Schokolade verteuerte sich seit 2020 um 47,3 Prozent. © pm
Zucker wurde sogar rund 80 Prozent teurer. © dpa
Mehl kostet 59,6 Prozent mehr. © dpa
In diesen Tagen kommen die ersten Weihnachtsprodukte in die Supermärkte, vier Monate vor dem Fest. Doch offenbar gibt es dafür genügend Abnehmer. © Henning Kaiser, dpa
Es ist heiß in Deutschland. In vielen Orten werden Temperaturen von 30 Grad und mehr erreicht. Bis zum Heiligabend sind es noch fast vier Monate, aber Weihnachten ist dennoch greifbar nah. Lebkuchen und Spekulatius liegen schon in den Regalen einiger Händler bereit.
Bei der Kundschaft polarisiert das Thema. Zwei Drittel lehnen einen Verkaufsstart im August ab, wie eine Yougov-Umfrage zeigt. Ebenso viele kaufen Weihnachtsgebäck wie Lebkuchen oder Plätzchen im Supermarkt demnach erst im November oder Dezember, 14 Prozent im Oktober. Nur jeder Zehnte kauft die Produkte früher, lediglich drei Prozent im August. Warum dann so früh? Die Frage stellen sich viele Verbraucher schon seit Jahren. „Das Angebot schafft sich seine Nachfrage“, sagt Handelsexperte Andreas Kaapke von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Der Handel würde die Produkte nicht verkaufen, wenn es sich nicht lohnte.
Daten des Marktforschungsunternehmens NIQ zeigen hingegen: Im August wurden in den vergangenen drei Jahren kaum Umsätze mit weihnachtlichem Saisongebäck erzielt, im September hingegen stiegen die Umsätze an.
Mit dem Ende der Urlaubszeit sei unter den Verbrauchern ein zunehmendes Interesse an den Artikeln zu verzeichnen, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels, Philipp Hennerkes. „Die geäußerte Meinung und das tatsächliche Kaufverhalten klaffen in manchen Bereichen immer mal wieder deutlich auseinander.“ Nicht nur er widerspricht dem Eindruck, dass das Gebäck jedes Jahr etwas früher in den Regalen liegt.
„Der Zeitpunkt hat sich in den vergangenen 25 Jahren nicht geändert“, sagt auch Rewe-Sprecher Andreas Krämer. Spekulatius, Printen, Lebkuchen und Christstollen gehen in diesen Tagen in den Verkauf. Einige Wochen später folgen Weihnachtsmänner, Pralinen und Adventskalender. In den Monaten September und Oktober verkaufe man jeweils deutlich mehr Weihnachtsgebäck als im Dezember, sagt Krämer. Am Anfang sei die Lust besonders groß und nehme dann langsam ab.
Der Discounter Aldi hat Lebkuchen und Dominosteine ab Ende August in den Regalen, Kaufland ebenfalls. „Viele unserer Kunden freuen sich schon das ganze Jahr über auf Weihnachten und wollen daher nicht nur in der Vorweihnachtszeit Plätzchen essen“, heißt es. Norma startet sogar zwischen Anfang und Mitte August. „Grundsätzlich stellen wir fest, dass das Weihnachtssortiment in ganz Deutschland bereits jetzt bei den Kunden gut ankommt“, teilt das Unternehmen mit.
Die Lambertz-Gruppe begann im Juni mit der Produktion von Printen, Lebkuchen und Stollen. Bis zu 10 000 Paletten täglich verlassen die Produktionslager. Unter anderem werden 700 Millionen Dominosteine und 720 Millionen Lebkuchen produziert. Nicht wenige Verbraucher wünschten sich, dass die Gebäcke ganzjährig angeboten werden, sagt Lambertz-Sprecher Martin Heinen..
Ein anderes Thema verträgt sich wenig mit vorweihnachtlicher Romantik. Konsumenten mussten zuletzt für viele Lebensmittel tiefer in die Tasche greifen. Bei den wichtigen Zutaten von Weihnachtsgebäck stiegen die Preise stark. Zucker war im Juli laut dem Statistischen Bundesamt mehr als 80 Prozent teurer als 2020, ebenso Weizenmehl (+ 59,6), Kakaopulver (+ 42,3) sowie Riegel oder andere Erzeugnisse aus Schokolade (+ 47,3). Branchenverbände verweisen auf die gestiegenen Kosten, auch für Energie und Logistik. Zu möglichen Preissteigerungen halten sie sich auf Nachfrage aber bedeckt. Lambertz-Sprecher Heinen rechnet damit, dass schokolierte Weihnachtsgebäcke mehr kosten werden. Die Menschen in Deutschland sind beim Einkaufen auch in diesem Jahr sehr auf Preise fokussiert, die Konsumstimmung ist immer noch schlecht.
Der Geschäftsführer von Lebkuchen Schmidt, Jürgen Brandstetter, zeigt sich dennoch zuversichtlich. „Gerade in diesen Zeiten wollen es die Menschen an Weihnachten schön haben.“