Es steht schlecht um die deutsche Wirtschaft, insbesondere um die Automobilindustrie. Die sich verschärfende Krise des Volkswagen-Konzerns ist dennoch bemerkenswert. Die VW-Vorzugsaktie kostet nur noch 93 Euro, nachdem sie in den letzten drei Jahren 54 Prozent Kursverlust erlitten hat. Jetzt sollen erstmals Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen umgesetzt werden. Politik und Gewerkschaft sind entsetzt.
Sicher hat VW die Besonderheit, einerseits durch die Folgen des Diesel-Skandals einen Gesamtschaden von 32 Milliarden Euro verkraften zu müssen und andererseits stark abhängig von dem für alle westlichen Automobilkonzerne kriselnden Markt in China zu sein. Dennoch verwundert die desaströse wirtschaftliche Entwicklung, schließlich mauserte sich VW seit 2016, nach dem Diesel-Skandal, zum politischen Vorzeigekonzern.
Kaum ein Unternehmen orientierte sich so stark wie Volkswagen an den politisch vorgegebenen Zielen. Radikaler Umbau auf E-Mobilität, gepaart mit den höchsten Löhnen und besten Arbeitsbedingungen in der Branche. Und nebenbei auch noch Vorreiter im Diversity-Management und sonstigen politisch herausragenden Aktionen wie dem zwischenzeitlichen Currywurst-Verbot in der Kantine. Eigentlich stand dem Heiligenschein nur noch ein Werk in der Uiguren-Region im Weg.
Der Verdacht, dass diese Ausrichtung an politischen Wünschen statt einer Konzentration auf die Kundenwünsche einen Anteil am Niedergang hat, ist naheliegend, und VW wäre nicht das erste Opfer einer zu starken Politisierung der Geschäftstätigkeiten. Da verwundert es nicht, dass sich andere Unternehmen wieder stärker am Kundenbedarfs, statt an den Forderungen von Nicht-Regierungs-Organisationen ausrichten.
Bei der Hauptversammlung von Nestlé ist jüngst der Antrag mit deutlicher Mehrheit abgelehnt worden, das Management zur Produktion gesünderer Lebensmittel zu verpflichten. Ein Vertreter von Nestlé meinte dazu: „Es gibt drei Gründe, warum sich Verbraucher für ein Lebensmittel entscheiden: Salz, Zucker und Fett“. Gleiches beim Rohstoffkonzern Glencore, der die eigentlich schon getroffene Entscheidung das Kohlegeschäft zu verkaufen wieder zurückgenommen hat.
Es nützt alles nichts, Unternehmen müssen sich im harten Wettbewerb behaupten und dafür müssen die Bedürfnisse der Kunden bei möglichst effizientem Ressourceneinsatz möglichst gut bedient werden. Das sollte man Unternehmen nicht vorwerfen.