DIE BÖRSENWOCHE

Dax auf Rekordhoch: Alles wieder gut?

von Redaktion

Mit dem Sprung über die Marke von 18 950 Punkten erreichte der Dax, der Index der größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands, am Freitag einen neuen Allzeithöchststand. Ist also alles wieder gut in Deutschland? Nein, denn die im Dax zusammengefassten Unternehmen erwirtschaften zusammen nur rund 30 Prozent ihrer Umsätze im Inland. Viele von ihnen sind weitgehend unabhängig von der hiesigen Konjunktur, die nach wie vor nur sehr schleppend verläuft. So schrumpfte die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung im zweiten Quartal um 0,1 Prozent.

Umfragen zur Stimmungslage wie der ifo-Geschäftsklimaindex und das GfK-Konsumklima gaben zuletzt auf niedrigen Niveaus weiter nach. Die Geschäftslage wird seit Monaten als sehr schwierig beschrieben, während die noch im Frühjahr vorhandene Zuversicht auf eine baldige Konjunkturerholung nahezu verschwunden ist. Exporte, Investitionen und der private Konsum fallen immer schwächer aus, auch weil die Anzahl der Pleiten stetig zunimmt und die Arbeitslosigkeit sowie die Nutzung von Kurzarbeit langsam ansteigen. In der kommenden Woche werden die Julidaten zu Auftragseingängen und Produktion in der Industrie veröffentlicht, dürften aber das Gesamtbild kaum aufhellen.

Beflügelt werden die Aktienkurse von der Hoffnung auf sinkende Zinsen. Nach vorläufigen Berechnungen stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland im August um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Niedriger lag die Inflation zuletzt im März 2021. Auch auf Ebene der Eurozone sank die Teuerungsrate deutlich und liegt mit 2,2 Prozent nahe am Zielniveau der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent. Auf den ersten Blick scheint damit der Kampf gegen die Hochinflationsphase der letzten Jahre beendet zu sein.

Allerdings sind für die positive Entwicklung vor allem stark gesunkene Energiepreise verantwortlich. In der Eurozone liegt die Kernrate der Inflation noch bei 2,8 Prozent. Und in Deutschland steigen vor allem die Preise für Dienstleistungen mit 3,9 Prozent weit überdurchschnittlich. Trotz Risiken für eine künftig wieder steigende Inflation dürfte die EZB im September erneut die Leitzinsen senken.

Kurzfristig könnten Impulse für die Börsen aus den USA kommen. Dort versuchen die Anleger seit Monaten abzuwägen, wie stark die absehbare konjunkturelle Abkühlung ausfällt. Die Frage ist, ob die negativen Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne oder die positiven Effekte von erwarteten Leitzinssenkungen überwiegen. In diesem Kontext stehen besonders die neuesten ISM-Einkaufsmanagerindizes – die Pendants zum ifo-Geschäftsklimaindex – sowie der Arbeitsmarktbericht für August im Fokus. Anfang Juli hatte ein überraschend starker Anstieg der Arbeitslosigkeit zum zwischenzeitlichen Abverkauf an den Aktienbörsen beigetragen.

Diesmal könnte jedoch die Aussicht auf zeitnah sinkende Zinsen die Gemüter beruhigen.

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