Es ist weniger in der Packung bei gleichem Preis oder die Zutatenliste zeigt die Verwendung billigerer Rohstoffe. Das sind zwei Erfahrungen, die Kunden im Supermarkt in den vergangenen Jahren immer wieder machen mussten. „Die Verbraucherzentralen haben im vergangenen Jahr so viele Mogelpackungen gefunden wie nie zuvor“, stellt die Chefin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Ramona Pop, fest. Neben solch verdeckten Preiserhöhungen gab es reihenweise auch offene. Bei der Preisentwicklung haben sich Nahrungsmittel damit von der allgemeinen Teuerung abgekoppelt. 2023 stiegen die allgemeinen Lebenshaltungskosten um 5,9 Prozent, während Verbraucher für Lebensmittel 12.4 Prozent mehr ausgeben mussten.
Warum das so ist, weiß wohl niemand genau. „Lebensmittelpreise sind eine Blackbox“, sagt Pop und will dies ändern. Der Verband plädiert für eine unabhängige Transparenzstelle, die einen Blick auf die Kosten aller an der Erzeugung, der Verarbeitung und am Vertrieb beteiligten Akteure offenlegt. So sollen ungerechtfertigte Preiserhöhungen schneller auffallen. Beispiele dafür gibt es in anderen Ländern bereits, etwa in Frankreich. Aus dem Bericht der dort zuständigen Stelle an das Parlament geht zum Beispiel hervor, dass von einem Liter H-Milch zum Ladenpreis von 88 Cent 24 Cent beim Bauern, 46 Cent bei den Verarbeitern und 23 Cent beim Handel landen. Dazu kommt noch die Mehrwertsteuer.
„Eine Preisbeobachtungsstelle kann unfaire Praktiken aufdecken und so Verbraucher vor zu hohen Preisen an der Ladentheke schützen“, hofft Pop. Die Bundesregierung müsse endlich Licht ins Dunkle bringen.
Ob die Umsetzung des Vorschlags auch möglich ist, hat der Verband von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) untersuchen lassen. Das Ergebnis wurde nun vorgestellt. Danach ist eine Beobachtung der Preisentwicklung entlang der gesamten Wertschöpfungskette bei Lebensmitteln umsetzbar. „Objektivität und Neutralität sind Voraussetzung für eine breite Akzeptanz der Ergebnisse“, sagt AMI-Studienautor Hans-Christoph Behr.
Behr zeigt anhand des Preises für ein Kilogramm Tomaten in Deutschland 2019, wie er transparent dargestellt werden kann. Die Verbraucher mussten 2,50 Euro dafür bezahlen. 17 Cent davon kassierte das Finanzamt an Mehrwertsteuer. Zwei Euro bezahlte der Händler beim Einkauf. Das machte eine Bruttomarge von 42 Cent für den Supermarkt.
Der Anbieter der Tomaten wiederumg erwab die Rohware für 1,17 Euro beim Erzeuger. Abzüglich seiner Kosten blieben 18 Cent als Marge übrig. Bei den Landwirten am Anfang der Kette kam ein Plus von 16 Cent heraus. Der Rest ging für die Kosten des Anbaus, der Ernte oder die Heizenergie drauf.
WOLFGANG MULKE