als die Huthis am Roten Meer einen russischen Tanker und eine US-Basis angegriffen hatten. Neben dem Angriff dürfte aber auch eine normale Kurskorrektur die Schnäppchenpreise wieder nach oben gedreht haben. Denn trotz mauer Wirtschaftsdaten aus China und den USA halten etwa die Analysten der Commerzbank den jüngsten Abschlag für übertrieben und erwarten zum Jahresende 85 Dollar pro Barrel.

Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch verweist in einem Papier vom Freitag auch explizit auf die weiter bestehenden geopolitischen Risiken im Nahen Osten. Der Raketenangriff der Hisbollah auf Israel vom Samstag unterstreicht diese Warnung. Da Öl am Wochenende nicht gehandelt wird, wird sich erst am Montag zeigen, inwieweit diese neue Eskalationsstufe am Markt eingepreist wird.

Grundsätzlich sind die aktiven Kriegsparteien alle keine relevanten Ölförderer. Die Befürchtung ist jedoch, dass der pro-palästinensische Iran in das Kriegsgeschehen eingreifen und damit einen Flächenbrand im Nahen Osten auslösen könnte. Sollte der Ölfluss im Persischen Golf gestört werden, hält die Unicredit in einer früheren Schätzung auch 100 Dollar pro Fass für möglich.

Nichtsdestotrotz: Verbraucher können derzeit über Heizölpreise nahe dem Jahrestief nutzen, am Wochenende waren es in München 95 Cent bei 3000 Litern Abnahme, zeigen Daten des Vergleichsportals Heizöl24. Dessen Leiter Oliver Klapschus rät Heizölkunden grundsätzlich dazu, ihre Tanks vor dem Ende der Sommerferien zu füllen, da im Herbst üblicherweise die großen Immobilienverwalter Öl einkaufen. In Bayern enden die Sommerferien am 9. September.


MATTHIAS SCHNEIDER

MIT DPA

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