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Weintrauben: Auch Kerne sind gesund

von Redaktion

Trauben aus heimischem Anbau kommen im September auf den Markt. © Uwe Anspach, dpa

Im Spätsommer beginnt die Zeit der Tafeltrauben. Im Schnitt isst jeder Deutsche pro Jahr etwa fünf Kilogramm der süßen Früchte. Im Supermarkt sind Weintrauben das ganze Jahr über erhältlich, aber wer die empfindlichen Früchte nicht aus Südafrika oder Indien importiert essen möchte, muss etwa bis Juni warten. Dann kommen sie aus dem Mittelmeerraum zu uns, in weit geringerer Menge ab September auch aus deutscher Ernte.

Der Großteil der in Deutschland angebauten Trauben sind Keltertrauben, aus denen Wein gewonnen wird. Tafeltrauben für den Frischverzehr machen nur einen Bruchteil der Anbaufläche aus. Tafeltraubensorten haben in der Regel größere Beeren und wachsen weniger dicht gepackt als Keltertrauben. So kann man die Beeren besser abzupfen.

Keltertrauben enthalten in der Regel mehr Säure und mehr Zucker. Dazu stecken in ihren dickeren Schalen viele Gerbstoffe, die zum Aroma des Weins beitragen. Der Anbau von Tafeltrauben ist sehr anspruchsvoll, nicht zuletzt, weil die Verbraucher perfekte Beeren wünschen: nicht nur reif, prall und aromatisch sollen sie sein, auch Pigmentflecken oder andere optische Beeinträchtigungen sind unerwünscht – auch wenn sie keinen Einfluss auf den Geschmack haben. Die Ernte erfordert deshalb viel mehr Handarbeit als bei Keltertrauben. Anders als diese müssen Tafeltrauben zudem nach der Ernte sofort gekühlt werden.

Da Trauben nicht nachreifen, ist der optimale Erntezeitpunkt besonders wichtig, da die Früchte sonst weniger aromatisch sind. Die dünne, leicht wachsartige Schicht auf den Beeren, der sogenannte Duftfilm, ist ein Qualitätsmerkmal frischer Trauben. Da er eine natürliche Schutzschicht bildet, sollten Weintrauben erst unmittelbar vor dem Verzehr gewaschen werden. Das sollte man gründlich tun, am besten mit lauwarmem Wasser, um Verunreinigungen und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln zu entfernen. Nach dem Kauf kann man Trauben im Kühlschrank noch einige Tage aufbewahren.

Weintrauben enthalten B-Vitamine, Vitamin C und Ballaststoffe. Vor allem aber sind sie schnelle Energielieferanten. Durch den Gehalt an Frucht- und Traubenzucker enthalten sie etwa 70 Kilokalorien pro 100 Gramm. Im Vergleich zu Rosinen ist das wenig: in getrockneter Form schlagen Weintrauben mit etwa 300 Kilokalorien zu Buche.

Besonders beliebt sind kernlose und kernarme Traubensorten. Kernlose Sorten, wie die verbreitete „Thompson Seedless“, entstehen züchterisch aus Rebsorten, die von Natur aus einen höheren Anteil an kernlosen Weinbeeren haben als andere. Bei anderen Sorten bilden sich nur sehr kleine und weiche Kerne in den Beeren, die beim Essen kaum wahrgenommen werden. Bei manchen dieser Traubensorten ist es nötig, sie während der Wachstumsphase mit den Pflanzenhormonen zu besprühen, die von Natur aus eigentlich in den Kernen gebildet werden. Fehlen der Pflanze nämlich diese Hormone, bleiben die Beeren klein. Auch für den Menschen wären die Kerne der Weintrauben eine Bereicherung: sie enthalten besonders viele antioxidativ wirkende Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Flavonoide. Auch in den Schalen roter Trauben sind sie enthalten. Paradox: Extrakte aus Traubenkernen werden gezielt als Nahrungsergänzungsmittel zum Schutz der Zellen und Blutgefäße, für eine schöne Haut, zum Abnehmen und mit vielen weiteren – meist nicht belegbaren – Gesundheitsversprechen verkauft.

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